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Wenn Schweine schwerer werden…
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…brechen die Zunahmen ab, sie verfetten und der Futteraufwand steigt ins Unermessliche. So die landläufige (Lehr-) Meinung. Aber stimmt das wirklich? In einem in 2018 durchgeführten Versuch auf Haus Düsse wurden die Leistungen von Mastschweinen mit unterschiedlich hohen Endgewichten mit einander verglichen. Tobias Scholz von der Landwirtschaftskammer NRW hat die Ergebnisse im Folgenden zusammengefasst. 

Insgesamt wurden 390 Tiere (Börge, Eber, Sauen) der Herkunft db77 x BHZP Viktoria aufgestallt. Es gab fünf Versuchsgruppen mit den Ziel-Endgewichten 120, 125, 130, 135 und 140 kg. In der Gruppenhaltung befanden sich 300 Tiere in 15 Buchten, wobei jede Versuchsgruppe in jeder Bucht vertreten war, um Buchteneffekte auszuschließen. Zusätzlich wurden jeweils 45 Tiere für die Versuchsgruppen 130 und 140 kg Mastendgewicht in der Reihenaufstallung gemästet, um Einzeltier bezogene Daten zum Futteraufwand zu erheben. Die Fütterung erfolgte mehrphasig mit einem Standardfutter (Agravis, Futterkonzept Verro). In der Gruppenhaltung wurde mehlförmig flüssig, in der Reihenaufstallung pelletiert trocken gefüttert. Die Wägungen erfolgten ab ca. 75 kg wöchentlich. Alle Tiere wurden bei der Westfleisch in Hamm Uentrop geschlachtet, wobei insgesamt 380 Tiere in die Auswertung einbezogen werden konnten.

Hervorragende Mastleistungen bis zum Ende

Insgesamt erreichten alle Tiere (Börge, Eber und Sauen aller Versuchsgruppen) bei einem durchschnittlichen Endgewicht von 131,7 kg mit 979 g täglicher Zunahme bei einem Futteraufwand von 2,58 kg je kg Zuwachs hervorragende Leistungen.

Wie gewohnt lagen die Gesamt-Zunahmen der Eber und Börge auf ähnlichem Niveau, die der weiblichen Tiere lagen ca. 70 g darunter. In der Reihenaufstallung hatten die Tiere höhere Zunahmen als in der Gruppenhaltung. Auch dieser Zusammenhang ist aus früheren Versuchen bekannt. Die täglichen Zunahmen entwickelten sich oberhalb der 120 kg rückläufig, lagen aber auch noch jenseits der 130 kg in einem beeindruckenden Bereich. Dies betraf besonders die Eber. Je nach Aufstallung und Geschlecht wurden zwischen 890 g (weiblich, Gruppe) und 1237 g erzielt, wobei bei der Beurteilung der Leistungen in den oberen Gewichtsklassen die immer geringer werdende Tierzahl zu berücksichtigen ist.

Der Futteraufwand je kg Zuwachs verschlechterte sich ebenfalls. Jedoch blieben auch hier die „schlimmsten“ Werte in einem moderaten Bereich. Die besten Werte lieferten wie erwartet die Eber, die auch zwischen 130 und 140 kg nur 3,0 kg Futter je kg Zuwachs benötigten. Interessanterweise verschlechterten sich Börge und Eber ungefähr in gleichem Umfang von etwa 0,7 kg auf dem Weg von 110 kg bis 140 kg Lebendgewicht, wogegen die weiblichen Tiere im Verlauf der fortschreitenden Mast fast 1 kg Futter je kg Zuwachs mehr benötigten. Dies ist allerdings in Zusammenhang mit der bei den weiblichen Tieren um 200 g geringeren täglichen Zunahmen gegenüber dem Durchschnittswert zu sehen. Hier wird sicherlich auch das einsetzende Rauschegeschehen einen Einfluss haben.

Schlachtkörper hielten Qualität, Maske entscheidet

Die Qualität der Schlachtkörper verschlechterte sich bei höheren Schlachtgewichten überraschenderweise so gut wie nicht. Die schwereren Tiere hatten bei allen Geschlechtern eine mindestens ebenso gute, wenn nicht sogar leicht bessere Ausschlachtung als die leichteren. Eher unerwartet blieben bei allen Geschlechtern die geschätzten Auto-FOM Bauchfleischanteile auf hohem Niveau gleich. Das Fleischmass vergrößerte sich bei zunehmendem Gewicht der Schlachtkörper stetig und das Fettmass nahm nur geringfügig zu, so dass ein gebildeter Quotient aus beiden Werten bei steigenden Schlachtgewichten völlig konstant blieb.

Die Abrechnungsmaske ist damit der entscheidende Faktor für die Indexpunkte je kg Schlachtgewicht und damit den Erlös am Schlachtschwein. Bei der Auswertung mit Maske verringern sich die erreichten Indexpunkte je kg Schlachtkörper. Teilstücke wandern nach oben aus dem bestbezahlten Korridor heraus. Ohne Maske ausgewertet, verändern sich die Indexpunkte je kg Schlachtgewicht bei steigenden Endgewichten nicht. Im vorliegenden Versuch ist diese Berechnung zur Beurteilung der Schlachtkörperentwicklung realistisch, da die Bauchqualität der Tiere bei steigenden Endgewichten nicht abnahm.

Das Leistungsvermögen der Tiere ließe daher eine Mast auf höhere Endgewichte zu. 

  • Auch bei hohen Endgewichten lieferten die Schweine gute Leistungen
  • Die täglichen Zunahmen entwickelten sich oberhalb der 120 kg rückläufig, hatten aber auch oberhalb der 130 kg ein hohes Niveau. Dies betraf besonders die Eber.
  • Der Futteraufwand je kg Zuwachs verschlechterte sich ebenfalls. Jedoch blieben auch hier die Werte in einem moderaten Bereich. Die besten Werte lieferten wie erwartet die Eber.
  • Weibliche Schweine bremsen sich z. T. durch einsetzendes Rauschegeschehen aus
  • Die Qualität der Schlachtkörper verschlechterte sich bei höheren Schlachtgewichten so gut wie nicht
  • Die Abrechnungsmaske ist damit der entscheidende Faktor bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit von höheren Mastendgewichten

DER DIREKTE DRAHT

Tobias Scholz
Landwirtschaftskammer NRW

Telefon: 02945-989-162
E-Mail: tobias.scholz(at)lwk.nrw.de

Stand: Januar 2020