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Rapsextraktionsschrot stabil verfüttert – Ergebnisse aus dem deutschlandweiten Monitoring der Fütterungsreferenten 2023
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Der Winterrapsanbau zur Ernte 2024 wurde etwas reduziert. Mit 1,1 Millionen Hektar liegt die Aussaatfläche unter der Erntefläche in 2023 (Abbildung 1). Das Überangebot an Rapssaat und der damit verbundene Druck auf die Erzeugerpreise dürfte den Experten der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) zufolge viele Landwirte bewogen haben, ihre Anbauplanung nach unten zu korrigieren. Hinzu kamen herausfordernde Bedingungen – zunächst eine verregnete Ernte und anschließend regional Trockenheit - berichtet die UFOP in ihrer Prognose zur Anbauentwicklung für das Jahr 2024.

Die Rapsaussaatfläche für 2024 beträgt wieder über 1,1 Mio. Hektar

Abbildung 1: Anbauflächen und Erntemengen an Rapssaat in Deutschland (Quellen: UFOP, Destatis)

Damit steht auch im Jahr 2024 den deutschen Ölmühlen ein wichtiger Rohstoff gleich vor der Tür zur Verfügung. Dass Rapsextraktionsschrot (RES) aus den deutschen Ölmühlen in der Tierfütterung weiterhin sehr beliebt ist, zeigen die Einsatzzahlen, die der DVT jährlich herausgibt. Wie in Abbildung 1 dargestellt, haben sich die Einsatzmengen über die letzten Jahre bei ca. 4 Mio. t stabilisiert (Abbildung 2)

Abbildung 2: Verbrauch an Ölschroten (Quelle: DVT)

Gedeckt wird dieser Bedarf zum größten Teil aus deutschen Ölmühlen, die mittlerweile eine Verarbeitungskapazität von 9,5 Mio. t Rapssaat im Jahr aufweisen. Auf Grund der extremen Rückgänge der Tierzahlen in 2022 werden aber sinkende Einsatzmengen prognostiziert.

Die hohen Einsatzmengen an RES sind Ausdruck dafür, dass vor allem Rinderhalter dieses Futtermittel schon seit Längerem als Alternative zum SES akzeptieren. Eine wesentliche Grundlage dafür haben umfassende Fütterungsversuche gelegt, die in Koordination zwischen mehreren Landesversuchseinrichtungen und mit maßgeblicher Unterstützung der UFOP durchgeführt worden sind. Die Versuche zeigen, dass Milchkuhrationen auch im Hochleistungsbereich ganz ohne SES machbar sind und so die mittlerweile nahezu als Standard geforderte Gentechnikfreiheit der Futtermittel gewährleisten können. Nach Angaben des Vereins VLOG liegt der Anteil von „ohne Gentechnik“-Milch im Jahr 2022 bei stabilen 73 %.

Rapsextraktionsschrot im Rinderfutter hat sich über die Jahre durchgesetzt

Aber auch im Bereich der Schweinefütterung beginnt unter den momentanen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Umdenken. Nachdem auch hier Untersuchungen der letzten Jahre deutlich gezeigt haben, dass bei Einhaltung der Empfehlungen für die Gesamtration ohne Probleme bis zu 15 % RES in der Mastschweineration eingesetzt werden können, hat sich der Einsatz im Schweinefutter ebenfalls deutlich erhöht. Interessant ist es immer dann, wenn sich eine Preisrelation von unter 65 – 68 % zum Preis von SES ergibt. Dies gilt dann vor allem für Rationen, die „gentechnikfrei“ erstellt werden müssen, weil es dazu Auflagen des Vermarkters gibt. Gegenüber gvo-freiem Sojaschrot liegen wir dann eher bei einer Preisrelation von 50%, was den Einsatz von RES besonders lohnend erscheinen lässt.

Von den in Deutschland verarbeiteten 9,5 Mio. t Rapssaat kommen gute 40 % aus Deutschland selbst. Die übrigen 60 % werden importiert. Daher lag auch in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf der Analyse der antinutritiven Glucosinolate.

Unter dieser Maßgabe konnten durch die Landesfütterungsreferenten knapp 40 RES-Proben gezogen und bei der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft (LKS) Lichtenwalde auf Inhaltsstoffe untersucht werden. Damit schließt das Monitoring auch an die Untersuchungen von 2018 bis 2022 an.

