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Marktbericht KW 45 / 2020
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An deutschen Hafenstandorten werden weiterhin fünfstellige Tonnagen Raps aus der Ukraine und dem Baltikum entladen. Bisher reißt der Importzustrom nicht ab, obwohl gerade die Ukraine eine deutlich geringere Verfügbarkeit von Raps im Vergleich zum Vorjahr aufweist. Die Importware sichert die Rohstoffversorgung deutscher Verarbeiter, zumindest scheint die Notwendigkeit Raps aus heimischer Erzeugung zukaufen, meist nicht gegeben. Dafür sprechen die Meldungen über sehr ruhige Geschäftsaktivitäten am deutschen Kassamarkt. Dabei ist das Handelsinteresse auf beiden Seiten des Marktes nicht besonders hoch. Rapserzeuger konnten im Oktober noch die eine oder andere größere Partie verkaufen und dürften nun oft nur noch Restmengen zurückhalten. Häufig befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Jahr nur noch ein Viertel bis ein Drittel der Ernte unverkauft in Erzeugerhand. Mit diesen Mengen könnte nun bereits das Spekulieren auf Preissteigerungen begonnen haben. Doch dürfte nicht jeder auf diese Weise agieren. Die vergangenen Jahre haben gelehrt, dass Preissteigerungen trotz kräftiger Ernterückgänge oft nicht wie erwartet eintreffen. In der Saison 2019/20 setzte mancher auf Zuschläge in der zweiten Wirtschaftsjahreshälfte, die dann aber nicht kamen oder verpasste womöglich den Zeitpunkt seinen Raps rechtzeitig zu einem höheren Preis zu verkaufen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf könnte die Vermarktung 2020/21 weiter fortgeschritten sein als üblich. Dafür sprechen auch die im Oktober bereits geschlossenen ersten Rapskontrakte ex Ernte 2021. 

Da sich die Rapsschrotpreise auch in dieser Woche weiterhin auf dem hohen Niveau der Vorwochen gehalten haben, hat sich an der Marktlage so gut wie nichts geändert. Mit einem Schlussstand von zuletzt 257 EUR/t steht zwar ein leichtes Minus von 1 EUR/t zur Vorwoche, den Käufern sind diese Preise aber weiterhin zu hoch. Sie haben sich fast vollständig vom Markt zurückgezogen und fragen weder auf den vorderen Terminen noch Partien im nächsten Jahr nach.  
Sojaschrot hat sich auf Wochensicht unabhängig von der Qualität um 6 EUR/t vergünstigt. Die hiesigen Sojaschrotpreise folgen damit den schwächeren Schrotkursen in Chicago. Am deutschen Kassamarkt ist die Nachfrage der Mischfutterhersteller, zurückhaltend. Sojaschrot ist aktuell immer noch vergleichsweise teuer und viele Mischfutterhersteller setzen auf Preisnachlässe in den kommenden Wochen. Diese stellen zumindest das hohe US-Erntetempo und der rasche Aussaatfortschritt in Brasilien in Aussicht.  

Rapsöl kostete zuletzt 780 EUR/t fob Hamburg und damit 10 EUR/t oder 1,3 % weniger als vor einer Woche. Der leichte Preisrückgang wird angeführt von den schwachen Rohstoffnotierungen an der Börse in Paris – seit mittlerweile acht Handelstagen befinden sich die Rapskurse im Rückgang. Kurz vor dem Wechsel des Frontmonats von November 2020 auf Februar 2021 rutschten sie unter die Marke von 380 EUR/t. Dabei schien es vor etwa zwei Wochen noch, als würden sie die Marke von 400 EUR/t in Angriff nehmen. Weiteren Preisdruck baut der seit Wochenbeginn geltende Lockdown in Deutschland auf. Zwar ist es ein Lockdown Light, der den Verkehrssektor wohl nicht wie im Frühjahr betreffen wird, dennoch dämpft er zumindest die längerfristige Nachfrage nach Biodiesel. Anders als im Frühjahr betrifft die Zurückhaltung nun vorrangig Rapsmethylester, sogenannte Winterware, die seit Oktober am Biodieselmarkt im Fokus steht. Auf der anderen Seite wird der Lockdown, der vor allem das Gastrogewerbe betrifft, erneut Rückgänge beim Rohstoffaufkommen für das allzeit gefragte UCOME zur Folge haben. Das ohnehin bereits überschaubare Angebot dürfte sich dadurch weiter verknappen und könnte Preissteigerungen bringen. 

Sojaöl wird in der aktuellen Handelswoche ebenfalls schwächer bewertet, 743 EUR/t fob Hamburg entsprechen einem Rückgang von 17 EUR/t oder 2,2 %. Druck kommt auch hier von der Rohstoffseite und zeigt sich in der abwärts gerichteten Tendenz der Notierungen für Sojabohnen und Nachprodukte an der Chicagoer Börse. Auslöser sind die verbesserten Erntebedingungen in den USA, die die dortige Sojabohnenernte zügig vorankommen lassen, aber auch die besseren Voraussetzungen in Brasilien, die die dortigen Sojafarmer ihren Rückstand bei der diesjährigen Aussaat in einer Woche fast vollständig aufholen ließen. Einer großen brasilianischen Ernte und reichlichen globalen Sojaversorgung 2020/21 steht damit aktuell nichts mehr im Weg.