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Maissilage 2019: Wieder bessere Qualitäten
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Dr. Jürgen Weiß, Kassel, befasst sich im aktuellen Beitrag mit der Auswertung der Maissilagequalitäten in 2019. Trotz regional schwieriger Witterungsverhältnisse insgesamt im Vergleich zum Vorjahr konnten in 2019 bessere Ergebnisse erzielt werden. Das zeigen u. a. die Auswertungen, die von Kolleginnen und Kollegen aus sieben Bundesländern zur Verfügung gestellt wurden.

In der Tabelle 1 sind die Durchschnittswerte aufgeführt. In der Tabelle 2 sind jeweils die Ergebnisse des oberen und unteren Viertels der Proben nach dem Energiegehalt der Silage gegenübergestellt.

Die in der Tabelle 1 aufgeführten Durchschnittsergebnisse vermitteln einen Überblick über die diesjährige Maissilagequalität.

Zuerst fällt auf, dass die durchschnittlichen Trockensubstanzgehalte in allen Regionen gegenüber dem Vorjahr zwischen 1,6 und 4,5 % niedriger liegen. Damit liegen die Gehalte überwiegend unter dem geforderten Maximalwert von 35 %, sodass eine ausreichende Verdichtung in den Silos zu erreichen war.

Größere Unterschiede gibt es beim Stärkegehalt als Kriterium der Kolbenausbildung. Besonders hoch ist der Stärkegehalt in den Proben aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern mit über 300 g je kg Trockenmasse. In Bayern und Sachsen entsprechen die Stärkegehalte in etwa denen des Vorjahres während sie in Nordrhein-Westfalen 19 g, in Hessen 38 g und in Rheinland-Pfalz 46 g je kg TM höher sind. In Niedersachsen liegt der Wert auf Vorjahresniveau. Die Faserstoffgehalte sind gegenüber dem Vorjahr deutlich niedriger, die Verdaulichkeit der organischen Substanz höher. Die Energiegehalte liegen bis auf Sachsen um 0,2 bis 0,3 MJ NEL/kg TM höher, in Sachsen auf gleichem Vorjahresniveau. Dies ist ein gutes, wenn auch noch kein optimales Ergebnis.

Die Rohaschegehalte liegen bis auf Brandenburg unterhalb des Grenzwerts von 4 % der TM und bis auf Nordrhein-Westfalen unterhalb der Vorjahreswerte, was auf eine nicht zu niedrige Schnitthöhe schließen lässt.

Die Rohfettgehalte, die mit einer erheblichen Gewichtung in die Energieschätzung eingehen, liegen im Bereich von 27 bis 32 g.

Eine genauere Charakterisierung des Fasergehaltes ist mit den Kennzahlen ADF und NDF gegeben. Der ADF-Gehalt soll zwischen 20 – 25 % liegen, der NDF-Gehalt unter 420 g. Bei der Energieschätzung wird der NDF-Gehalt in Verbindung mit der enzymlöslichen organischen Substanz (ELOS) als Parameter für die Verdaulichkeit berücksichtigt. Die NDF-Gehalte sind zwar deutlich niedriger als im Vorjahr, liegen allerdings überwiegend an der Grenze.

Die Rohproteingehalte sind in der Tendenz etwas höher als im Vorjahr. Der relativ hohe nXP-Wert resultiert aus der möglichen Bakterienproteinsynthese aus Energie im Pansen. Der dafür fehlende Stickstoff kommt in den hohen negativen RNB-Werten zum Ausdruck. Insbesondere Proben mit höheren Stärkegehalten haben auch höhere negative RNB-Werte. In Maissilagerationen müssen deshalb Eiweißfuttermittel eingesetzt werden, die eine positive RNB aufweisen, z. B. Rapsextraktionsschrot mit +19 g und Sojaschrot mit +31 g. Um z. B. das Proteindefizit von 5 kg Maissilagetrockenmasse auszugleichen, müssen etwa 2,5 kg Rapsschrot eingesetzt werden. Je nach Rationszusammensetzung kann auch teilweise mit Harnstoff gearbeitet werden, hierbei sind allerdings bestimmte Anwendungsvoraussetzungen zu erfüllen.

Die ausgewiesenen Strukturwerte sind relativ niedrig, was bei der Rationsplanung zu beachten ist. Es ist allerdings auch nicht vordergründiges Ziel der Maissilagegewinnung, ein Strukturfuttermittel zu erzeugen, Maissilage soll in erster Linie Energie liefern!

