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Die Benzoesäure – eine alte Bekannte sollte in keinem Schweinefütterungskonzept fehlen
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Die momentan sehr hohen Futterpreise für Schweine sollten jeden Schweinehalter veranlassen, über einen effizienteren Einsatz der Futtermittel nachzudenken. In jedem Betrieb gibt es noch mehr oder weniger große Schrauben, an denen gedreht werden kann.

Mit einem nur gering besseren Futteraufwand können nennenswerte finanzielle Verbesserungen erzielt werden. Bei durchschnittlichen Kosten von 30 € für 100 kg Schweinemastfutter bringt die Verbesserung des Futteraufwandes von 100 g pro kg Zunahmen glatte 3,0 € pro Mastschwein.

Bei einem Absatz von 6.000 Mastschweinen im Jahr kommt hier schnell die ersparte Summe von 18.000 € zusammen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, den Futteraufwand nicht aus dem Auge zu verlieren und alles zu tun, um ihn zu minimieren.

Neben den altbekannten Parametern wie Futterhygiene, Phasenfütterung und Einhaltung der Gewichtsgrenzen der Mastschweine, kann aber auch der gezielte Einsatz von Futterzusatzstoffen einen gewünschten Effekt zeigen.

Bei hohen Futterpreisen muss auch an den kleinen Schräubchen der Fütterung gedreht werden

Im Fokus stehen momentan und dies schon seit etlichen Jahren, der Einsatz von organischen Säuren, die jeweils positiv auf die Darmflora und die Verdauung wirken.

Durch die verschärften Regelungen in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, nach der die Ammoniakwerte in der Stallluft einen Maximalwert von 20 ppm nicht mehr überschreiten dürfen, ist ebenfalls noch einmal neu über unsere „alte Bekannte“ zu diskutieren.

Die positive Wirkung der Benzoesäure beginnt schon im Futter, wo sie eine konservierende Wirkung zeigt, insbesondere gegen Hefen, aber auch gegen Schimmelpilze.

Der Verzehr von Benzoesäure mit dem Futter führt zu einer Absenkung des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt, was besonders bei jungen Tieren einer Alkalisierung des Mageninhaltes durch stark puffende Futterinhaltsstoffe entgegenwirkt. Durch eine regulierende Wirkung auf die im Darm befindlichen Mikroorganismen werden diese in ihrer Vermehrung gehemmt und scheiden folglich auch weniger Stoffwechselprodukte aus. Dadurch wird ebenfalls eine Entlastung des Immunsystems erreicht. Studien zeigen insbesondere eine stark hemmende Wirkung auf E-coli-Keime, die weitaus stärker ist als bei den meisten Futtersäuren. Nur die Sorbinsäure kann solche Resultate vorweisen.

Neben diesen Wirkungen der Benzoesäure, zeigt die Verwendung dieser im Schweinefutter auch umweltrelevante Einflüsse. Durch eine Absenkung des Urin-pH-Wertes und einer gleichzeitigen Reduzierung der N-Ausscheidung fehlt dem Enzym Urease der optimale pH-Bereich und wandelt dadurch weniger Harnstoff in Ammoniak um. Und zwar entsteht nach Absorption im Dünndarm in der Leber durch eine chemische Verbindung mit der Aminosäure Glycin die Hippursäure, die mit dem Urin ausgeschieden zur pH-Wertsenkung führt. Demzufolge wird weniger Ammoniak in die Luft abgegeben. Die Kombination von Säureeinsatz und Proteinreduzierung im Futter verstärkt diesen Effekt. Insbesondere die Ausscheidung von Stickstoff und die Nutzung im Organismus kann durch eine Senkung positiv beeinflusst werden. Auch diesen Effekt weisen Studien in unterschiedlichen Höhen aus. Dabei geht es um Verringerungen um bis zu 40%. Zusammenfassend empfohlen im Jahr 2013 Wissenschaftler der Berner Hochschule in Zollikofen, die Minderung der Ammoniakemissionen beim Einsatz von Benzoesäure in der Schweinefütterung für Bauvorhaben etc. von 10% anzuerkennen.

