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Futter und Tierwohl beim Schwein – Eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse
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Der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung hat die Zusammenhänge zwischen Futter, Fütterung und Tierwohl beim Schwein in den DLG-Merkblättern 463 und 464 „Fütterung und Tierwohl beim Schwein“ ausführlich behandelt und veröffentlicht. Neben dem aktuellen Wissensstand zu diesem Thema wurden bereits gesammelte Erfahrungen aus der konventionellen und biologischen Schweinehaltung berücksichtigt.

Teil A (DLG-Merkblatt 463) geht den Fragen zum Einfluss von „Futter, Fütterung und Faserstoffversorgung“ nach, Teil B (DLG-Merkblatt 464) beschäftigt sich mit der „Wasserversorgung und Futterhygiene“. Die beiden Publikationen sollen als Nachschlagewerke für die Fütterungspraxis dienen und Landwirten und Fütterungsberatern wichtige Fragen zu den genannten Punkten schnell beantworten können.

Einfluss der Fütterung auf das Tierwohl

Ausgeklügelte Futter, Fütterungsstrategien und Rationszusammenstellungen wirken sich auf das Tierwohl und das Verhalten von Schweinen maßgeblich aus. Ziel der Tierernährung ist es dabei, mit ausgewogenen, auf die Erhaltung von Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Tiere abgestimmten Futtermitteln ebenso für ein gutes Wohlbefinden des Tieres zu sorgen. Derzeit rückt vor allem das Schwein mit seinen Bedürfnissen in Wissenschaft und Beratung stärker in den Fokus. Tierwohl mindernde Inhaltsstoffe einzelner Komponenten werden stärker betrachtet und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Inhaltsstoffen und Zusatzstoffen besonders beachtet.

Fütterungsstrategien richten sich immer mehr am Bedarf des Tieres aus

Gezielt wird auf die Definitionen der gebräuchlichen Begriffe wie Tierwohl und Tierverhalten eingegangen. Darin eingebettet wird das ´normale´ Verhalten beschrieben und erläutert, wie dieses zu messen ist. Dazu wird ebenso auf typische Verhaltensabweichungen eingegangen. Futtersuche und Futteraufnahme stellen hierbei wesentliche Verhaltensbereiche dar.

Im Hinblick auf die Möglichkeiten der Beeinflussung des Verhaltens und des Tierwohls durch Fütterung, Futter, Nährstoffe, Verdauung und Verwertung werden die einzelnen Interaktionen herausgearbeitet und Empfehlungen zur Vermeidung von Abweichungen gegeben. Dies bezieht sich im Wesentlichen auf Futtervorlagestrategien, den Einfluss von Einzelfuttermitteln und Rohnährstoffen und im Speziellen der Versorgung mit Energie, Protein und Aminosäuren, Fett und mittelkettigen Fettsäuren sowie Vitaminen, Mineral- und Wirkstoffen.

Zusätzlich zu diesen wertbestimmenden Inhaltsstoffen spielt insbesondere die breite Palette von Kohlenhydraten, die als Nichtstärkepolysaccharide und Faserstoffe bekannt sind, eine herausragende und zunehmend entscheidende Rolle für das Wohlbefinden des Tieres. Besonders zu beachten sind Pektine, Cellulose, Hemicellulose, β-Glucane und Fructane sowie Oligosaccharide und Stärke, die nicht im Dünndarm abgebaut werden.

Darmbakterien haben Einfluss auf Tierwohl

Im Einzelnen werden die verschiedenen Faserstoffe vorgestellt, eingeteilt und bewertet sowie die Versorgung mit Faserstoffen anhand der Wirkung und des Abbaus der Faserstoffe erläutert. Durch die bakterielle Fermentation der Faserbestandteile im Verdauungstrakt werden beispielsweise Milch-, Essig-, Butter- und/oder Propionsäure gebildet, die sowohl auf das Tier direkt als auch auf die im Darm angesiedelte Mikrobiota und somit das darmassoziierte Immunsystem wirken. Dies führt zu einer positiven Beeinflussung des Darmmilieus und kann sich günstig auf das „Gemüt“ der Schweine auswirken. Die Tiere sind vielfach ruhiger. In diesem Zusammenhang wird auch die Futterstruktur und der Vermahlungsgrad im Kontext mit dem Wasserhaltevermögen besprochen.

Was bringt Beschäftigungsfutter?

Darüber hinaus wird das Potential von zusätzlichem Beschäftigungsmaterial und Beschäftigungsfutter hinsichtlich des damit verbundenen Faserstoffangebotes und den resultierenden Beschäftigungseffekten erörtert und dabei auch ein Blick auf die Technik zum Verabreichen von Beschäftigungsfutter gerichtet. Die zusammengetragenen Erkenntnisse werden in der Praxis in zunehmendem Umfang bereits erfolgreich umgesetzt, die erarbeiteten Innovationen greifen.

