Raps auf Berg- und Talfahrt
Genauso schnell wie in der 16. KW bergauf, ging es zuletzt auch wieder bergab. Der Fronttermin Mai 23 in Paris schloss am 27.04.2023 mit 443 EUR/t nicht nur 32,75 EUR/t unter dem Niveau, welches Ende März erreicht wurde, sondern verzeichnete im Monatsverlauf sogar Tagesschwankungen von knapp 25 EUR/t. Während die Ankündigung eines möglichen Importstopps ukrainischer Agrarprodukte einiger osteuropäischer Mitgliedsstaaten die Rapsnotierungen in der 16. KW noch regelrecht explodieren ließ, konnte das Niveau zuletzt nicht gehalten werden. Ausschlaggebend dafür war die Unterzeichnung eines Handelsabkommens, welche den Transport von ukrainischem Getreide sowie Ölsaaten und deren Nachprodukten über die Nachbarländer gewährleistet. Hinzu kamen rückläufige Rohöl- und Sojanotierungen, die zusätzlichen Druck ausübten.
Verhaltene Nachfrage am Rapsmarkt
Mit dem Minus am Terminmarkt wurden auch die Gebote auf Erzeugerstufe nach unten korrigiert. So werden Ende April im Bundesdurchschnitt 425,60 EUR/t verlangt und damit 7,40 EUR/t weniger als noch vier Wochen zuvor. Die starken Kursbewegungen in Paris reduzieren die Handelsaktivität am Rapsmarkt auf ein Minimum. Erzeuger, welche regional noch Restmengen der Ernte 22 lagern, halten diese in der Hoffnung auf einen Preisanstieg im Übergang zur kommenden Vermarktungssaison zurück. Das Vermarktungsfenster wird jedoch immer kleiner. So steht eine verhaltene Abgabebereitschaft einem weiterhin geringen Kaufinteresse gegenüber. Angesichts dessen bleiben die Umsätze gering.
Sojaschrotpreise tendieren schwächer
Am Ölschrotmarkt setzte sich die rückläufige Preistendenz auch im April 23 fort. 44er Partien konventionellen Sojaschrotes wurden im Schnitt fob Hamburg mit 493 EUR/t bewertet, ein Minus von 10,8 % im Vergleich zum Vormonat. Partien mit hohen 48 % ProFett wurden im Schnitt für 526 EUR/t offeriert und damit knapp 10 % günstiger als noch im März 23. Damit folgten die Preise den zuletzt rückläufigen Sojanotierungen der Börse in Chicago.
Auch GVO-freies Sojaschrot gab weiter nach. Im Bundesdurchschnitt vergünstigten sich Partien um rund 47 EUR/t auf 600 EUR/t. Die Aussicht auf eine brasilianische Rekordsojabohnenernte und das damit einhergehende hohe Exportpotenzial setzen die Sojaschrotpreise merklich unter Druck. Die Tatsache, dass Argentinien auf die kleinste Sojaernte seit über 20 Jahren zusteuert, begrenzt allerdings den Preisspielraum nach unten.
Handel auf das Nötigste beschränkt
Die Rapsschrotpreise konnten ihr Niveau ebenfalls nicht halten. Im Bundesdurchschnitt wurden auf Großhandelsebene für prompte Ware mit 325 EUR/t rund 7 % weniger als im März 23 gezahlt. Rapsschrot zur Lieferung an August 23 wird, je nach Standort, mit unter 300 EUR/t rund 31-36 EUR/t niedriger bewertet. Auch beim Rapsschrot tendierten Preise im Sog rückläufiger Rohstoffnotierungen schwächer. Allerdings beleben die niedrigen Offerten keineswegs die Nachfrage der Marktteilnehmer. Angesichts der günstigen Vegetationsbedingungen und der nicht abreißenden Importe aus der Ukraine, Kanada und Australien halten sich die Markteilnehmer zurück und hoffen auf weitere Preisermäßigungen.
Üppige deutsche Rapsernte 2023
Der Handel am Rapsmarkt dürfte sich auch im Mai nicht merklich beleben, denn dafür bräuchte es kräftige Preissteigerungen und an die glaubt mittlerweile kaum noch einer. Erzeuger blicken Ende April zudem positiv auf die kommende Rapsernte, immerhin sind die Feldbestände bislang sehr gut entwickelt. So geht die EU-Kommission jüngsten Angaben zufolge von einer deutschen Rapsernte 2023 von 4,5 Mio. t. Das wären nicht nur 232.000 t mehr als im Vorjahr, sondern gleichzeitig auch die größte Rapsernte seit 6 Jahren. In Folge reichliche Niederschläge sind die Böden allerdings gebietsweise nicht befahrbar, was die Feldarbeiten verzögert.