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Einfluss unterschiedlicher Tränkevarianten auf den Gesundheitsstatus und die Zuwachsleistung in der Fresseraufzucht
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Judith Galster und Leonhard Durst von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf befassen sich im aktuellen Beitrag mit dem Einfluss unterschiedlicher Tränkevarianten auf den Gesundheitsstatus und die Zuwachsleistung in der Fresseraufzucht. Hier werden meist ca. 80 kg schwere zugekaufte (Fleckvieh-) Kälber während einer 6- bis 8-wöchigen Tränkephase allmählich an die Aufnahme von Grobfutter gewöhnt. Nach Erreichen eines Gewichts von ca. 200-250 kg werden die Tiere i.d.R. an spezialisierte Mastbetriebe weiterverkauft oder auch im eigenen Betrieb ausgemästet.

In der Fresseraufzucht werden meist ca. 80 kg schwere zugekaufte (Fleckvieh-) Kälber während einer 6- bis 8-wöchigen Tränkephase allmählich an die Aufnahme von Grobfutter gewöhnt. Nach Erreichen eines Gewichts von ca. 200-250 kg werden die Tiere i.d.R. an spezialisierte Mastbetriebe weiterverkauft oder auch im eigenen Betrieb ausgemästet.

Bei diesem Verfahren besteht die Herausforderung darin, durch ein sehr gutes Management der Kälbertränke und eine darauf abgestimmte Fütterung maximale Zuwachsleistungen bei gutem Gesundheitsstatus zu erreichen. In der Praxis finden sich unterschiedliche Verfahren, die sich in der Dauer der Tränkephase, der Milchaustauscher-Konzentration oder der Wahl des Milchaustauscher-Produktes unterscheiden.

Tränkeversuche

Dazu wurden zwei aufeinander folgende Tränkeversuche in einem spezialisierten Fressererzeugerbetrieb durchgeführt. Die Untersuchungen zu den Effekten unterschiedlicher Milchaustauschfuttermittel (MAT) bzw. MAT-Konzentrationen auf die Zuwachsleistung und den Gesundheitsstatus fanden an insgesamt 271 männlichen Fleckvieh-Kälbern statt. Die Tiere wurden jeweils innerhalb von 3 Tagen auf Auktionen zugekauft und in einem Außenklimastall mit Stroheinstreu aufgestallt.

Zunächst wurde jeweils gruppenweise aufgefüllt. Dies führt zu Unterschieden im Einstallalter und -gewicht. Nach Einstallung aller Tiere erfolgte die erste Wiegung. Die Kälber wurden am Tränkeautomaten 49 bzw. 56 Tage drei Mal täglich mit Milchaustauscher getränkt. In beiden Versuchen wurde die Tränkemenge von 4 Litern am Einstellungstag bis auf 7 Liter zum 6. Tag gesteigert. Ab dem 41. Tag wurde die Tränkemenge täglich um 0,6 Liter abgesenkt. Im 2. Durchgang erhielten die Kälber vom 49. bis 55. Tag eine konstante Menge von 1,7 Litern, um das Absetzen schonender zu gestalten.

Als Festfutter kam in den ersten beiden Wochen eine Kälber-TMR und ab der dritten Versuchswoche darüber hinaus auch Maissilage und eine Kraftfuttermischung zum Einsatz.

Die aufgenommenen Konzentratfutter- und Silagemengen konnten aus technischen Gründen nicht erfasst werden.

Während eines Durchganges wurden die Tiere jeweils vier Mal gewogen, um den Zuwachs zu erfassen. Die Kontrolle des Gesundheitszustandes während der gesamten Tränkeperiode erfolgte täglich.

Versuch 1

Der erste Versuch erstreckte sich insgesamt über zwölf Wochen. Während der 40-tägigen Tränkephase erhielten die Tiere einen MAT mit 30 % Magermilchpulver (MMP) (Tabelle 1) in zwei unterschiedlichen Konzentrationen. Die Tiere der Gruppe 1 (n=66) bekamen eine Tränkekonzentration von 125 g MAT/l Tränke, die Kälber aus Gruppe 2 (n=69) von 150 g MAT/l.

Versuch 2

Der zweite Versuch zum Vergleich zweier unterschiedlicher Milchaustauschfuttermittel erstreckte sich über elf Wochen. Die Tränkeperiode wurde auf 56 Tage verlängert, um eine gleichmäßige Weiterentwicklung der Kälber zu garantieren. Es wurde ein Nullaustauscher auf Molkenpulver-Basis mit pflanzlichen Proteinen (Gruppe 1) mit dem Produkt aus dem Versuch 1 mit 30 % Magermilchpulver (Gruppe 2) verglichen (Tabelle1). Beide Produkte wurden jeweils mit einer Konzentration von 140 g MAT/Liter vertränkt.

