Die Rapsnotierungen konnten sich nicht halten, die Aussicht auf eine gute Ernte in Europa – Coceral setzte die Schätzung auf 17,7 Mio. t rund 3 % über Vorjahreslinie – sowie das nachlassende Kaufinteresse, setzen die Notierungen unter Druck. Ein kurzes Aufbäumen gab es am 26.05.2022, weil ungünstige Bedingungen die Aussaat von Sojabohnen in den USA und von Canola in Kanada stören. Unterstützung erhielten die Pflanzenölpreise von steigende Rohölnotierungen, aber die Aussicht auf ein Ende der Seewegblockade im Schwarzen Meer ließ die Kurse wieder taumeln. So gab es in Paris an der Terminbörse große Bewegungen in der zurückliegenden 5 Handelstagen von -39,50 bis +30,25 EUR/t. Das ließ den Kassahandel unbeeindruckt, da er ohnehin kaum noch existiert. Alterntig decken Ölmühlen nur noch sehr sporadisch einzelne Bedarfsspitzen, für die auch nicht mehr jede Forderung bewilligt wird, denn es kündigen sich weitere Schiffsankünfte aus Australien an. Hinsichtlich der kommenden Saison bleibt die Aussichten vage, die Einstufung der Rapsernte 22 ist gut, auch bei den EU-Nachbarn, aber es wird aufgrund der nicht überall optimalen Bedingungen aktuell wenige aus Erzeugerhand verkauft. Das kann auch aktuell an den niedrigeren Geboten liegen, die im Vergleich zur Vorwoche für Raps ex Ernte um 13 auf 793,20 (770-826) EUR/t zurückgenommen wurden. Für prompte Partien werden nur noch in weniger Regionen Gebote erfasst. Hier sank der wenig repräsentative Durchschnittswert um knapp 20 auf 893 (790-912) EUR/t.
Die Ernte 22 rückt in greifbare Nähe, was zur Folge hat, dass die Forderungen für prompten Rapsschrot den Preisrückgang fortsetzen. Jüngst wurden 412 EUR/t gefordert, auf Wochensicht entspricht das einem Verlust von rund 20 EUR/t. Die Umsätze waren zum Monatswechsel äußerst gering, Marktteilnehmer waren mit Monatsabschlussarbeiten beschäftigt. Indes schrumpft die Preisdifferenz zur neuen Ernte deutlich, waren es in den vergangenen Wochen noch über 100 EUR/t, sind es jetzt nur noch 10 EUR/t. Das Angebot ist reichlich, teils sogar überreichlich, denn es lassen sich kaum Käufer finden. Indes wechselten die Sojaschrotpreise in den vergangenen Handelstagen die Richtung und tendierten fester. Promptes Sojaschrot, sowohl 44er als auch 48 er Ware, verteuerte sich um 6 auf 509 bzw. 535 EUR/t. GVO-freie Partien verzeichneten auf Wochensicht das größte Plus und legte um 17 auf 736 EUR/t zu. Am Sojaschrotmarkt ist die Nachfrage ebenfalls verhalten. Käufer und Verkäufer agieren nur in engem Terminrahmen. Die hohe Volatilität ausgelöst durch die Wettermärkte und auch das ungewisse Ausmaß des Russland-Ukraine-Konflikts sorgen für anhaltende Unsicherheit.
Mit der schwindenden Nachfrage nach alterntigem Raps geben am Kassamarkt die Prämien deutlich nach, die schwächeren Rapskassapreise belasten auch die Rapsölpreise, die im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls nachgeben. Rohes Rapsöl dabei deutlich stärker als Raffinat, dass zuletzt eine Prämie von 330 EUR/t auf Rohware erzielte. Fob Hamburg wird rohes Rapsöl mit 2.065 EUR/t fob bewertet und hat damit gegenüber Vorwoche knapp 100 EUR/t verloren. Raffinat ist mit 2.395 EUR/t indes nur 5 EUR/t preisschwächer.