Bei Neubauvorhaben kann sich die Minderung der Emissionen durch die Benzoesäure positiv auswirken

Den Effekt der Ammoniakreduzierung und der Verbesserung der Futterverwertung konnte in unseren vorangegangenen Untersuchungen mit der Benzoesäure (VevoVitall®) immer wieder nachgewiesen werden. Allerdings sind diese nun schon über 10 Jahre alt. Die Fütterung der Schweine hat sich seitdem stark verändert. Es sind verstärkt andere Proteinfuttermittel im Einsatz und vor allen Dingen werden Schweinefutter mittlerweile flächendeckend mit geringeren Proteinwerten konzipiert. Daher ist eine Überprüfung der Wirkung der Benzoesäure notwendig geworden. Gleichzeitig ist die Frage der Konzentration aus Sicht der Ökonomie sicherlich auch immer wieder zu stellen.

In den nun folgenden Zahlen konnte aber nur eine Fokussierung auf die Mast- und Schlachtleistungen gelegt werden. Stallklimaparameter (Ammoniakgehalt der Stallluft) konnten nicht erfasst werden.

In die Untersuchung wurden 192 Mastschweine einbezogen. Es handelte sich dabei um Kreuzungsherkünfte (Pi x (DExDL)). Die Tiere wurden in vier Varianten unterteilt und parallel in vier identischen Stallabteilen gemästet (jeweils eine Bucht pro Variante). 6 Tiere erreichten das Prüfungsende auf Grund von Erkrankungen des Bewegungsapparates nicht.

Die Versuchstiere wurden in der Gruppe gehalten

Im Rahmen des Versuches wurde eine dreiphasige Fütterung durchgeführt. Von ca. 25 bis ca. 60 kg erhielten alle Schweine ein Anfangsmastfutter, von 60 bis 90 kg eine Mischung aus 50% Anfangsmast- und 50% Endmastfutter anschließend das Endmastfutter bis zu einem Endgewicht von ca. 120 kg. Die Fütterungsvarianten stellten sich folgendermaßen dar (Angaben nach Deklaration):

A: Kontrollgruppe (ohne Benzoesäure oder andere Futtersäuren)

B: Futter wie Kontrollgruppe mit 5kg/t Benzoesäure über gesamte Mast

C: Futter wie Kontrollgruppe mit 3kg/t Benzoesäure über gesamte Mast

D: Futter wie Kontrollgruppe: bis 60 kg Lebendgewicht 5 kg/t, ab 60 kg 3 kg/t

Die eingemischten Rationsbestandteile sind der Tabelle 1 zu entnehmen.

Tabelle 1: Rationsbestandteile (g/kg)

In Tabelle 2 sind die deklarierten Inhaltsstoffe der vesrchiedenen Mischungen dargestellt. Sie wurden durch Analysen bestätigt und en.tsprechen dem physiologischen Bedarf der jeweiligen Gewichtsgruppen.

Die zu vergleichenden Gruppen weichen in den analysierten Inhaltsstoffen nicht voneinander ab.

Tabelle 2: Deklarierte Inhaltsstoffe der Mischungen

Ergebnisse und Diskussion

Zahlen zur Mastleistung:

Zunächst ist festzustellen, dass sich die Eingangsgewichte der Schweine in den vier Gruppen nicht unterscheiden. Das gleiche gilt für die Endgewichte zur Schlachtung. Beides war versuchstechnisch so geplant. Die Zunahmen im Bereich der Anfangsmast und über die Gesamtmast sind aber durch die Versuchsgruppen signifikant beeinflusst (die Irrtumswahrscheinlichkeit p (Tabelle 3) liegt unter 0,05). In der Anfangsmast unterscheiden sich die Gruppen B und D signifikant von der Gruppe A. Der Einsatz von durchgehend 5 kg Benzoesäure in Gruppe B und im Anfangsmastbereich der Gruppe D erbrachte also signifikant höhere Zunahmen als die Kontrollgruppe ohne Benzoesäure. Betrachtet man die Zunahmeergebnisse der Gesamtmast zeigen ebenfalls beide Gruppen höhere Masttagszunahmen als die Kontrollgruppe.