Ergebnisse

Versuch 1
Trotz des um fast 10 Tage geringeren Einstallalters erreichten die Kälber, die mit einer Tränkekonzentration von 150 g MAT/l getränkt wurden, in den ersten 20 Versuchstagen mit 685 g täglichen Zunahmen ein fast identisches Niveau wie die ältere Vergleichsgruppe (125 g MAT/l) mit 693 g. In den folgenden 20 Tränketagen bewirkte die höhere MAT-Dosierung eine um 89 g höhere Tageszunahme. Im letzten Wiegeabschnitt erreichten die Kälber wiederum fast identische Zunahmen.
Über den gesamten Versuchszeitraum führte die höhere Tränkekonzentration trotz des geringeren Einstallalters zu einer um 10 g höheren Tageszunahme. Auffallend war die homogenere Gewichtsentwicklung der besser versorgten Tiere. Dies zeigte sich vor allem im ersten Versuchszeitraum mit einer um 27 % geringeren Standardabweichung.

Bei der Betrachtung der Art und Häufigkeit von Erkrankungen fiel auf, dass die Tiere mit der niedrigeren Tränkekonzentration tendenziell häufiger an Rindergrippe erkrankten. Dies könnte auf die geringere Energieaufnahme dieser Kälber zurückzuführen sein, wodurch die Tiere anfälliger für Erreger waren. Im Gegensatz dazu war in der Gruppe mit der höheren Tränkekonzentration die Kotkonsistenz vermehrt weich bis durchfallartig verändert, ohne dass das Allgemeinbefinden gestört war. Bei dem durchgeführten Erregernachweis im Kot konnten keine spezifischen Erreger nachgewiesen werden. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die Veränderung der Kotkonsistenz ernährungsbedingt ist. Eine weichere Kotkonsistenz ohne Störungen des Allgemeinbefindens der Kälber wird häufig auch bei der ad libitum-Tränke beobachtet. 

Versuch 2
Während der Haupttränkeperiode konnten keine Unterschiede in der Zuwachsleistung der Kälber in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Milchaustauschers festgestellt werden. Während der Abtränkperiode gingen die Tageszunahmen bei der Nullaustauschergruppe bis zum Versuchsende leicht zurück. Bei der Gruppe, die mit einem magermilchpulverhaltigen MAT getränkt wurden, stiegen die Zunahmen weiter an. Dies führte dazu, dass die Tageszunahmen in der MMP-Gruppe mit 949 g um 122 g signifikant höher waren als in der Nullaustauschergruppe. Dies ergab über den 77-tägigen Versuch eine um 55 g höhere Tageszunahme bzw. einen um 4,2 kg höheren Gewichtszuwachs in der Magermilchpulvergruppe.

Bei den Grippeerkrankungen waren keine Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen festzustellen. Lediglich bei den Durchfallerkrankungen zeigten die Tiere der Nullaustauscher-Gruppe in der ersten Versuchswoche eine tendenziell höhere Erkrankungsrate. Betroffen waren vor allem jüngere Tiere. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass insbesondere in den ersten Lebenswochen das Verdauungssystem der Tiere besser an die Aufnahme von Caseinen durch die vermehrte Chymosin-Ausschüttung im Labmagen angepasst ist. Die enzymatische Verdaulichkeit der Molkenproteine wie auch der pflanzlichen Proteine ist bei jüngeren Kälbern im Vergleich zu Kälbern ab der 6./7. Lebenswoche deutlich geringer. Mit zunehmender Versuchsdauer wurden keine größeren Auffälligkeiten zwischen den Versuchsgruppen festgestellt.

In Abbildung 1 sind nochmals die mittleren täglichen Zunahmen in den einzelnen Versuchsabschnitten sowie über den gesamten Versuch zusammengestellt.

Fazit

Eine Tränkekonzentration von 140 g MAT je Liter und mehr wirkt sich besonders in der Tränkephase positiv auf die täglichen Zunahmen aus. Der Effekt ist bei jüngeren Kälbern ausgeprägter. Bei Verwendung von magermilchpulverhaltigen MAT können auch in der Abtränkephase hohe Tageszunahmen ohne Einbruch nach dem Absetzen der Tränke beobachtet werden. Ebenso kann durch die bessere Nährstoffversorgung das Grippe-Erkrankungsrisiko vermindert sein.

DER DIREKTE DRAHT

Judith Galster und
Leonhard Durst
Hochschule Weihenstephan -Triesdorf
E-Mail: leonhard.durst@hswt.de

Fotos (Judith Galster)
Stand: August 2018