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Milchviehrationen preisbewusst ergänzen
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Dr. Ursula Adams von der Landwirtschaftskammer NRW, Beratungsregion Rheinland-Nord/Kleve, befasst sich im aktuellen Beitrag mit dem Einsatz von Nebenprodukten und Kraftfuttermitteln zur preisbewussten Ergänzung von Milchviehrationen. Vor dem Hintergrund der diesjährigen Futterknappheit und der geringen Energiedichten von Maissilagen können Nebenprodukte die Grobfuttervorräte strecken und in Verbindung mit Stroh auch Jungviehrationen wesentlich gestalten. 

Wegen der Dürre in diesem Jahr kommt es in vielen Betrieben zu zwei Problemen: Einerseits sind die Futtervorräte oft sehr knapp, zum anderen ist die Energiedichte in vielen Maissilagen gering. Nebenprodukte können Grobfuttervorräte strecken und in Verbindung mit Stroh auch Jungviehrationen wesentlich gestalten. Dies muss aber im Einzelbetrieb kalkuliert werden.

Einsatz und Preiswürdigkeit von Nebenprodukten

Der Einsatz von Nebenprodukten in der Milchviehfütterung setzt voraus, dass diese längerfristig zur Verfügung stehen, um ständige Rationsänderungen zu vermeiden. Auch bei Nebenprodukten sollte man auf die Deklaration achten: Ein entscheidendes Kriterium ist der Wassergehalt, viele Nebenprodukte werden auch nach Trockensubstanzgehalt abgerechnet.

CCM, Pressschnitzelsilage und Kartoffeln sowie einige Kartoffelprodukte sind ebenso gut geeignet, um die Energiekonzentration von Grobfutterrationen aufzuwerten. Für den Einsatz in Jungviehrationen sind auch Obsttrester in Verbindung mit Stroh gut geeignet. Der Einsatz von solchen Produkten muss gut geplant sein, um ausgewogene Rationen und eine hohe Futtereffizienz zu erzielen. Nicht immer sind die geforderten Preise für Nebenprodukte wirklich günstig. Eine Aufwertung der Ration über Getreide, Melasseschnitzel kann durchaus preiswerter und weniger arbeitsaufwendig sein.

Berechnet man die Preiswürdigkeit von Nebenprodukten, muss diese Rechnung auf der Basis von Weizen und Rapsextraktionsschrot gemacht werden. Aus der nachfolgenden Tabelle können Sie die maximalen Zukaufpreise für verschiedene Futtermittel bei einem Weizenpreis von 16,00, 18,00, 20,00 bzw. 22,00 €/dt (incl. Vermahlung) und unterschiedlichen Rapsschrotpreisen erkennen. Silierverluste und Kosten für die Konservierung und / oder Entnahme sind dabei berücksichtigt.

Wenn Getreidepressschlempe angeboten wird, sollte die Herkunft genauer geklärt werden, da Roggenpressschlempe einen deutlich niedrigeren Energiegehalt als Weizenpressschlempe aufweist und für die Milchviehfütterung eigentlich nicht geeignet ist. Futtermittel mit einer Energiekonzentration unter 6,5 MJ NEL / kg TM sind für das Jungvieh geeignet, für Milchkühe sollte der Energiegehalt höher liegen. Bei Kartoffeln gibt es eine Vielzahl von Nebenprodukten, die sich durch unterschiedliche Stärke- und Wassergehalte unterscheiden, einige diese Produkte sind fast vergleichbar mit Kartoffeln, andere können auch nennenswerte Sandanteile enthalten. Es ist daher immer sinnvoll auf einer Deklaration der wichtigsten Inhaltsstoffe zu bestehen auch im Hinblick auf die QM und QS-Anerkennung.

Wenn man die Preise der angebotenen Nebenprodukte mit dieser Liste vergleicht, wird man feststellen, dass Futtermittel wie Biertrebersilage, Maiskleberfuttersilage nur wenig günstiger angeboten werden. Der Betriebsleiter muss dann entscheiden, ob der etwas höhere Arbeitszeitaufwand bei den Nebenprodukten im Betrieb vertretbar ist. Wirkliche „Schnäppchen“ findet man nur noch sehr selten.

Preiswürdigkeit von Kraftfuttermitteln

Wegen der niedrigen Stärke- und damit auch geringen Energiegehalte in Maissilagen müssen in diesem Jahr mehr Konzentrate eingesetzt werden. Die Mehrzahl der Untersuchungsergebnisse weist 20 – 22 % Stärke und nur 6,0 – 6,3 MJ NEL in der Trockensubstanz auf. Die fehlende Stärke kann aus Getreide und / oder Körnermais und deren Produkte kommen. Auch Melasseschnitzel können zur besseren Energieversorgung beitragen. Aus der beigefügten Tabelle können Sie die Preiswürdigkeit der Produkte entnehmen.

Bei den Eiweißfuttermitteln sind die Börsennotierungen seit Mitte August deutlich zurückgegangen. Der Preisabstand zwischen Sojaextraktionsschrot und Rapsextraktionsschrot ist in den vergangenen Wochen kleiner geworden und beträgt nur noch 6,00 €/dt statt 10,00 €/dt wie lange Zeit zuvor. In energiearmen Rationen, z.B. bei einer Grassilage mit 6,0 MJ NEL/kg TM und einer Maissilage mit 5,8 MJ NEL/kg TM, kann der Einsatz von Sojaschrot sinnvoll sein, da Sojaschrot einen deutlich höheren Energiegehalt aufweist und die Ration schneller ausgeglichen werden kann.

Die Preiswürdigkeit der verschiedenen Futtermittel wurde nach der in Tabelle 1 angegebenen Methodik berechnet.

Bei einem Weizenpreis von 20,00 €/dt und einem Rapsschrotpreis von 24,00 €/dt, darf z.B. Sojaschrot mit 42 % Rohprotein 27,39 €/dt und Körnermais 19,37 €/dt kosten.

DER DIREKTE DRAHT

Ursula Adams
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Beratungsregion Rheinland - Nord
Spezialberaterin für Milchviehhaltung
Kreisstelle Kleve / Wesel
Elsenpass 5
47533 Kleve
Email: ursula.adams(at)lwk.nrw.de

Oktober 2018
(Fotos: Dr. Jürgen Weiß)