Skip to the navigation Skip to the content
proteinmarkt.de - Infoportal für Fütterungsberater und Landwirte
Rapsextraktionsschrot bleibt beliebt – Ergebnisse aus dem deutschlandweiten Monitoring der Fütterungsreferenten 2024
-

„Der Winterrapsanbau zur Ernte 2025 bleibt weitgehend auf dem bisherigen Niveau. Mit 1,05 bis 1,09 Millionen Hektar bleibt die Aussaatfläche nur leicht hinter der diesjährigen Erntefläche zurück. Die nicht erfüllten Ertragserwartungen dürften den Experten der UFOP zufolge einige Landwirte bewogen haben, ihre Anbauplanung im Sommer nach unten zu korrigieren, obwohl die Bedingungen größtenteils gut waren.“

Die Rapsanbauflächen bleiben in Deutschland stabil bei ca. 1,1 Mio. ha

So die UFOP in ihrer Prognose zur Anbauentwicklung für das Jahr 2025. Die Anbau- und Ernteflächen der letzten Jahre sind in Abbildung 1 dargestellt.

Abbildung 1: Anbauflächen und Erntemengen an Rapssaat in Deutschland (Quellen: UFOP, Destatis)

Damit steht auch im Jahr 2025 den deutschen Ölmühlen ein wichtiger Rohstoff gleich vor der Tür zur Verfügung.    

Dass Rapsextraktionsschrot (RES) aus den deutschen Ölmühlen in der Tierfütterung weiterhin sehr beliebt ist, zeigen die Einsatzzahlen, die der DVT jährlich herausgibt. Im Jahr 2022 waren es knapp 4 Mio. t, die an unsere Nutztiere verfüttert wurden.

Gedeckt wird dieser Bedarf zum größten Teil aus deutschen Ölmühlen, die mittlerweile eine Verarbeitung von 9,5 Mio. t Rapssaat im Jahr aufweisen.

Die hohen Einsatzmengen an RES sind Ausdruck dafür, dass vor allem Rinderhalter dieses Futtermittel schon seit Längerem als Alternative zum SES akzeptieren. Eine wesentliche Grundlage dafür haben umfassende Fütterungsversuche gelegt, die in Koordination zwischen mehreren Landesversuchseinrichtungen und mit maßgeblicher Unterstützung der UFOP durchgeführt worden sind. Die Versuche zeigen, dass Milchkuhrationen auch im Hochleistungsbereich ganz ohne SES machbar sind und so die mittlerweile nahezu als Standard geforderte Gentechnikfreiheit der Futtermittel gewährleisten können. Nach Angaben des Vereins VLOG liegt der Anteil von „ohne Gentechnik“-Milch im Jahr 2023 bei stabilen 72 %.

Rapsextraktionsschrot spielt eine wichtige Rolle in der Fütterung „ohne Gentechnik“. Über 70 % der Kühe wurden in 2023 so gefüttert.

Aber auch im Bereich der Schweinefütterung beginnt unter den momentanen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Umdenken. Nachdem auch hier Untersuchungen der letzten Jahre deutlich gezeigt haben, dass bei Einhaltung der Empfehlungen für die Gesamtration ohne Probleme bis zu 15 % RES in der Mastschweineration eingesetzt werden können, hat sich der Einsatz im Schweinefutter ebenfalls deutlich erhöht. Betriebswirtschaftlich interessant ist es immer dann, wenn sich eine Preisrelation von unter 65 % zum Preis von SES ergibt. Dies gilt dann vor allem für Rationen, die „gentechnikfrei“ erstellt werden müssen, weil es dazu Auflagen des Vermarkters gibt. Gegenüber gvo-freiem Sojaschrot liegen wir momentan bei einer Preisrelation von 50 %, was den Einsatz von RES besonders lohnend erscheinen lässt.

Die Landesfütterungsreferenten haben sich daher schon seit 20 Jahren der Kontrolle der Rapsschrotqualitäten verschrieben. So werden jährlich deutschlandweit Proben gezogen und bei der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft (LKS) Lichtenwalde auf Inhaltsstoffe untersucht.

Bevor im Folgenden dann die aktuellen Daten der letztjährigen Proben gezeigt werden, ist es uns wichtig einen langfristigen Trend im Bereich Rohprotein- und Aminosäuregehalt (hier am Beispiel des Lysins) einmal darzustellen (Abbildung 2). Der Rohproteingehalt des Rapsschrotes hat sich in den letzten 5 Jahren von im Durchschnitt 34 % auf durchschnittlich 30,5 % reduziert. Eine Erklärung dafür kann der seit einigen Jahren zunehmende Ölgehalt der Rapssaat durch die Pflanzenzucht und der in diesem Zuge rückläufige Proteingehalte im Korn, sein. Allerdings hat sich die Proteinqualität eher verbessert, das zeigt der fast gleich gebliebene Lysingehalt.

