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Methan bei der Milchkuh
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Der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung veröffentlicht das DLG-Merkblatt 491 zur Methanausweisung im Rahmen der Milchleistungs- bzw. Milchgüteprüfung und zur Nutzung als Benchmark.

Die Bewältigung des Klimawandels ist derzeit die zentrale alle Lebensbereiche betreffende Herausforderung. Hierin steht auch die Klimawirkung der Milchkuhhaltung im Fokus, da die Kuh speziell über den Ausstoß von Methan (CH4) den Klimawandel befördern kann und vom Klimawandel über Ausfälle in der Futtererzeugung und Hitzestress besonders betroffen ist. Dem entgegen bietet sich die Milchkuh aber gerade zur Nutzung des Grünlands und zur Versorgung des Menschen mit Milch- und Fleischprodukten an. Diese Art der Milcherzeugung mit einer möglichst niedrigen Klimawirkung ist (stärker) anzustreben, dient allen und verbessert die Reputation der Nutztierhaltung. Bei sämtlichen Betrachtungen sind neben CH4 ebenfalls Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O) zu berücksichtigen.

Die Ansätze zur Minderung im Bereich der betrieblichen Futterwirtschaft, der Fütterung und des Herdenmanagements müssen demnach (besser) genutzt werden. Und obwohl seitens Klimawirkung nahezu ausschließlich der CH4-Ausstoß (als Funktion des in den Vormägen fermentierten Futters) genannt wird, betrifft dies in allererster Linie die anfallenden Emissionen aus der Futtererzeugung und darüber hinaus auch die durch die Fütterung beeinflusste Menge und Zusammensetzung an Kot und Harn. Beim Futter ist die Senkung der Verluste vom Feld bis zum Trog in Menge und Qualität ein wesentlicher Ansatzpunkt (über effiziente Stickstoff-Düngung, Futterernte, -konservierung und -lagerung mit Ertragserfassung und strategischem Siliermitteleinsatz sowie möglichst viel Futter direkt – z. B. über Weide – einsetzen). Der anteilige CO2-Fußabdruck aus dem Wirtschaftsdünger kann stark gesenkt werden, wenn Kot und Harn ohne vorherige Lagerverluste in der Biogasanlage umgesetzt werden.

Auswertungen von Praxisdaten zeigen eine sehr große Streubreite in den CO2-Äquivalenten je Kuh und je kg Milch bzw. Milch und Fleisch und mit zunehmender Milchleistung steigt tendenziell die Klimawirkung in CO2-Äquivalenten je Kuh und Jahr, da mehr Futter verbraucht wird. Je kg erzeugter Milch fällt der Wert jedoch, da sich der Aufwand für Erhaltung auf mehr Milch verteilt. Die Unterschiede zwischen den milchkuhhaltenden Betrieben sind aber erheblich größer. Die Grundlagen und Zusammenhänge sowie die Vorgaben zur Messung und Bewertung sind im Merkblatt 491 beschrieben. Die notwendigen Instrumente zur Treibhausgas(THG)-Bewertung auf Betriebsebene liegen inzwischen vor und können zur Ableitung von Zielen und Benchmarks genutzt werden. Über die Spektren des mittleren Infrarots (MIR) bei der üblichen Milchuntersuchung kann der CH4-Ausstoß der melkenden Kühe ergänzend abgeschätzt und die spezifische Klimawirkung des Betriebes bewertet werden. Neben einer guten Vergleichbarkeit verschiedener Betriebe liefert dieses System über ein hohes Maß an Standardisierung verlässliche Vergleiche der Messergebnisse von Messtermin zu Messtermin und kann dazu schnell und kostengünstig zur routinemäßigen Abschätzung eingesetzt werden. Die Kalibrierung kann auf Basis von Versuchsdaten zur Methanmessung mit dem GreenFeed-System kontinuierlich erfolgen.

Auf Basis von DLG-Standardrationen wurde als Vergleichsgröße der zu erwartende CH4-Ausstoß modellhaft kalkuliert. Maßgebend sind die Futtermenge und -zusammensetzung, insbesondere der aNDFom-Gehalt (Neutral-Detergenzien-Faser nach Amylasebehandlung und Veraschung). Unter Zugrundelegung von Standardfutterverbräuchen und üblichen Futtermitteln ergeben sich in Abhängigkeit von der Milchleistung die entsprechenden CH4-Mengen als Benchmark bei Anwendung nachstehender

Gleichung:
CH4 = -26 + TM • 15,3 + NDF • 3,42 (CH4, g/Tag; TM, kg/Tag; aNDFom, % der TM)

Auf das Jahr bezogen beträgt der so kalkulierte CH4-Ausstoß 136 kg bei einer Milchleistung von 6.000 kg bzw. 165 kg bei 12.000 kg ECM je Kuh und Jahr. Da hierin auch der anteilige CH4-Ausstoß aus der Trockenstehzeit enthalten ist, dieser über die Spektren in der Milch aber selbstverständlich nicht erfasst werden kann, hat der Abgleich der Daten für die Laktation zu erfolgen. Der CH4-Ausstoß beträgt im Mittel der Laktation 372 g CH4/Tag bei 6.000 kg und 467 g/Tag bei 12.000 kg ECM je Kuh und Jahr. Je kg ECM sinkt er allerdings von 19,5 auf 12,3 g CH4 (6.000 kg vs. 12.000 kg ECM je Kuh und Jahr). Zu beachten ist zusätzlich, dass sich die Kühe stark in der Fleischleistung unterscheiden, so dass beim Bezug auf die Milch ein Vergleich immer innerhalb der Rasse, z. B. Deutsch Holstein, Fleckvieh, Braunvieh, erfolgen sollte. Bei Abweichungen von mehr 20 – 30 g je Kuh und Tag von Mess- zu Messtermin bzw. 1 g CH4 je kg Milch bzw. von regionalen Mittelwerten sind die Ausgestaltung der Fütterung und die Futtereffizienz zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Entscheidend ist die Klimawirkung des Betriebes unter Beachtung der Ansprüche von Mensch und Tier.

Das Merkblatt zum download finden Sie hier.