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Marktbericht KW 29 / 2020
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Die Regenfälle der vergangenen zwei Wochen haben den Rapsfeldbeständen in Deutschland gutgetan. Den Deutschen Raiffeisenverband (DRV) hat dies veranlasst, seine Ertragsschätzung für Raps im Juli von 33,6 auf 33,7 dt/ha im Bundesdurchschnitt anzuheben, womit das Vorjahr nun um 1,8 % übertroffen würde. Auf Bundeslandebene wurden die Ertragserwartungen in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland angehoben. Nur in Schleswig-Holstein wurden die Erwartungen zurückgenommen; in allen anderen Bundesländern wurden sie unverändert gelassen. Auf Basis der Flächendaten des Statistischen Bundesamtes ergibt sich eine Rapsernte 2020 für Deutschland in Höhe von 3,21 Mio. t, die die Juni-Schätzung um 0,01 Mio. t und das Vorjahr damit nun um 13,7 % übertreffen würde. Während der Regen der Ertragsbildung zugutekam, hat er die in den meisten deutschen Anbauregionen kürzlich gestartete Rapsernte ausgebremst. Die Bereitschaft, Raps der neuen Ernte zu verkaufen bzw. Vorkontrakte einzugehen, ist bei den Erzeugern aktuell sehr gering. Viele wollen zunächst den Verlauf und die Ergebnisse der Rapsernte abwarten, bevor sie weitere Mengen binden. Zuerst will man wohl die bereits geschlossenen Kontrakte abarbeiten und erst dann neue eingehen, vielleicht, um sich am Ende nicht zu verkalkulieren, wenn die Ernte dann doch kleiner als gedacht ausfällt. Als Bremsklotz für Neugeschäfte erweist sich aber auch das aktuelle Preisniveau, das zwar über Vorjahresniveau, aber unter den Vorstellungen der Erzeuger liegt. 

Am Rapsschrotmarkt ist die Abgabebereitschaft der Ölmühlen, die noch „alterntige“ Ware loswerden wollen, gestiegen, sodass es auf Lieferpositionen im Juli und August vereinzelte Offerten gibt. Dabei driften die Forderungen je nach Region auseinander. Grundsätzlich ist es aber wohl sehr schwierig geworden, für die Restmengen noch Käufer zu finden. Da sich die Restmengen, ohne deutliche Preiszugeständnisse, bis zur Verfügbarkeit von Rapsschrot aus der Ernte 2020 oft nicht mehr verkaufen lassen, ist davon auszugehen, dass die eine oder andere Partie in die neue Saison überlagert werden muss und damit ihren Preisaufschlag gegenüber späteren Positionen verlieren wird. Ex Rapsernte 2020 sieht die Marktlage sehr ähnlich aus, auch hier ist die Zahl der Abgeber größer als die der Käufer. 
Während sich die Rapsschrotpreise trotz Angebotsüberhang stabil zur Vorwoche entwickelt haben, sind die Sojaschrotpreise zuletzt deutlich unter Druck geraten.  

Die Rapsölpreise haben sich im Vorwochenvergleich leicht um 7 auf 772 EUR/t befestigt. Zugpferd ist das festere Palm- und Sojaöl. Am Rapsölmarkt geht es ansonsten relativ ruhig zu. Die Marktteilnehmer warten auf den Beginn der Rapsernte, deren Qualität und Menge unsicher ist. Durch den Regen in manchen Gebieten wird sie voraussichtlich leicht verzögert. Sollte sich in den kommenden Wochen herausstellen, dass weniger zusammenkommen wird als bisher gedacht, könnte dies in erster Linie den Rapspreisen, infolgedessen aber auch den Rapsölpreisen Auftrieb geben. Sojaöl kostete zuletzt mit 688 rund 15 EUR/t mehr als vor einer Woche und widersetzt sich damit den Vorgaben aus Chicago. Dort hat Sojaöl in den vergangenen sieben Tagen um umgerechnet 9 auf 544 EUR/t nachgegeben. Druck kam zum einen von der Aussicht auf günstige Vegetationsbedingungen für Sojabohnen in den USA, zum anderen von der jüngsten USDA-Schätzung. Das US-Landwirtschaftsministerium korrigierte zudem seine Prognose zur weltweiten Sojaölproduktion und Exporten nach oben. Die US-Vorräte zum Wirtschaftsjahresende dürften ebenfalls etwas höher ausfallen als im Juni erwartet.