Abbildung 2: Durchschnittlicher Rohprotein- und Lysingehalt in den Rapsschrotproben

Ähnlich den Ergebnissen der letzten Jahre zeigte das RES auch in 2024 eine durchgehend gleichmäßig hohe Qualität (Tabellen 1 und 2). Mit einer mittleren Trockenmasse von 89,6 % waren optimale Voraussetzungen für die Lagerung gegeben. Der Rohfasergehalt bewegt sich auf gleichem Niveau wie in den Vorjahren bei 13,4 %. Gleiches gilt für den Fettgehalt mit 3,5 %. Der Eiweißgehalt lag mit 30,5 % nochmals um 1 % unter dem Vorjahresniveau. Hier zeigt sich aber seit 4 Jahren ein Trend zu geringeren Proteingehalten in den untersuchten Proben (Abb. 2).

Alles dies hat keine Auswirkungen auf den Energiegehalt, der im Jahr 2024 mit 6,2 MJNEL für das Rind und 9,7 MJME für das Schwein im Mittel der Jahre zuvor lag. Der Energiewert für das Geflügel liegt mit durchschnittlich 7,1 MJME im Bereich der Tabellenwerte. Sowohl die nXP-Werte (208 g) als auch die RNB-Werte (16 g) trafen die Werte der vergangenen Jahre ziemlich genau.

Die für die neuen Bedarfsempfehlungen bei der Milchkuh relevanten Parameter Umsetzbare Energie Rind (nach GfE 2023) und Bruttoenergie liegt bei 10,6 bzw. 17,1 MJ je kg Futter (mit 88 % TS).

Der Lysingehalt lag im Jahr 2024 mit 18,0 g/kg etwas niedriger als 2023 und erreichte wieder das Niveau des Jahres 2022. Bei der Untersuchung auf Mengen- und Spurenelemente zeigte sich auch in 2024, dass die tabellierten Werte in etwa erreicht wurden (Tabelle 2). Der besonders interessante P-Gehalt lag in diesem Jahr mit 10,7 g/kg RES leicht über dem Mittelwert der vorangegangenen Jahre. Man erkennt eine Streuung der Werte, die Abweichungen von rund 20 % nach oben und unten ausweisen. Da wir aber dabei noch im Bereich des Analysenfehlers bleiben, kann man von einer recht niedrigen Streuung sprechen.

Trotz sinkendem Rohproteingehalt im Rapsschrot bleiben die Werte für die essentiellen Aminosäuren auf ähnlichem Niveau

Berechnet man aus den Werten für K, Na, Cl und S das Kationen-Anionen-Verhältnis (DCAB), das für die Beurteilung einer eventuell bestehenden Milchfiebergefahr in der Vorbereitungsfütterung bei Milchkühen von Bedeutung ist, erhält man hier Werte von durchschnittlich -54 meq/kg. Damit liegt der Wert deutlich höher als der des Vorjahres. Hier ist auch ein deutlicher Aufwärtstrend in den letzten Jahren zu verzeichnen.

Der Glucosinolatwert liegt im Mittel mit 9,2 mmol/kg in ähnlicher Größenordnung wie in den vergangenen Jahren. Dabei schwanken die Werte zwischen 2,5 und 15,3 mmol/kg.

Tabelle 1: Ergebnisse des RES-Monitorings 2022 bis 2024 Teil 1

Tabelle 2: Ergebnisse des RES-Monitorings 2022 bis 2024 Teil 2

Deklarationen wurden zum Teil nicht eingehalten

Im Zuge des Monitorings wurden weiterhin die Angaben der Hersteller/Verkäufer von RES in Bezug auf die Rohproteinwerte der verkauften Ware überprüft. Dazu galt es, die Abweichungen der Analysenwerte von den deklarierten Werten festzustellen. In Abbildung 3 sind diese Abweichungen für jede einzelne Partie dargestellt. Abweichungen nach oben sagen aus, dass bei den Analysen mehr Rohprotein gefunden wurde als deklariert war.

Bei nach unten abweichenden Werten lagen die Analysenwerte unter den deklarierten Werten. Bezieht man die Toleranzen mit ein, haben in diesem Jahr erstmals mehrere untersuchte Rapsextraktionsschrote die deklarierten Rohproteinwerte nicht eingehalten. Alle wiesen zumindest numerisch Gehalte unter den deklarierten Werten auf. Der Handel ist jetzt gehalten, seine Deklaration an die tatsächlich sinkenden Rohproteinwerte des RES anzupassen.

Abbildung 3: Abweichungen zwischen deklariertem und analysiertem Rohproteinwert

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber