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Die Futterrübe – Altes neu aufgelebt

Die Futterrübe ist eines der Futtermittel, die auf Grund von politischen und ackerbaulichen Anforderungen und Herausforderungen wieder vermehrt ins Gespräch und somit auch auf den Futtertisch gekommen ist. Dass es sich dabei um ein wertvolles Futtermittel handelt, wussten schon unsere Großväter. Für einen erfolgreichen Einsatz der Futterrübe sind jedoch einige Dinge zu beachten.

Ackerbaulich gesehen handelt es sich bei der Futterrübe um keinen „Selbst-Läufer“. Vielmehr ist die Rübe eine Frucht, die einen relativ hohen Input benötigt. Darüber hinaus beweist sie aber eine hohe Ertragssicherheit, selbst in niederschlagsarmen Sommern, und wertet die Fruchtfolge auf. Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei der Futterrübe um einen Humuszehrer, ähnlich dem Mais handelt. Dies macht einen Einsatz von Zwischenfrüchten und/oder Untersaaten empfehlenswert. Trotz dieser Voraussetzungen kann sich der Einsatz in der Ration auch betriebswirtschaftlich rechnen.

Zusammensetzung
Die Futterrübe, auch Gehaltsrübe genannt, zeichnet sich vor allem durch ihren hohen Gehalt an leicht löslichen Kohlenhydraten in Form von Zucker aus. 

Gepaart mit einem niedrigen Proteingehalt und einer daraus resultierenden negativen RNB eignet sie sich sehr gut als Ausgleichsfutter in Rationen mit einem Stickstoffüberschuss. Mit Hilfe ihrer sehr guten Schmackhaftigkeit fördert die Futterrübe zudem die Futteraufnahme, welche gerade in der Fütterung von hochleistenden Milchkühen einen begrenzenden Faktor darstellt. Eine Zufütterung von 1 kg Gehaltsrüben verursacht nur einen Rückgang von 0,4–0,7 kg Grundfutter (beides auf TM bezogen).

Der Trockenmassegehalt liegt bei nur 15–(18)%, wodurch eine Einsilierung zu einem großen Anfall von Sickersäften führt. Der Energiegehalt ist vergleichbar mit dem eines guten Kraftfuttermittels (Energiestufe 3) und liegt bei ca. 7,5 MJ NEL/kg Trockenmasse. 

Die Futterrübe zeichnet sich zudem durch einen relativ niedrigen Rohfasergehalt aus, im Vergleich mit anderen Kraftfuttermitteln wie z.B. Getreide wird ihr jedoch eine gewisse positive Strukturwirkung zugeschrieben. Neben den bereits genannten Nährstoffen verfügt die Futterrübe nur über niedrige Mineralstoffgehalte, mit Ausnahme von Kalium.

Ernte und Lagerung
Zur Ernte von Futterrüben stehen vollmechanisierte Ernteverfahren zur Verfügung. Bei der Lagerung von Futterüben werden zwei Methoden hauptsächlich angewendet. Zum einen handelt es sich um die Mietenlagerung, wie sie auch von Feldmieten der Zuckerrübe bekannt ist. Zum anderen findet das Verfahren der Sandwichsilage in Kombination mit Maissilage Anwendung. 

Beide Verfahren benötigen eine zuverlässige Trockenreinigung zur sicheren Beseitigung auch von größeren Steinen. Dieses gewinnt umso mehr an Bedeutung, je mehr es sich dabei um Flintsteine handelt. Werden diese nicht zuverlässig ausgesondert, kommt es beim Zerkleinern der Rüben zur Bildung von gefährlichen Steinsplittern, welche schwerste Verletzungen im Magen-Darm-Trakt der Kühe verursachen können.

Mietenlagerung
Bei der Lagerung von Gehaltsrüben in Mieten wird der Rübenkörper in Ganzen gelagert. Die Rüben werden nach der Ernte in einer Miete zusammengefahren und dort möglichst frostsicher gelagert. Um dies gewährleisten zu können, empfiehlt sich die Verwendung von Strohballen als Wandelemente/Isolierschicht sowie eine Abdeckung der Miete. 

Ein Flies bietet dabei nur einen geringen Schutz gegen Feuchtigkeit von außen. Es ermöglicht aber der Miete zu atmen und verhindert so die Bildung von Kondenswasser, welches Fäulnisprozesse fördert. Auch der Einsatz von Silofolie kann zu guten Ergebnissen führen, sofern in den Foliengiebeln in regelmäßigen Abständen Schlitze eingebracht werden, um ein Entweichen von Feuchtigkeit zu ermöglichen. Die optimale Lagertemperatur, um geringe Verluste zu erzielen, befindet sich zwischen 0 und 5°C. Temperaturen über 5°C führen dabei zu vermehrten Atmungsverlusten.

Ein Gefrieren der Rüben stellt per se kein Problem dar, da die Atmungsverluste gegen null gehen und somit geringste Lagerverluste verursacht werden. Problematisch wird es nur bei einem anschließenden Auftauen der Futterüben, da diese dann sehr schnell verderben und nicht mehr als Futtermittel eingesetzt werden können. Zudem kann das Verfüttern von gefrorenem Futter zu Durchfällen bei den Kühen führen.