Die Mineralstoffgehalte bestätigen, dass Maissilage Ca-arm ist. Die Phosphorgehalte sind mit 1,7 und 1,8 g etwas niedrig.

Über die Streubreite der Qualitätsunterschiede gibt die Tabelle 2 Auskunft, in der für die Regionen jeweils die Ergebnisse des oberen (=besseren) und unteren (=schlechteren) Viertels der Proben nach ihrem Energiegehalt gegenübergestellt sind. Eine solche Auswertung ist aussagekräftiger als die Angabe von Extremwerten, die sich jeweils auf Einzelproben und einzelne Kriterien beziehen.

Betrachtet man gleich die Energiegehalte, so fallen – anders als in früheren Jahren- größere Unterschiede von 0,4 bis 0,8 MJ NEL/kg TM zwischen oberen und unteren Viertel auf. Eine Erklärung für diese Energiegehaltsdifferenzen findet sich einmal in den Unterschieden im Stärkegehalt, die mit 70 bis 152 g je kg Trockenmasse sehr hoch sind. Die höchsten Differenzen sind in den Regionen Sachsen (152), Niedersachsen (141), Nordrhein Westfalen (116) und Brandenburg (109) festzustellen. Da die Stärke aus den Kolben kommt, ist der Kolbenanteil bzw. die Kolbenausbildung in den Proben des unteren Viertels in diesen Proben unzureichend, daraus resultiert ein höherer Rohfaseranteil in der Größenordnung von 3,1 bis 4,9 % wegen des höheren Restpflanzenanteils. Diese Situation spiegelt sich auch bei den NDF-Werten und den Rohfettgehalten wieder und beeinflusst letztendlich auch die Verdaulichkeit, zu sehen an den ELOS-Werten. Diese Gehalte entsprechen denen aus dem Trockenjahr 2018 und deuten auf extreme Witterungsunterschiede im Einzugsbereich dieser Regionen hin.

Die Unterschiede im Rohproteingehalt sind nicht nennenswert. Die höhere negative ruminale Stickstoffbilanz (RNB) der Silage des oberen Viertels ergibt sich aus dem höheren Energiegehalt und muss wie oben beschrieben durch einen entsprechend höheren Eiweißfuttereinsatz ausgeglichen werden.

Zu beachten ist allerdings, dass die Strukturwirksamkeit der energiereichen Maissilage, gemessen am Strukturwert, geringer als die der energieärmeren ist. Dies muß bei der Gesamtrationsgestaltung entsprechend berücksichtigt werden. Bei sehr hohen Maisanteilen in der Ration bietet sich in der Regel die Zugabe von geringen Strohgaben an.

FAZIT

Insgesamt ist die diesjährige Maissilagequalität gemessen am Energiegehalt besser als in 2018.

Die in der Tabelle 2 dargestellte Schwankungsbreite der Ergebnisse ist in jeder der hier aufgeführten Regionen – allerdings in unterschiedlicher Größenordnung – festzustellen und spiegelt auch die unterschiedlichen Witterungssituationen im Einzugsbereich der einzelnen Regionen wider. Es ist deshalb besonders wichtig, die betriebseigene Maissilage untersuchen zu lassen, um mit dieser in Verbindung mit anderen betriebseigenen Futtermitteln leistungsgerechte Rationen zusammenzustellen. Hierbei ist auch zu bedenken, dass bei der in der Regel im Betrieb vorhandenen Silagemenge eine einmalige Untersuchung nicht ausreicht. Die Untersuchungskosten sind nicht so hoch als dass man sich nicht mehrere Untersuchungen leisten könnte. Rationen müssen immer wieder angepasst werden, aktuelle Grobfutteranalysen sind hier sehr hilfreich.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Jürgen Weiß
E-Mail: rjweiss(at)gmx.de
Kassel


Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:

Niedersachsen:
Maike Fritz, Tel. 0441/801847

Nordrhein-Westfalen:
Jana Denißen und Dr. Pries, Tel.: 02945/989-727 und 734

Hessen:
Thomas Bonsels,Tel.: 0561/ 7299275

Rheinland-Pfalz:
Dr. Thomas Priesmann, Tel.: 06561/ 9480435

Bayern:
Dr. Schuster und Jennifer Brandl, Tel.: 089/ 99141410 und 13

Sachsen:
Dr. Richardt, Bereichsleiter LKS-Labore, Tel.: 037206/ 87138

Brandenburg:
Bianka Boss, LKV Berlin-Brandenburg

Stand: Januar 2020