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Monatsrückblick August 2023: Raps auf Berg- und Talfahrt, Der Handel ruht, Sojaschrotpreise uneinheitlich, Rapsschrotpreise unter Druck, Deutsche Rapsernte unter Vorjahr
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Raps auf Berg- und Talfahrt
Große Ernten im Baltikum, Polen und der Ukraine drücken auf den westeuropäischen Markt – mit Preisen deutlich unter den Terminkursen. Augustlieferungen aus dem Baltikum werden fob mit einem Discount von
35 EUR/t auf Matif offeriert. Ukrainische Herkünfte teils noch billiger. Dagegen kann sich deutsche Ware nicht durchsetzen. Ölmühlen weisen bis Oktober, teils auch darüber hinaus, volle Deckung auf und tauchen als Käufer kaum noch auf. Die Lager im Importhafen und Andienungsort Gent (Belgien) sind voll und es fließt stetig Ware an die Rheinschiene. Das erklärt den zunehmenden Preisabschlag, den die Ölmühlen auf die Terminkurse nennen – wenn sie einen nennen. Partie für August und September sind ohne Interesse. Für Oktober örtlich ebenfalls mit großem Discount (-15 EUR/t). Kaufinteresse besteht für Lieferungen ab November 23, aber auch hier wird franko weniger gezahlt als an der Terminbörse in Paris notiert. Kräftige Kursbewegungen in beide Richtungen prägen den Terminmarkt, spiegeln allerdings vorrangig das Geschehen am Weltmarkt wider. Der November-Kontrakt schloss im August 23 im Mittel bei 461,45 EUR/t und damit 10 EUR/t unter Vormonatslinie. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist es sogar ein Minus von rund 173 EUR/t.

Der Handel ruht
Die Kontraktbereitschaft der Erzeuger ist angesichts der anhaltenden Ungewissheit über das Ergebnis der Rapsernte 23 gering. Wer ausreichenden Lagerkapazitäten hat, wartet mit der Vermarktung vorerst ab. Die Erfüllung der vertraglich vereinbarten Ablieferung steht im Vordergrund. Der Abschluss von Vorkontrakten auf die Raps der Ernte 24, der in Kürze gedrillt wird, stagniert. Erzeuger warten das Ende der Aussaat ab, denn noch sind Flächen- und Sortenplanung nicht abgeschlossen. Möglicherweise werden in diesem Jahr spätsaatgeeignete Sorten favorisiert.

Sojaschrotpreise uneinheitlich
Die Sojaschrotpreise am heimischen Markt tendierten im August 23 schwächer. Im Bundesdurchschnitt wurden für konventionelle 44er-Partien 457 EUR/t fob Mühle gefordert, ein Minus von 13 EUR/t gegenüber Vormonat und rund 18 % weniger als im Vorjahr. Partien mit hohem Proteingehalt gaben ebenfalls nach und vergünstigten sich im Schnitt um 9 auf 487 EUR/t.  
Ausschlaggebend war die zuletzt schwindenden Nachfrage am heimischen Markt. Auch, weil angesichts der Sommerferien in den meisten Regionen die Teilnehmer dem Markt fernbleiben. Das Angebot ist umfangreich. Die Mühlen sind gut versorgt und verfügen über genug Ware bis Anfang Oktober, heißt es von Marktteilnehmern. Zudem dürfte das Rohstoffangebot mit der bald beginnen Ernte in den US-Anbaugebieten zunehmen. Wobei die Sorge bezüglich der Erträge aufgrund einer heranrollenden Hitzewelle im Mittleren Westen der USA in den letzten beiden Augustwochen wieder aufkeimen ließ. Des Weiteren steht, anderes als sonst üblich, noch große Mengen Sojabohnen und Schrot aus Brasilien am Weltmarkt zur Verfügung.  
Anders sieht es bei GVO-freien Partien aus. Ware mit 45,5 % ProFett legen im Monatsvergleich um 2,0 % zu und werden im Schnitt für 556 EUR/t fob Hamburg offeriert. Auf Erzeugerebene tendierten die Preise dagegen schwächer. Für 44er-Partien werden 572 EUR/t frei Hof genannt, ein Minus von 1,3 % gegenüber Juli.

Rapsschrotpreise unter Druck
Promptes Rapsschrot wurde im August am heimischen Markt im Schnitt für 292 EUR/t offeriert, rund 3,5 % weniger als noch im Vormonat und deutlich weniger als noch vor einem Jahr (-19 %). Auch hier setzte die laufende Rapsernte die Preise unter Druck. Zudem fehlt es ansonsten angesichts der Ferien an Impulsen und Aktivität am Markt.

Deutsche Rapsernte unter Vorjahr
Im September wird sich die Marktlage kaum verändern. Mit ausbleibendem Neugeschäft wird der Rapspreise auch weiterhin maßgeblich von den Entwicklungen an den Terminmärkten beeinflusst. Die unter den Erwartungen liegende deutsche Rapsernte bremst die Abgabebereitschaft der Erzeuger. So stellte der Deutsche Bauernverband im Zuge seiner vorläufige Ernteschätzung 2023 eine heimische Winterrapsernte von 4,07 Mio. t in Aussicht. Die zugrundeliegende Ertragsprognose liegt bei 35,1 dt/ha und verfehlt damit deutlich die 39,6 dt/ha des Vorjahres. Dabei waren die Meldungen gebietsweise von einer noch stärkeren Heterogenität als in anderen Jahren geprägt. Trotz der Ausweitung der Anbauflächen um rund 84.000 auf 1,17 Mio. ha sinkt damit Erntemenge deutlich unter die 4,28 Mio. t des Vorjahres.