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Ölsaaten Forum Spezial 2022: Eiweißversorgung unserer Nutztiere sichern

Nachbericht zum Ölsaaten Forum Spezial auf der EuroTier 2022: Sicherung der Eiweißversorgung unserer Nutztiere unter Berücksichtigung der besonderen Bedeutung der Ukraine – die Videoaufzeichnung finden Sie hier.

Unter diesem Titel führten OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V., Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) sowie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) am 16. November 2022 ein Ölsaaten Forum Spezial  in Kooperation mit dem Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialog (APD) im Rahmen der EuroTier 2022 durch. Die Veranstaltung stand daher im Zeichen des russischen Angriffs auf die Ukraine sowie der Auswirkungen auf die Ölsaaten- und Futtermittel-Märkte.  

Die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind weltweit spürbar. Blockierte Exporthäfen, Treibstoff- und Personalmangel, Beeinträchtigungen bei Aussaat, Ernte und Transport waren die Folge. Diese Schwierigkeiten führten zu starken Preisschwankungen – weltweit.

Gute Ernteergebnisse in 2022 bei Ölsaaten und die Nutzung neuer Transportwege für ukrainische Agrargüter erhellen indessen das Lagebild. Wie geht es weiter angesichts der Unsicherheiten und der Bedeutung der Ukraine für die Marktversorgung mit Ölsaaten und Eiweißfuttermitteln für die Europäische Union? Beim Ölsaatenforum-Spezial der EuroTier haben Expertinnen und Experten aktuelle Marktanalysen aus erster Hand präsentiert und Perspektiven zur Eiweißfuttermittel-Versorgung aufgezeigt. Die Ergebnisse finden Sie hier in Kurzfassung und der Mitschnitt steht kostenfrei hier online zur Verfügung.

Pavlo Koval, Geschäftsführer der Ukrainischen Agrarkonföderation, Experte des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialogs, berichtete beim Ölsaaten Forum zum Stand und Perspektiven des Ölsaatenanbaus in der Ukraine in der Saison 2022/2023. So schaute er trotz des andauernden Krieges in seinem Heimatland positiv in die Zukunft und sieht gute Aussichten für den Export und die Verarbeitung von Ölsaaten. Dabei betonte er, dass die Bedeutung der Europäischen Union als Handelspartner für ukrainische Agrargüter weiter steigen wird. Er konnte aufzeigen, dass trotz der widrigen, kriegsbedingten Umstände das Exportvolumen an wichtigen Agrargütern wie Getreide und Ölsaaten im Verlauf des Jahres 2022 bis September wieder auf das Vorjahresniveau gesteigert werden konnte.

Auch Annabelle Elvers, Marktanalystin, ADM Germany, beurteilte die aktuelle Ölsaaten-Marktsituation in der Ukraine trotz der andauernden Kämpfe durch Russland optimistischer als ursprünglich erwartet. Dank guter Ernten stellt sich die Versorgungssituation bei Ölsaaten laut Elvers derzeit etwas entspannter dar. Während weniger Sonnenblumen angebaut wurden, konnte der Anbau von Raps und Sojabohnen in 2022 ausgeweitet werden. Dennoch habe dieser Krieg deutlich gemacht, wie wichtig die Vielfalt der Herkünfte für eine sichere Eiweißversorgung der Nutztiere in Deutschland und Europa ist.

Wienke von Schenck, Marktanalystin, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH, unterstützte diese Markteinschätzung, betrachtete aber insbesondere die heimische Ölsaatenerzeugung. Die knappe Verfügbarkeit von Sonnenblumen aus er Ukraine sollte durch eine größere Eigenversorgung ausgeglichen werden. Allein in Deutschland wurde daher der Anbau gegenüber dem langjährigen Mittel mehr als verdoppelt, in Polen fast vervierfacht.

Dennoch sei die Ernte enttäuschend gewesen – Hitze und Trockenheit schmälerten die Erträge, ganz besonders aber in Südosteuropa. In Deutschland sei die Sonnenblumenernte dennoch aufgrund der mehr als doppelt so großen Anbaufläche größer als 2021 ausgefallen.

Prof. Gerhard Bellof, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf / Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) stellte in diesem Zusammenhang Lösungsansätze vor, um die Eiweißlücke in der Nutztierfütterung zu verringern.  Er beleuchtete die UFOP „10+10“-Strategie aus Tierernährungssicht. Diese sieht vor, jährlich jeweils 10 % der Ackerflächen in Deutschland mit Rapssaat bzw. Leguminosen zu bestellen. Sein Fazit: Die anvisierte Ausdehnung der Anbauflächen für Leguminosen und Rapssaat in Deutschland würde zu einer erheblichen Angebotssteigerung von Eiweißfuttermitteln führen. Die so erzeugten heimischen Eiweißfuttermittel könnten in der Nutztierfütterung in Deutschland aus seiner Sicht vollständig eingesetzt werden. Dies gelte auch unter Berücksichtigung moderat, drastisch oder sehr drastisch sinkender Nutztierbestände und der Beachtung aktueller Fütterungsstrategien zur N- und P-reduzierten Fütterung.

Schließlich gab Rene van der Poel, ADM-Ölmühle Straubing noch einen Einblick in die Verarbeitung von Raps, Soja & Co. aus heimischer und europäischer Erzeugung. Er sprach über die steigende Bedeutung des Non-GMO Marktes für Sojabohnen und Rapssaat und sieht hier noch deutliche Wachstumspotenziale. Gerade in Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit gegenüber etablierten Ackerkulturen stellt die Sojabohne in Süddeutschland inzwischen eine ernstzunehmende Alternative in der Fruchtfolge dar. Vor diesem Hintergrund sei auch die Entscheidung gefallen, am ADM-Standort in Mainz im Verlauf des Jahres 2023 eine neue Verarbeitungslinie für Non-GMO-Sojabohnen in Betrieb zu nehmen.