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Ergebnisse aus dem Köllitscher Fütterungstest – Erbsenteilpflanzen in Milchkuhrationen
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Im Rahmen der Eiweißinitiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung untersuchen aktuell die Köllitscher Tierernährer, unterstützt durch die Professur für Tierernährung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Möglichkeiten und Grenzen der Aufbereitung von Erbsen und Ackerbohnen für die Milchkuhfütterung. Das Projekt wird unter dem Namen „SilaToast“ (2815EPS020) vom Bund gefördert.

Im Futterbaujahr der letzten Jahre war bekanntlich weniger das Futtereiweiß in Bedrängnis geraten. Hauptproblem für die Wiederkäuerernährung war die Verknappung an strukturwirksamem Grobfutter. Dies führte auch zum kurzfristigen Umdenken bei den Projektpartnern und dem Projektträger (BLE). Insofern sollte in den weiteren Untersuchungen nicht ausschließlich das proteinreiche Korn im Fokus stehen, sondern Teile der vegetativen Restpflanze mit in die Untersuchung einbezogen werden. Um eine zu starke Verdünnung von Protein- und Futterenergie durch die eher schlecht verdauliche und proteinarme Restpflanze zu begrenzen, wurde ein „Schröpfschnitt“ als Siliergut hergestellt. Dies bedeutet, dass eine Teilganzpflanze oberhalb des untersten Schotenansatzes, d. h. bei etwa 25 cm Schnitthöhe, im Direktschnittverfahren geerntet werden sollte und die Erbsenkörner zu diesem Zeitpunkt ihre Einlagerung an Protein und Stärke im Korn abgeschlossen haben. Dies war mit der Teigreife der Fall.

Außerdem sollte jegliche Ablage und Bewegung des potentiellen Siliergutes auf dem Feld vermieden werden, um mögliche Verluste an Korn und nährstoffreicher Blattmasse zu verhindern. Um der Grundidee des Projektes treu zu bleiben, d. h. eine Kombination von Silierung und Wärmebehandlung zu praktizieren, wurde nach der Silierung die Teilpflanzensilage in einem Trockenwerk getrocknet. Damit sollte dem nach der Silierung verbliebenen Reineiweiß eine höhere Pansenbeständigkeit gegeben werden.

Um den Erfolg eines derartigen Vorgehens zu hinterfragen, wurden umfangreiche Untersuchungen zum Futterwert, zur Konservierung und Aufbereitung und letztlich zum Erfolg in der Milchkuhfütterung in Köllitsch durchgeführt. Hier sollen erste Ergebnisse der praktischen Anwendung des Verfahrens vorgestellt werden.

Fütterungsversuch

Im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch wurde die Erbse „Astronaute“ mit einer Trockenmasse von 34 % im Direktschneidverfahren (Direct Disk-Schneidwerk) als Teilpflanze (Schröpfschnitt) unterhalb der Fruchtanlagen (ca. 25 cm Schnitthöhe) gehäckselt (siehe Bild 1).

Bild 1: Ernte teigreifer Erbsenteilpflanzen

Das Grüngut wurde unter Zugabe eines biologischen Siliermittels in einem Folienschlauch für 90 Tage siliert (Bild 2).

Bild 2: Erbsenteilpflanzensilage im Folienschlauch

Nach anschließender Schlauchöffnung erfolgte eine Heißlufttrocknung der Silage im Trockenwerk Gröden (Bild 3).

Bild 3: Technisch getrocknete Erbsenteilpflanzensilage in Quaderballen

Der Einfluss der beschriebenen Verfahren auf die Proteinqualität wird in der Tabelle 1 beschrieben. Dabei wird schnell deutlich, dass die Aufbereitung im Hinblick auf die Proteinbeständigkeit wenig erfolgreich war.

Tabelle 1: Änderung der Proteinqualität in Abhängigkeit der Behandlung der Erbsenteilpflanze

Wie aus der Grünfuttersilierung bekannt und gefürchtet ist, wurde das Reinprotein der Erbsenteilpflanze durch proteolytische und desmolytische Abbauprozesse bei der Silierung zerstört. Die Proteinlöslichkeit stieg von 58 % im Siliergut auf 77 % in der Silage und infolge dessen sank der kalkulierte UDP-Gehalt des Rohproteins von 18 auf 11 %. Dies war nach den bisherigen Erfahrungen mit den Erbsenkörnern in dem Umfang nicht zu erwarten. Der TM-Gehalt der Erbsenteilpflanze bzw. Erbsenteilpflanzensilage lag immerhin bei über 30 %. Wenn einmal proteolytische bzw. desmolytische Abbauvorgänge abgelaufen sind, kann eine anschließende Wärmebehandlung dem nicht mehr entgegenwirken. Die technisch getrocknete Erbsenteilpflanzensilage unterschied sich deshalb im Futterwert nur wenig von der Ausgangssilage.

