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Marktbericht KW 30 / 2022
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Die Berg- und Talfahrt an der Pariser Börse hält an. So erreichte der bald auslaufende Fronttermin August mit 623,75 EUR/t am 21.07.2022 den tiefsten Stand seit 10 Monaten. Unter Druck gerieten die Notierungen durch die voranschreitende Rapsernte, welche das Angebot saisontypisch vergrößert, hierbei überraschten die erzielten Erträge bislang positiv. Auch die kurzzeitig vielversprechende Einigung hinsichtlich der Handelspassage in der Schwarzmeerregion drückte die Notierungen.

Für etwas Auftrieb sorgten zuletzt feste US-Sojakurse und der russische Beschuss der ukrainischen Hafenstadt Odessa, der die Aussicht auf Export zunichtemachte. Auch in Deutschland schreitet die Rapsernte voran, regional ist sie sogar bereits beendet. Die Erträge sind dabei mit 35 bis 45 dt/ha gut bis sehr gut. Die Ölgehalte liegen ersten Berichten zufolge zwischen 43 und 45 % und sind damit ebenfalls mehr als zufriedenstellend. Die Niedrigwasserstände erschweren den Handel am heimischen Kassamarkt weiterhin. Auch die Kosten für den PKW-Transport schnellen in die Höhe, da Marktteilnehmer nun verstärkt auf Alternativen zum Wasserweg ausweichen. Angesichts dessen kommt der Rapshandel am Kassamarkt nahezu vollständig zum Erliegen.

Auch die Abgabebereitschaft der Erzeuger ist gering, zumal ein großer Teil der Ernte 22 bereits vertraglich gebunden ist. Auf Großhandelsstufe sind franko Hamburg bis zu 640 EUR/t für prompte Partien möglich und damit 13 EUR/t weniger als noch in der Woche zuvor. Franko Niederrhein schwanken die Prämien angesichts der hohen Frachtkosten stark. Im Schnitt sind am 27.07.2022 bis zu 664 EUR/t möglich und damit 2 EUR/t mehr als noch in der Vorwoche. Auf Erzeugerstufe wurden die Gebote für Raps der Ernte 22 erneut zurückgenommen. Im Bundesdurchschnitt werden 610,50 EUR/t verlangt und damit 39,20 EUR/t weniger als in der Woche zuvor. Die Meldungen aus den einzelnen Bundesländern rangieren dabei in einer Spanne von 555 bis 675 EUR/t. Gegenüber Vorjahresniveau besteht immer noch ein Plus von über 100 EUR/t. Vorkontraktpreise für Raps der Ernte 23 werden aus Schleswig-Holstein mit 567 EUR/t gemeldet, was 33 EUR/t weniger sind als zuvor.

In der zurückliegenden Handelswoche konnten sich die Sojaschrotpreise befestigen. Am 26.07.2022 wurden für 44er Partien 561 EUR/t gefordert, damit 18 EUR/t mehr als noch eine Woche zuvor. Ware mit 49 % ProFett lag bei 588 EUR/t und damit 19 EUR/t über Vorwochenlinie. GVO-freie Partien mit 45 % ProFett fob Brake zur Lieferung ab September verteuerten sich sogar um 22 auf 749 EUR/t. GVO-freies HP-Sojaschrot europäischen Ursprungs wird mit 784 EUR/t rund 12 EUR/t teurer offeriert. Der deutliche Preisanstieg der GVO-freien Ware wird durch getrübte Ernteaussichten in Südosteuropas getrieben. Die noch zu Beginn der Aussaat günstigen Aussichten müssen nun mit Vorsicht betrachtete werden, da Hitze sowie ausbleibende Niederschläge die Ertragsaussichten verschlechtert haben. Indes vergünstig sich im Bundesdurchschnitt promptes Rapsschrot am 26.07.2022 auf Wochensicht um 8 auf knapp 328 EUR/t. Die voranschreitende Rapsernte setzt die Preise unter Druck, welche sich mit Blick auf die Erträge vorerst vielversprechend ausfällt. Die Rapsschrotumsätze am Kassamarkt sind daher verhalten. Die Energiekrise und die damit verbundenen sprunghaft steigenden Preise erschweren eine mittelfristige Kostenkalkulation. Zudem kommt es aktuell zu logistischen Verzögerungen. Niedrigwasser limitiert die Mengen, die über die Wasserwege transportiert werden können und der Zugverkehr konzentriert sich auf Getreide aus der Ukraine.

Die Rapsölpreise setzten ihre Abwärtsbewegung der vergangenen Woche fort. So werden fob deutscher Mühle 1.640 EUR/t für Partien zur Lieferung ab August verlangt. Auf Wochensicht entspricht das einem Rückgang von 10 EUR/t. Deutlicher fallen indes die Preiskorrekturen für Partien fob Niederlande aus, welche sich um 40 auf 1.660 EUR/t vergünstigen. Ausschlaggebend waren dabei die rückläufigen Rapsnotierungen an der Pariser Börse, nachdem der Fronttermin August 22 erstmals seit 10 Monaten unter die Linie von 625 EUR/t rutschte. Auslöser dafür war die voranschreitende Rapsernte in Westeuropa. Gehandelt wird indes wenig. Prompte Partien Rapsöl werden zwar insbesondere im Energiesektor gesucht, doch die lebhaftere Nachfrage stößt auf ein unzureichendes Angebot. Zudem erschweren die niedrigen Pegelstände den Handel. Das Kaufinteresse nach Raffinaten ist ebenfalls verhalten. Der Bedarf an prompten Partien wurde mit dem massiven Nachfrageanstieg im März weitgehend gedeckt.