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PRDC – Der wichtige Krankheitskomplex beim Schwein

Sie kennen es sicher: Die meisten Lungenerkrankungen bei Hausschweinen verursachen Viren und Bakterien im Zusammenspiel mit mangelndem Stallmanagement. Zu den häufigsten Virus­Erregern zählen dabei Influenzaviren, der PRRS­Virus und PCV­2. Bei den Bakterien treten regelmäßig Mykoplasmen oder APP (Actinobacillus pleuropneumoniae), aber auch Erreger wie Streptokokken, Bordetellen und Pasteurellen auf.

PRDC-Erreger und ihre Auswirkungen

Lungenerkrankungen haben für Tierwohl und Betriebserfolg weitreichende Folgen: weniger Tageszunahmen, mehr Kümmerer, geringere Reproduktionsleistung, erhöhte Mortalität. Die finanziellen Folgen von Atemwegserkrankungen können für den Landwirt immens sein.

Der Erreger APP zeigt bei einem Prozent mehr Lungenläsionen schon bis zu 2,48 Gramm weniger Tageszunahmen, durchschnittlich 70 Gramm Gewichtsverlust und auch eine 0,26 Tage längere Mastdauer pro Schwein und die bakteriellen Erreger Mykoplasmen können selbst in der subklinischen Infektion bis zu 38 Gramm weniger Tageszunahmen bedeuten.

Eine Influenzainfektion birgt nicht nur aufgrund möglicher nachfolgender bakterieller Koinfektionen ein schwerwiegendes Problem für den Betrieb, auch die Reproduktionsleistung wird negativ beeinflusst. Eine leerstehende Sau kostet den Landwirt schnell mehr als 100 Euro und die Zahl abortierender und toter Sauen, gerade bei der pandemischen Influenza, kann massiv steigen und damit die Leistungsparameter deutlich sinken. Der Diagnostik, Prophylaxe und Therapie bei den Lungenerkrankungen muss daher eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Ceva Lung Program – Aktuelle Erkenntnisse

Mit dem Ceva Lung Program (CLP) können am Schlachthof Atemwegserkrankungen erkannt und genau nach Schweregrad beurteilt werden. Der Fokus liegt hier auf den beiden Erregern Mykoplasmen und APP. So können mit dem anschließenden anschaulichen Ceva Lung Program Report die durchgeführten Ferkel-Schutzimpfungen bewertet werden.

Seit einigen Monaten begleiten uns Corona-bedingte Schlachthof-Schließungen und neue Sicherheitsbedingungen am Schlachthof. Das bekannte Schlachtlungenscoring am Schlachtband war nur noch vereinzelnd möglich. Die Ceva Tiergesundheit hat sich in dieser Zeit überlegt, wie sie den Service für die Schweinehalter aufrechterhalten kann. Die Lösung sind nun Schlachtlungen Scorings in Sektionsräumen. Dafür werden von der gewünschten Schlachtpartie circa 30 Lungen vom Schlachthof zum Scoring zur Verfügung gestellt, können dann in ruhiger Atmosphäre nach der Methodik des Ceva Lung Programs gescort und direkt in die Ceva Lung Program App eingetragen werden. Insgesamt konnten so schon circa 60 Scorings durchgeführt werden.

Influenza – Aktuelle Erkenntnisse

Influenza A Viren zählen zu den wichtigsten Krankheitserregern in den Schweinebeständen, wobei die einhergehenden Krankheitsbilder sich sehr unterschiedlich darstellen können. Die „klassische“ Influenza geht mit hohen Erkrankungsraten auf den Beständen, hochgradigen Atemwegssymptomen, wie Husten, Nasenausfluss, pumpender Atmung, Inappetenz und hohem Fieber einher. Nach fünf bis sieben Tagen klingen die Symptome ab. Daneben zeigt sich die persistierende „endemische“ Form mit ähnlichen, allerdings unterschwelligeren Symptomen. Zusätzlich können in beiden Fällen auch Reproduktionsstörungen auftreten. Diese Erkrankungsformen werden durch die Virus-Subtypen H1N1, H1N2 und H3N2 hervorgerufen, welche schon lange in den europäischen Schweinepopulationen kursieren und ganzjährig auftreten können (1).

Im Jahr 2009 ist durch die Vermischung des Erbgutes europäischer und nordamerikanischer Influenzaviren ein neuer Subtyp entstanden: das pandemische H1N1 Virus. „Pandemisch“ steht für das Länder- und Kontinent-übergreifende Vorkommen. Mittlerweile ist dieses Virus, welches sich sehr leicht von Schwein zu Schwein, aber auch von Mensch zu Schwein und umgekehrt, verbreitet, in vielen Ländern ganzjährig zu finden. Die ersten Nachweise in Deutschland gelangen schon 2010. Dabei sind die Symptome deutlich unspezifischer und weniger „Influenza-typisch“ als bei den schon lange bekannten Subtypen. In vielen Fällen erkranken die Tiere parallel in den einzelnen Produktionseinheiten; dabei kann der Ausprägungsgrad der Symptome von ganz schwach bis sehr stark variieren. Fieber kann auftreten, muss aber nicht. Zum Teil gibt es Atemwegsprobleme wie Husten, Schniefen, Pumpen. In vielen Fällen treten auch Reproduktionstörungen(2) auf. Diese reichen von gering gestiegenen Umrauschquoten bis hin zu etlichen Aborten oder vermehrt totgeborenen Ferkeln. Auch plötzliche Todesfälle bei den Sauen können auftreten.

Influenzatypisch ist die erhöhte Infektanfälligkeit der Tiere gegenüber anderen Krankheitserregern. So können zum Beispiel in einer mit pandemischen Influenzaviren infizierten Ferkelaufzucht vermehrte Streptokokken- oder Glaesserella parasuis-Infektionen beobachtet werden.

Eine überstandene Infektion mit pandemischen Influenzaviren hinterlässt bei den betroffenen Tieren keine belastbare Immunität, das heißt, sie können immer wieder erkranken. Somit hält sich das häufig unterschwellige Krankheitsgeschehen über viele Monate auf den Betrieben und in den einzelnen Produktionseinheiten treten immer wieder Tiere mit Krankheitssymptomen auf.

Im Rahmen der Influenzaprophylaxe ist die Impfung sowohl gegen die “klassischen” als auch „pandemischen“ Influenzaviren ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Schweinegesundheit und einer positiven ökonomischen Bilanz für den Landwirt.