Bei dem Verfahren der Mietenlagerung sollten die Rüben nur trocken gereinigt werden. Von einer Nassreinigung vor dem Einlagern wird dringend abgeraten, dies würde einen Verderb fördern. Die Mietenlagerung zeichnet sich vor allem durch seine Einfachheit, geringe Kosten und einen geringen technischen Aufwand in der Einlagerung aus. Zudem lässt sich die eingesetzte Menge in der Ration individuell steuern. Die Lagerdauer dieses Verfahrens ist dabei aber auf ca. 150 Tage begrenzt.

Sandwichsilage
Bei dem Lagerverfahren der Sandwichsilage werden die Rü- ben gemeinsam mit Maissilage – meistens im Verhältnis von 1 (Rüben) zu 3 (Mais) – einsiliert. Das gemeinsame Einsilieren hat den Zweck, dass die entstehenden Silosickersäfte der Futterrübe durch den Mais aufgefangen werden und so weniger Verluste entstehen. Für eine gute „Saugwirkung“ durch die Maissilage sollte diese ein Trockenmassegehalt von mindestens 32 % aufweisen.

Um eine optimale Silagequalität zu erreichen, müssen die Gehaltsrüben möglichst vollständig von Erdresten befreit werden. Hierzu kann je nach Erntebedingungen, anders als bei der Mietenlagerung, auch eine Nassreinigung eingesetzt werden. Vor dem gemeinsamen Einsilieren werden die Rüben geschnitten bzw. gebröckelt, um den Bakterien eine bessere Angriffsfläche zu bieten. Während des Silierprozesses werden so die bestehenden Zucker der Futterrübe vorwiegend zu Milchsäure vergoren.

Der Vorteil einer solchen Sandwichsilage ist eine längere Lagerfähigkeit sowie eine Verfütterung direkt aus dem Silo, ohne dass die Rüben noch einmal behandelt werden müssen. Nachteile sind hier die höheren Kosten für die Einsilierung sowie das feste Verhältnis zwischen Maissilage und Futterrüben. Darüber hinaus ist bei dem schichtweisen Aufbringen dieser Rübenteile darauf zu achten, dass diese möglichst gleichmä- ßig im Silo verteilt werden, nicht aber dicht an dicht liegen, da ansonsten in den Zwischenräumen Lufteinschlüsse bestehen bleiben können.

Einsatz in der Milchkuhfütterung
Der Einsatz von Futterrüben in der Milchkuhration kann durchaus das Potenzial besitzen, die Futteraufnahme zu steigern. Mit Futterrüben lässt sich ein gewisser Anteil an Kraftfutter und hier vor allem an Getreide oder melassierten Trockenschnitzeln in der Ration ersetzen.

Je nach Trockenmassegehalt ersetzten ca. 6 kg Rüben (Frischmasse) 1 kg Kraftfutter. Der limitierende Faktor in der Fütterung ist dabei der Gehalt an leicht löslichen Kohlenhydraten, vor allem Zucker. Auch wenn in mancher Literaturquelle eine maximale Einsatzmenge von 3 – 4 kg TM Gehaltsrüben (ca. 20 kg FM) angeben wird, so muss dabei beachtet werden, dass mit einer derart großen Rübenmenge die Kuh mehr als 2 kg Zucker am Tag verstoffwechseln muss. Hinzu kommt noch die Zuckermenge aus der Grassilage, selbst bei nur geringem Restzuckergehalt, und aller anderen Rationskomponenten.

Auch wenn der Zucker in der Rübe günstig eingelagert ist und deshalb keine rapide schnelle Freisetzung von Gärsäuren im Pansen stattfindet, sollte normalerweise eine Zuckermenge von 1.500 g je Kuh und Tag nicht überschritten werden. Insbesondere in Kombination mit der Strukturversorgung sind derartige Rationen streng zu kontrollieren und gegebenenfalls anzupassen. 

Auf Grund der hohen Kalium- und Energiegehalte ist der Einsatz in der Trockensteherfütterung durch das gesteigerte Milchfieberrisiko nicht zu empfehlen.

Bei der Fütterung von Futterüben aus der Mietenlagerung ist darauf zu achten, diese nicht im Ganzen zu füttern. Ein vollständiges Zerkleinern der Rüben ist dabei jedoch nicht erforderlich. Bei dem Einsatz eines Futtermischwagens mit Messern ist es in den meisten Fällen ausreichend, wenn die Gehaltsrüben als erstes in den Futtermischwagen gegeben werden. So wird ein Anschlagen der Früchte erreicht. Auf jeden Fall ist besonderes Augenmerk auf mögliche Schlundverstopfungen zu legen.

Fazit
Futterrüben stellen ein wertvolles Futtermittel dar. Gerade als Ausgleichsfutter für Rationen mit einem Stickstoffüberschuss eignen sie sich sehr gut. Auf Grund der sehr guten Schmackhaftigkeit kann die Rübe zu einer Steigerung der Futteraufnahme führen. 

Gelagert wird sie entweder in Mieten oder aber gemeinsam im Maissilage im Silo. Hierbei erfolgt eine Mischsilierung. Bei dem Einsatz von Futterrüben ist unbedingt darauf zu achten, dass diese sauber und steinfrei sind. 

Der tägliche Einsatz richtet sich vordergründig am Gehalt an leicht verdaulichen Kohlenhydraten, allen voran am Zuckergehalt. Je nach Rationsgestaltung (maissilage- oder grassilagebetont) und Zuckergehalt aller anderen Rationskomponenten sind i.d.R. höchstens 2 kg TM pro Tier und Tag einzusetzen, also ca. 13 kg Rüben. 

Den Fachartikel als PDF finden Sie hier.