Beschäftigungs- oder rohfaserreiches Futter reduziert nachweislich das Schwanzbeißgeschehen

Wasserversorgung

Tränkwasser ist als wichtigstes Futtermittel anzusehen und muss dem Nutztier vor dem Hintergrund des Tierwohls stets in ausreichender Menge und hochwertiger Qualität angeboten werden. So muss ein Tier mindestens die doppelte Menge an Wasser pro Tag im Vergleich zum lufttrocknen Futter bei normalen äußeren Klimabedingungen aufnehmen können. Der Wasserbedarf kann sich unter dem Einfluss von Hitze in Abhängigkeit der Haltungsbedingungen aber noch stark erhöhen. Ebenso muss die Wasserversorgung unter kalten Temperaturen sichergestellt werden.

Gutes und leicht aufnehmbares Wasser ist Grundvoraussetzung für eine tiergerechte Fütterung

Neben der Schmackhaftigkeit müssen die Verträglichkeit und die technische Verwendbarkeit des Wassers zur Absicherung der Gesundheit der Tiere und der Unbedenklichkeit der Lebensmittel aus tierischer Herkunft beachtet werden. Mangelnde Wasserqualitäten führen zu stark reduzierter Wasser- aber auch Futteraufnahme und damit zu einer Beeinträchtigung des Tierwohls und der Leistung. Ein regelmäßiger Wassercheck von der Quelle bis zur Tränke ist mindestens einmal jährlich als gute fachliche Praxis durchzuführen.

Hygiene in der Fütterung

Hinsichtlich der Qualität der Futtermittel muss neben den Gehalten an Energie, Haupt- und Mikronährstoffen ein zentraler Blick auf die hygienische Beschaffenheit gerichtet werden, da hierdurch ein wichtiger Beitrag zur Gesunderhaltung der Tiere, Tierwohl und auch Absicherung der hygienischen Qualität der Lebensmittel geleistet wird. Zur Beurteilung des Hygienestatus in Futter und Fütterung können eine Reihe von Kriterien wie beispielsweise Verunreinigungen des Futters mit Sand oder Nagerkot sowie Vorratsschädlingen oder Mikroorganismen bis hin zu deren Toxinen herangezogen werden.

Zu den unerwünschten Mikroorganismen zählen neben Hefen und Bakterien vor allem die Schimmelpilze, die mit ihren Mykotoxinen Gesundheit, Fruchtbarkeit und Wohlergehen erheblich beeinträchtigen können. Im Merkblatt werden zahlreiche Hinweise und Orientierungswerte zur Beurteilung der mikrobiologisch-hygienischen Beschaffenheit von Futtermitteln gegeben.

Nur hygienisch einwandfreies Futter kann hohe Leistungen garantieren

Nachschlagewerke für Beratung und Praxis

Darüber hinaus werden konkrete Empfehlungen zu Konservierung, Behandlung, Haltbarkeit und Fermentation von Futtermitteln ausgesprochen. Die Sammlung dieser Empfehlungen soll als Nachschlagewerk für die Fütterungspraxis dienen und Landwirten und Fütterungsberatern wichtige Fragen zu den genannten Punkten schnell beantworten können.

Dies ist gerade für die Futteraufbereitung durch Fermentation wichtig, die als relativ neue Methode besondere Aufmerksamkeit erfordert. Über die sogenannte „kontrollierte Fermentation“ kann eine Steigerung der Verdaulichkeit und damit verbunden eine Verbesserung der Futter- und Ressourceneffizienz erreicht werden. Zusätzlich ist von einer positiven Wirkung auf die Darmgesundheit und anknüpfend einem vermutlich intakteren Immunsystem auszugehen, woraus auch ein günstiger Einfluss auf Verhalten und Tierwohl resultiert.

Die Fermentation von Futter erhöht die Ressourceneffizienz

Die vorgestellten Tierwohl fördernden Maßnahmen und Vorgehen sollten durch ein regelmäßiges Controlling (messen und steuern) stets kritisch begleitet werden. Denn nur die komplette Optimierung dieser „Lieferketten“ vom Acker bis in den Trog des Tieres kann eine hygienisch einwandfreie Versorgung der Tiere mit Wasser und Futter sicherstellen. Dazu stehen bewährte und erprobte Untersuchungsmethoden und Bewertungsschemata für die Wasserqualität und die Futterbeschaffenheit zur Verfügung.

Der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung erarbeitet im intensiven fachlichen Austausch der Beteiligten aus Wissenschaft, Beratung, Analytik und Wirtschaft allgemeingültige Fütterungsempfehlungen. Die Merkblätter sind unter www.dlg.org/merkblaetter verfügbar.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Detlef Kampf
Tel.: 069/24 788-320
E-Mail: d.kampf@dlg.org