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Hitzestress in der Trächtigkeit beeinflusst auch die Leistungen nachfolgender Generationen!
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Hitzestress führt zu verminderten Milchleistungen und kann negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Tiergesundheit bei Kühen ausüben.

Darüber hinaus belegen Studien, dass ungeborene Kälber von hitzegestressten Müttern in der ersten Laktation täglich bis zu 5 kg weniger Milch produzieren (Monteiro et al., 2016).

Da auch in Deutschland Hitzeperioden zusehends öfter und ausgeprägter auftreten, gilt es, die Einflüsse von Hitzestress auf Milchkühe und deren Nachkommen genauer zu untersuchen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und Hitzestress zu vermeiden.

Studie von Laporta et al.

Im Rahmen einer aktuellen Studie von Laporta et al. (2020) wurde der Einfluss von Hitzestress auf Milchkühe, deren Töchter und Enkeltöchter über einen Zeitraum von 10 Jahren untersucht.

Datenerfassung

Hierzu wurden 394 Kühe in 2 Gruppen eingeteilt:

  • Gruppe 1 = Kühlung (KL): n=196
  • Gruppe 2 = Hitze (HT): n=198

Die Kühe wurden über die Trockenstehphase (46 Tage) entweder aktiv gekühlt (Schatten, Ventilatoren, Wassersprinkler) oder waren Hitzestress ausgesetzt (die Tiere konnten nur ein Schattendach aufsuchen).

Insgesamt konnten die Leistungsdaten von 156 Töchtern (F1-Generation) untersucht werden, wovon 77 Töchter (KLF1) von gekühlten und 79 Töchter (HTF1) von hitzegestressten Müttern geboren wurden.

Weiterhin wurden die Leistungen von 45 Enkeltöchtern (F2-Generation) untersucht. Die 24 Nachkommen, die jeweils von gekühlten KLF1(KLF2, n=24) Großmüttern und Müttern abstammten, wurden mit den 21 Nachkommen hitzegestresster HTF1(HTF2, n=21) Großmütter und Mütter verglichen. Darüber hinaus wurden auch die Lebensleistungen und die Lebensdauer dieser Nachkommen untersucht.

Ergebnisse

Nachfolgend sind die Milchleistungen innerhalb der ersten 3 Laktationen derjenigen Töchter von hitzegestressten bzw. gekühlten Müttern dargestellt. Abbildung 1 zeigt die Milchleistungen in der ersten Laktation. Die Töchter von hitzegestressten Müttern produzierten nachweislich täglich 2,2 kg weniger Milch im Vergleich zu den Töchtern, deren Müttern während die letzten 46 Trockenstehtage gekühlt wurden.

Abbildung 1: Milchleistung in der ersten Laktation von Färsen, deren Mütter während der Trockenstehzeit gekühlt wurden (KL) im Vergleich zu den Färsen, deren Mütter während der Trockenstehzeit Hitzestress (HAT) ausgesetzt waren (Laporta et al. 2020)

In der zweiten Laktation und dritten Laktation lag die Milchleistung bei den Nachkommen der hitzegestressten Mütter um 2,3 kg/Tag bzw. um 6,5 kg/Tag niedriger (vgl. Abbildung 2 und 3).

Abbildung 2: Milchleistung von Kühen in der zweiten Laktation, deren Mütter während der Trockenstehzeit hitzegestresst bzw. gekühlt waren (Laporta et al. 2020)

Abbildung 3: Milchleistung von Kühen in der dritten Laktation, deren Mütter während der Trockenstehzeit hitzegestresst bzw. gekühlten waren (Laporta et al. 2020)

Nicht nur die Töchter, sondern auch die Enkeltöchter produzierten in ihrer ersten Laktation nachweislich 1,3 kg weniger Milch pro Tag, wenn ihre Mütter und Großmütter jeweils 46 Tage in der Trockenphase unter Hitzestress litten (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4: Milchleistung von Färsen (Enkeltöchter) in der ersten Laktation, deren Mütter und Großmütter unter Hitzestress litten (Laporta et al. 2020)

Neben den dargestellten geringeren Milchleistungen der Töchter und Enkeltöchter wurden auch mehr Tiere der F1-Generation bereits vor der ersten Kalbung gemerzt, deren Mütter unter Hitzestress litten (HTF1). Hitzestress der Mütter reduzierte die Produktionsdauer und die Lebensdauer der F1-Nachkommen (Töchter) von hitzegestressten Müttern um 4,9 bzw. 11,9 Monate.

Die dargestellten Ergebnisse der Studie von Laporta et al. (2020) belegen zum wiederholten Male sehr eindrucksvoll, wie sich Stressoren, hier am Beispiel von Hitzestress, negativ auf Leistung, Gesundheit und Langlebigkeit auswirken können. Aus diesem Grund sollte bei allen Tieren in Milchkuhherden aktive Maßnahmen zur Reduktion von Hitzestress umgesetzt werden. Es zahlt sich aus!

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Christian Koch
Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung
Hofgut Neumühle
Neumühle 1

67728 Münchweiler an der Alsenz
Tel.: 06302/60343

Mail: c.koch(a)neumuehle.bv-pfalz.de
www.hofgut-neumuehle.de