Vegetationsbedingungen im Fokus
An der Pariser Börse ging es im Juni kräftig Auf und Ab. So gewann der Fronttermin August zwischenzeitlich allein binnen eines Börsentages rund 28,50 EUR/t an Wert, verzeichnete zuletzt allerdings Tagesverluste von bis zu 16,50 EUR/t. Am 28.06.2023 schloss der Fronttermin mit 430,25 dennoch 34,50 EUR/t niedriger als noch Ende Mai. Ausschlaggebend für die jüngste Kursschwäche waren insbesondere die Vegetationsbedingungen in der EU-27. In weiten Teilen der Union ist es bislang überdurchschnittlich heiß und trocken, die jüngsten Niederschläge konnten die Sorge um deutliche Ertragseinbußen jedoch merklich limitieren. Hinzu kam der wieder festere Euro, welcher die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Partien auf dem Weltmarkt schmälert. Importeure greifen somit auf preisgünstigere Partien aus anderen Währungsländern zurück. Im Bundesdurchschnitt werden für Rapssaat auf Erzeugerstufe aktuell 404,90 EUR/t verlangt und damit dennoch rund 36,70 EUR/t mehr als noch vier Wochen zuvor. Für Vorkontrakte der Ernte 23 werden Ende Juni 407,20 EUR/t in Aussicht gestellt, Ende Mai waren noch 373 EUR/t im Gespräch.
Gesteigerte Abgabebereitschaft
Mit dem Preisanstieg der vergangenen Woche konnte sich der Handel am heimischen Rapsmarkt regional wieder etwas beleben. So wurden hier und da noch Vorkontrakte der Ernte 23 abgeschlossen, der Anteil der bislang vertraglich gebundenen Partien bleibt jedoch weiterhin gering. Auch alterntige Partien fanden noch vereinzelt Abnehmer, hier sind die Lager nun jedoch weitestgehend geräumt. Für etwas Entspannung sorgten indes die Niederschläge der vergangenen Tage, welche die Sorge um deutliche Ertragseinbußen verblassen ließ. Ohnehin sind die Rapskulturen auf den deutschen Feldern bislang auch weiterhin gut entwickelt.
Sojaschrotpreise rückläufig
Die rückläufige Tendenz der Sojaschrotpreise am heimischen Markt setzt sich auch im Juni 23 weiter fort. Konventionelle Sojaschrotpartien mit 44 % ProFett wurden im Bundesdurchschnitt mit rund 445 EUR/t fob Hamburg bewertet, verglichen mit dem Vormonat ist das ein weiterer Rückgang um 4 EUR/t. Auch Partien mit 48 % ProFett geben auf Monatssicht weiter nach und vergünstigen sich um 12 auf durchschnittlich 469 EUR/t.
GVO-freie Partien mit 45,5 % ProFett verzeichnen im Monatsvergleich den größten Verlust. Die Forderungen verzeichnen ein Minus von rund 14 auf 519 EUR/t im Bundesdurchschnitt. Damit schrumpft die Spanne zwischen konventionellen und GVO-freien Partien weiter. Die zuletzt verbesserten Vegetationsbedingungen in weltweit wichtigen Anbaugebieten sowie das umfangreiche Angebot aus Brasilien setzten dabei die Preise im Monatsverlauf unter Druck und das, obwohl der Zustand der US-Sojabohnenfeldbestände zum Ende des Monats so schlecht eingestuft wird, wie seit 1988 nicht mehr. An der CBoT verlor die Sojaschrottnotierung jüngst allein innerhalb von drei Handelstagen umgerechnet rund 12,50 EUR/t an Wert und schloss am 29.06.2023 bei 403 EUR/t.
Rapsschrotpreise legen im Aufwind fester Rohstoffnotierungen zu
Im Gleichschritt mit den festeren Rohstoffnotierungen in Paris, diese legten auf Monatssicht um 33 auf jüngst 436 EUR/t zu, tendierte auch Rapsschrot im Monatsvergleich fester. Auch wenn die Forderungen seit Mitte des Monats wieder deutlich an Wert einbüßten. Im Juni wurden im Bundesdurchschnitt rund 359 EUR/t fob Mühle verlangt, ein Plus von 54 EUR/t gegenüber Mai und lediglich 1 EUR/t weniger als noch ein Jahr zuvor. Der kräftige Preisanstieg beruht insbesondere auf dem regen Kaufinteresse nach Partien zur sofortigen Lieferung bis zur Mitte des Monats. Diese schwächte zum Ende des Monatsverlaufs deutlich ab und begründet die jüngsten Verluste. Marktteilnehmer setzen auf günstigere Partien aus der neuen Ernte. Zudem ist die Verunsicherung angesichts der Volatilität an den Börsen derzeit hoch, was weitestgehend zur Zurückhaltung der Teilnehmer am Markt führt.
Niederschläge verbessern Ernteaussichten
Die zwischenzeitlich festen Kurse stimmten Rapsanbieter optimistisch und lockt die ein oder andere Partie aus Erzeugerhand auf dem Markt. Die jüngsten Niederschläge öffnen jedoch wieder den Preisspielraum nach unten, zumal auch die Prognosen für die kommenden Tage auf sich verbessernde Vegetationsbedingungen hinweisen. Somit bleiben die Aussichten auf die deutsche Rapsernte 2023 vorerst positiv, entscheidend werden jedoch die ersten Ertragsmeldungen sein. Preistreiber bleibt jedoch die sehr unsichere Lage in Osteuropa, immerhin läuft das Abkommen über eine sichere Handelspassage Mitte Juli aus. Russland erklärte bereits, dass es einen Rückzug aus dem Exportabkommen in Erwägung zieht.