Die höheren Zunahmen wurden allerdings nicht durch höhere Futterverbräuche erzielt, sondern durch eine signifikant bessere Futterverwertung. Gegenüber der Kontrollgruppe mit 2,68 kg Futter pro kg Körpermassezunahme war diese in Gruppe B um 0,13 kg verringert. Der Zusatz von 3kg Benzoesäure konnte dagegen in den Parametern Tageszunahmen und Futterverwertung keine besseren Leistungen zeigen (Abbildungen 1 und 2).

Beim Einsatz von 5 Kg/t an Benzoesäure wurde die Futterverwertung signifikant verbessert

Tabelle 3: Daten der Mastleistung

Abbildung 1: Zunahmeentwicklung in den einzelnen Mastabschnitten

Abbildung 2: Futterverbrauch und Futteraufwand in den Versuchsgruppen

Zahlen zur Schlachtleistung:

Die Schlachtkörperleistungen wurden durch den Benzoesäureeinsatz nicht beeinflusst

In Tabelle 4 sind die Daten der Schlachtleistung dargestellt. Korrespondierend zu den Ausstallgewichten verhalten sich die Schlachtgewichte. Sie liegen eng beieinander und lassen somit keinen Einfluss auf den Muskelfleischanteil vermuten. Auch der Muskelfleischanteil ist in den vier Gruppen vergleichbar. In keinem der betrachteten Parameter hatte der Einsatz von Benzoesäure einen signifikanten Einfluss.

Tabelle 4: Daten der Schlachtleistung

Zahlen zur Fleischqualität

Betrachtet man die Zahlen zur Fleischqualität (Tabelle 5), lässt sich leicht erkennen, dass insgesamt keine Fleischqualitätsmängel aufgetreten sind. Keiner der untersuchten Parameter der Fleischqualität zeigt einen signifikanten Einfluss der Fütterungsgruppe.

Tabelle 5: Daten zur Fleischqualität

N und P-Bilanz

Durch den Einsatz von durchgehend 5% der Benzoesäure konnten die Stickstoffausscheidungen bei gleichen Futterinhaltsstoffen um 8% verringert werden. Der Einsatz von durchgehend 3% brachte keine Ersparnis. Gruppe D zeigte 3% geringere N-Ausscheidungen.

Tabelle 6: N-Bilanz der Versuchsgruppen

Betrachtet man die Phosphorbilanz, konnten mit den Rationen der Versuchsgruppen B, 10% an ausgeschiedenem Phosphor eingespart werden. Mit D noch 5%.

Durch die bessere Futterverwertung verringerte sich die N-Ausscheidung um ca. 10%

Tabelle 7: P-Bilanz

Der Versuch hat die Ergebnisse der früheren Untersuchungen bestätigt. Durch den Einsatz von 5 kg Benzoesäure je t Futter wurden sowohl die Tageszunahmen wie insbesondere die Futterverwertung signifikant verbessert. Dies hat sich positiv auf die Ausscheidungen von N und P ausgewirkt. Ökonomisch betrachtet waren ebenfalls Einsparungen zu verzeichnen.

Die Futterkostenersparnis bei einem durchschnittlichen Futterpreis von 28,75 €/kg betrug bei Gruppe B 3,85 €, bei Gruppe C 0,35 € und bei Gruppe D 1,55 € gegenüber der Kontrollgruppe. Hiervon sind dann noch die zusätzlichen Kosten der Benzoesäure abzuziehen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber