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Monatsbericht Mai 2020: Rapsmarkt steht still, Verarbeitungsmenge gesunken, Mischfutterhersteller fragen kaum Rohstoff nach, großes Angebot in Aussicht
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Rapsmarkt steht still
Am deutschen Rapsmarkt zeichnet sich schon seit Wochen das gleiche Bild ab: Die meisten Erzeuger sind alterntig längst ausverkauft oder bieten hier und da nur noch Restmengen an. Ex Ernte wird kaum Ware offeriert, da die Ertragsaussichten zu unsicher sind. Die jüngsten Niederschläge haben zwar die Situation auf den Feldern etwas entspannt, in vielen Regionen können sie das Wasserdefizit aber nicht nachhaltig mindern. Zum einen möchte sich keiner an Verträge binden, die nachher nicht erfüllt werden können, zum anderen ist das Preisniveau ex Ernte unattraktiv. Es mangelt aber auch am Kaufinteresse der Ölmühlen. Der Nachfrageeinbruch beim Biodiesel im Zuge der Corona-Krise hat schon im März und April den Bedarf an Rapsöl deutlich verringert. Der stockende Absatz von Rapsöl hat den Bedarf der Ölmühlen am Rohstoff Raps infolgedessen reduziert.

Verarbeitungsmenge gesunken
Im ersten Quartal 2020 wurden durchschnittlich 703.800 t Raps von deutschen Ölmühlen verarbeitet. Das waren rund 8 % weniger als im Vorjahresquartal. Die Anlieferung von Raps belief sich im ersten Quartal 2020 auf 713.800 t, im Vorjahr waren es 100.000 t mehr. Dabei ist vor allem das Volumen aus dem Ausland gesunken. Von dort kamen von Januar bis März diesen Jahres 351.300 t. Der Zugang von inländischem Raps ist in diesem Zeitraum gegenüber 2019 dagegen um 28.000 auf 362.500 t gestiegen. Zwar hoffen Marktteilnehmer, dass die Nachfrage nach Biodiesel durch die Lockerungsmaßnahmen der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen wieder anspringt, bisher ist davon aber noch nicht viel zu spüren. Daher steht der Rapshandel seit Wochen still. Die Preise sind dennoch seit März nahezu stetig gestiegen. Unterstützung bringt die Aussicht auf eine kleine Rapsernte in Deutschland und der EU. Auch in der Ukraine, dem wichtigsten Rapslieferant für Deutschland, dürfte 2020/21 nicht so viel Raps geerntet werden, wie bisher erwartet. Alterntige Ware kostete zuletzt 357 EUR/t, neuerntig wurden 361 EUR/t festgestellt. Damit liegen die Preise rund 41 EUR/t unter dem Spitzenniveau von Januar, übersteigen die Vorjahreslinie aber um 9 EUR/t.

Mischfutterhersteller fragen kaum Rohstoff nach
Am Rapsschrotmarkt haben die Preise weiter nachgegeben. Die große Kaufwelle von Ende März, Anfang April ist längst vorbei. Damals hatten sich die Mischfutterhersteller aus Sorge um Versorgungs- und Lieferengpässe so reichlich eingedeckt, dass sie aktuell keinen Bedarf mehr haben. Ende März erreichten die Preise deshalb einen Spitzenwert von 288 EUR/t und lagen auf dem höchsten Stand seit Juni 2015. Nicht nur auf den vorderen Terminen zeigen die Mischfutterhersteller aktuell kaum Kaufinteresse, auch Ware zur Lieferung im August wird wenig nachgefragt. Neugeschäfte bleiben so gut wie aus, Verarbeiter spekulieren auf weitere Preisnachlässe. Marktteilnehmern zufolge ist dieser Monat unüblich ruhig und es ist schwer abzuschätzen, wann der Markt wieder in Schwung kommt. Im Monatsvergleich sind die Rapsschrotpreise um 30 auf 236 EUR/t abgerutscht.

Großes Angebot in Aussicht
Bei Sojaschrot sieht es ähnlich aus. Die Mischfutterhersteller lassen sich stetig ihre Kontraktware anliefern, aber schließen kaum Neugeschäfte ab. Auch sie sind gut versorgt und warten auf weitere Preiskorrekturen nach unten. Die Aussicht auf eine große Sojabohnenernte in den USA lässt sie ebenfalls verhalten agieren. Von dort stammt ein Großteil der Sojabohnen, die hierzulande zu Sojaschrot verarbeitet werden. Auch aus Argentinien und Brasilien werden momentan große Mengen Sojaschrot nach Deutschland geliefert. In der 21. Kalenderwoche wurden rund 47.000 t eingeführt, die größte Menge seit Ende Dezember 2019. Das Angebot an Sojaschrot am hiesigen Kassamarkt ist somit reichlich und wird voraussichtlich auch in den kommenden Monaten groß bleiben. Mischfutterhersteller müssen daher nur die nötigsten Käufe tätigen. Preisdruck übt auch der festere Euro aus, der Importware attraktiver gegenüber Inlandsware macht. Die Preise für Sojaschrot mit 49 % ProFett-Gehalt lagen im Mai bei durchschnittlich 331 EUR/t, was rund 37 EUR/t weniger ist als im April. 44er Ware hat sich im Vergleich zum Vormonat um 37 auf 304 EUR/t vergünstigt.