Die geringeren Glucosinolatgehalte kommen insbesondere dem Schwein zu Gute

Ähnlich den Ergebnissen der letzten Jahre zeigte das RES auch in 2023 eine durchgehend gleichmäßig hohe Qualität (Tabellen 1 und 2). Mit einer mittleren Trockenmasse von 89,5 % waren optimale Voraussetzungen für die Lagerung gegeben. Der Rohfasergehalt bewegt sich etwas höher als in den Vorjahren bei 13,2 %. Der Fettgehalt liegt mit 3,6 % auf gleichem Niveau wie in den letzten Jahren. Der Eiweißgehalt lag mit 31,5 % knapp unter dem Vorjahresniveau. Hier zeigt sich aber seit 4 Jahren ein Trend zu geringeren Proteingehalten in den untersuchten Proben. Eine Erklärung dafür kann der seit einigen Jahren zunehmende Ölgehalt der Rapssaat durch die sich ändernde Düngung (weniger Stickstoff) sein, der gleichzeitig den Proteingehalt in der Saat und dem Extraktionsschrot verringert.

Alles dies hat keine Auswirkungen auf den Energiegehalt, der im Jahr 2023 mit 6,2 MJNEL für das Rind und 9,7 MJME für das Schwein im Mittel der Jahre zuvor lag. Der Energiewert für das Geflügel liegt mit durchschnittlich 7,2 MJME im Bereich der Tabellenwerte. Sowohl die nXP-Werte (211 g) als auch die RNB-Werte (16 g) trafen die Werte der vergangenen Jahre ziemlich genau.

Der Lysingehalt lag im Jahr 2023 mit 18,7 g/kg etwas höher als 2022 und erreichte wieder das Niveau des Jahres 2021. Bei der Untersuchung auf Mengen- und Spurenelemente zeigte sich auch in 2023, dass die tabellierten Werte in etwa erreicht wurden (Tabelle 2). Der besonders interessante P-Gehalt lag in diesem Jahr mit 10,0 g/kg RES leicht unter dem Mittelwert der vorangegangenen Jahre. Man erkennt eine Streuung der Werte, die Abweichungen von rund 20 % nach oben und unten ausweisen. Da wir aber dabei noch im Bereich des Analysenfehlers bleiben, kann man von einer recht niedrigen Streuung sprechen.

Berechnet man aus den Werten für K, Na, Cl und S das Kationen-Anionen-Verhältnis (DCAB), das für die Beurteilung einer eventuell bestehenden Milchfiebergefahr in der Vorbereitungsfütterung bei Milchkühen von Bedeutung ist, erhält man hier Werte von durchschnittlich -74 meq/kg. Damit liegt der Wert leicht höher als der des Vorjahres.

Der Glucosinolatwert liegt im Mittel mit 8,0 mmol in ähnlicher Größenordnung wie in den vergangenen Jahren. Dabei schwanken die Werte zwischen 2,3 und 12 mmol. Ausreißer über 12 mmol/kg waren in diesem Jahr nicht zu beobachten.

Tabelle 1: Ergebnisse des RES-Monitorings 2021 bis 2023 Teil 1

Tabelle 2: Ergebnisse des RES-Monitorings 2020 bis 2022 Teil 2

Deklarationen wurden eingehalten

Im Zuge des Monitorings wurden weiterhin die Angaben der Hersteller/Verkäufer von RES in Bezug auf die Rohproteinwerte der verkauften Ware überprüft. Dazu galt es, die Abweichungen der Analysenwerte von den deklarierten Werten festzustellen. In Abbildung 3 sind diese Abweichungen für jede einzelne Partie dargestellt. Abweichungen nach oben sagen aus, dass bei den Analysen mehr Rohprotein gefunden wurde als deklariert war. Bei nach unten abweichenden Werten lagen die Analysenwerte unter den deklarierten Werten. Bezieht man die Toleranzen mit ein, haben in diesem Jahr mit Ausnahme eines der untersuchten RES alle die deklarierten Rohproteinwerte eingehalten. Die Auswertung belegt also, dass bei Rationsberechnungen der vom Verkäufer deklarierte Rohproteinwert angesetzt werden kann und sollte. Die numerische Tendenz zu geringeren Proteingehalten zeigt sich auch in dieser Abbildung. Der Handel sollte hier seine deklarierten Werte überdenken.

Abbildung 2: Abweichungen zwischen deklariertem und analysiertem Rohproteinwert

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber@gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber