Der ersten Schnitte der Grassilageernte 2023 sind abgeschlossen und werden bereits verfüttert. Die durchgeführten Analysen der Grassilagen des 1. Schnittes lassen folgende Rückschlüsse auf die Qualität zu.
Ergebnisse der Grassilage Ernte 2023
Trockensubstanz
Der Trockensubstanzgehalt liegt im Mittel zwischen 30% und 38% und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Die höchsten Werte zeigten sich in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz (38% und 37%). Die Silagen in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen weisen dagegen deutlich niedrigere Trockensubstanzgehalte auf (30%, 31% und 32%). Silagen mit hohen Trockensubstanzgehalten sind schwerer zu verdichten und anfälliger für die Bildung von Hefen und Schimmelpilzen.
Energiegehalt
Der Energiegehalt der Grassilagen liegt in den meisten Bundesländern 6,0-6,4 MJ NEL/kg TM auf dem Niveau des Vorjahres und damit immer noch deutlich unter dem Optimum (6,4-6,8 MJ NEL/kg TS) für Grassilagen, welche an laktierende Rinder verfüttert werden soll. Die Ausnahmen bilden hier die Grassilagen in Bayern (5,8 MJ NEL/kg TM) und Brandenburg (5,6 MJ NEL/kg TM). Die großen Reserven bei der Erzeugung von hochwertigen Grassilagen zeigen sich auch bei den 25% „schlechtesten“ Silagen. Hier liegen die mittleren Energiegehalte zwischen 4,9 und 5,9 MJ NEL/kg TM (Tab. 2). Der Abstand zu den 25% besten Silagen beträgt immerhin bis zu 1,4 MJ NEL/kg TM. Hintergrund ist der in vielen Fällen (witterungsbedingte) zu späte Schnitt. Mit diesen Energiegehalten sind die Silagen zwar noch sehr gut im Jungrinderbereich einsetzbar, nicht jedoch bei laktierenden Kühen. Eine Ergänzung mit energiereichen Konzentraten ist hier zwingend notwendig, wenn auch teuer.
Rohproteingehalt
Der Rohproteingehalt liegt in diesem Jahr mit 131 – 156 g/kg TM auf dem Niveau von 2022, aber deutlich über den Werten der Jahres 2021 (125 – 151 g/kg TM). Am besten schneiden die Silagen in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg ab. Hier liegt der Mittelwert bei 146 bzw. 156 g/kg TM. Vor allem die energiearmen Silagen liegen bei kleiner 13 % Rohprotein in der Trockensubstanz (Tab. 2, 112 – 134 g/kg TM). Das bedeutet, dass bei diesen Silagen auch im Jungrinder- und Trockensteherbereich Rohprotein zugefüttert werden muss. Der niedrigere Gehalt ist in vielen Fällen auf den zu späten Erntezeitpunkt zurückzuführen. Rohprotein ist ein wertbestimmender Inhaltsstoff für Grassilagen und relativ teuer im Zukauf. Ziel sollten 160 bis 180 g/kg TM sein, wenn Grassilage an laktierende Kühe verfüttert werden soll. Hier liegt für viele Betriebe in diesem Jahr eine große Herausforderung, zumal die Kosten für den Zukauf von Rohprotein deutlich gestiegen sind. Neben einer regelmäßigen Futtermittelanalytik, Rationsberechnung und einem strengen Fütterungscontrolling sollten auch Strategien zur Proteinabsenkung in der Ration in Betracht gezogen werden (N-angepasste bzw. N-reduzierte Fütterung). Die Ausnahme bilden hier die Silagen aus Mecklenburg-Vorpommern, wo auch die energieärmeren Silagen noch einen Rohproteingehalt von 149 g/kg TM aufweisen.