Im Sinne der Eiweißversorgung kann diese Form der Aufbereitung für die Wiederkäuerfütterung so nicht empfohlen werden. Im Sinne einer „Notversorgung“ der Wiederkäuer mit strukturwirksamer Faser ist dieses zunächst anders zu bewerten, auch wenn eine technische Trocknung der Silage hier wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.

Köllitscher Fütterungstest

Im Sinne einer simulierten Notversorgung von Milchkühen wurden im Herbst 2019 der Köllitscher Milchkuhherde statt 4,5 kg TM Grassilage die gleiche Menge technisch getrocknete Erbsenteilpflanzensilage in der TMR angeboten. Im Köllitscher Fütterungstest galt es zu prüfen, inwiefern dieser Ersatz Einfluss auf die Leistungsfähigkeit sowie die Futter- bzw. Nährstoffeffizienz bei hochleistenden Milchkühen hat. Dazu wurden zwei Gruppen hochleistender Kühe mit je 30 Tieren hinsichtlich Laktation, Leistung und Körperkondition homogen aufgestellt und über 7 Wochen getrennt gefüttert.

Die Rationen und der Fütterungserfolg sind in der Tabelle 2 zusammenfassend dargestellt. Die Versuchsgruppe, welche technisch getrocknete Erbsenteilpflanzensilage statt Grassilage erhielt, nahm über den gesamten Beobachtungszeitraum 0,7 kg mehr Futtertrockenmasse und 1,7 kg mehr Stärke je Kuh und Tag auf als die Kontrollgruppe. Dieses ließ zunächst einen Leistungsanstieg erwarten. Umso erstaunlicher war es aber, dass sich weder die Milchleistung (ca. 36 kg ECM/Tier und Tag) noch die Milchinhaltsstoffe der beiden Vergleichsgruppen unterschieden. Letztlich war dadurch die Futtereffizienz der Erbsengruppe um 0,03 kg Futter je kg ECM schlechter.

Tabelle 2: Ergebnisse aus dem Köllitscher Fütterungstest

Fazit

Kann thermisch aufbereitete Erbsenteilpflanzensilage einen Beitrag zur Proteinversorgung im Speziellen und zur Faserversorgung im Besonderen von Milchrindern leisten? Dazu wurden sowohl futtermittelkundliche Untersuchungen als auch Tests zum Fütterungserfolg bei Milchkühen durchgeführt.

Das gewählte und letztlich aufwendige Verfahren kann nach Vorlage der ersten Befunde und Ergebnisse nicht empfohlen werden. Weder die Silierung noch die anschließende thermische Aufbereitung von teigreifen Erbsenteilpflanzen konnten die ruminale Beständigkeit des Erbseneiweißes positiv beeinflussen. Ursache hierfür war die unerwartet starke Proteolyse und Desmolyse während der milchsauren Vergärung. Der Trockenmassegehalt der teigreifen Erbsenteilpflanzen war mit knapp über 30 % nicht ausreichend, um diese unerwünschten Effekte zu verhindern.

In einem in Köllitsch durchgeführten Folgeversuch wird versucht, eine sogenannte Trockensilage mit mindestens 50 % TM in Wickelballen zu erzeugen, um den TM-Gehalt weiter zu steigern und damit die Proteolyse einzudämmen. Nach Ende des Versuches werden auch diese Ergebnisse demnächst publiziert. Dennoch kann das Erbsentrockengrün, oder vielmehr die Silage als Grobfutterkomponente zu Grassilage in der Ration ohne nennenswerte Einbuße bei der Milchleistung eingesetzt werden und damit in Notsituationen ohne großen Verlust an Fütterungserfolg genutzt werden. Eine Preiswürdigkeit gegenüber Grassilage ist dabei jedoch kaum zu erwarten.

DER DIREKTE DRAHT

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel
SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT
LANDWIRTSCHAFT UND GEOLOGIE
04886 Köllitsch
Am Park 3

Tel.: +49 34222 46 2200
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