Fasergehalt
Aufgrund eines häufig optimalen Erntetermins liegen die Fasergehalte (Rohfaser, ADFom, NDFom) auf dem Niveau des Vorjahres (vgl. Tab. 1). Dies erleichtert bei der Rationsberechnung die Absicherung der Energieversorgung, bei gleichzeitiger Absicherung der notwendigen Mengen an strukturwirksamer Faser und einer hohen Futteraufnahme. Die niedrigsten Rohfasergehalte weisen die Proben in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern mit 235 g Rohfaser/kg TM bzw. 232 g Rohfaser/kg TM auf. Bei 25 % besten Silagen liegt der Mittelwert bei 217 - 238 Rohfaser/kg TM bzw. 390 - 450 g NDFom/kg TM. Ein Hinweis, dass das Gras zum optimalen Zeitpunkt geschnitten worden. Hier ergibt sich bei der Rationsberechnung wenige Probleme die Versorgung mit strukturwirksamer Faser abzusichern.
Zuckergehalt
Der Zuckergehalt ist mit 28 – 72 g/kg TM auf dem Niveau des Vorjahres. Dies ist durchaus positiv zu sehen, da Zucker ein wichtiger Energielieferant für die Pansenbakterien ist. Die höchsten Werte zeigten sich in Sachsen und Brandenburg (72 und 63 g/kg TM %). Die Silagen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen weisen dagegen deutlich niedrigere Trockensubstanzgehalte auf (28 und 31 g/kg TM). In Sachsen liegt der Mittelwert für den Zuckergehalt der 25 % besten Silagen bei 123 g/kg TM (Tab.2). Hier kann es bei der Rationsberechnung zu Restriktionen kommen. Ursache für den hohen Zuckergehalt ist der sehr frühe Schnitt.
Rohaschegehalt
Der Rohaschegehalt liegt mit 84 – 106 g/kg TM in einem normalen Gehalt und ohne größere Unterschiede zwischen den Regionen. Dies gilt auch für den Rohaschegehalt der 25 % besten 25 % schlechtesten Silagen. Dies zeigt, dass es weitestgehend gelungen ist, dass Grüngut sauber einzufahren.
Mineralstoffgehalte
Der Gehalt an Mineralstoffen ist unauffällig und entspricht einer typischen Grassilage. Der Phosphorgehalt ist mit über 3 g/kg TM hoch und ermöglicht damit in vielen Fällen einen Verzicht auf ein Phosphorergänzung der Ration. Bei den 25 % schlechtesten, also spät geschnittenen, Silagen liegt der mittlere Phosphorgehalt bei 3,2 g/kg TM (2,8-3,5 g/kg TM, Tab. 2). Die Ausnahme bilden die Silagen in Mecklenburg-Vorpommern mit 2,4 g/kg TM (Tab. 2). Dies kann dazu führen, dass bei dem Einsatz einer solchen Silage wieder auf ein P-reiches Mineralfutter zurückgegriffen werden muss. Der Gehalt an Kalium liegt typischerweise deutlich über 25 g/kg TM. Dies muss bei der Trockensteherfütterung beachtet werden.
Nur in wenigen Regionen konnte im Mittel mit 6,4 MJ NEL/kg TM ein optimaler Energiegehalt erzielt werden. Viele Silagen liegen deutlich darunter, mit der Folge, dass die fehlende Energie durch den Einsatz von Konzentraten ausgeglichen werden muss. Nach wie vor ist auch der Rohproteingehalt mit <15% deutlich zu niedrig. Dies muss bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden. Bei Silagen mit einem schlechten und sehr schlechten Konserviererfolg können Restriktionen in der Einsatzmenge notwendig sein. Dies ist mit dem Fütterungsberater und gff. Tierarzt abzustimmen.
Tab.2: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2023, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt
DER DIREKTE DRAHT
Dr. Wolfram Richardt
Leiter Landwirtschaftliches Untersuchungswesen
LKS – Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH
E-mail: wolfram.richardt(at)lks-mbh.com
Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:
Rheinland-Pfalz: Dr. Thomas Priesmann, Tel. 06561 9480435
Nordrhein-Westfalen: Christian Böttger, Tel. 02945 989727
Niedersachsen: Werner Müller, Tel. 0441 801850
Brandenburg: Bianka Boss, Tel. 033433 65660
Mecklenburg-Vorpommern: Dr. Sandra Hoedtke, Tel. 0381 2030724
Baden-Württemberg Christof Löffler, Tel. 07525 942352
Bayern: Jennifer Brandl, Tel. 08161 86407413