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Marktbericht KW 27 / 2020
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Am deutschen Rapsmarkt geht es fortgesetzt ruhig zu. Nach wie vor kommen die Preisvorstellungen selten überein, was Geschäftsabschlüssen im Wege steht. Die deutsche Rapsernte 2020 wird zwar sicherlich größer als im Vorjahr, aber erneut unterdurchschnittlich ausfallen. Welche Mengen am Ende wirklich zusammenkommen, muss sich zeigen. Diese Unsicherheit lähmt die Abgabebereitschaft der Erzeuger und lässt sie auf Preissteigerungen warten. Aber solange die Ölmühlen ausreichend versorgt sind oder Kaufoptionen im Ausland finden, ist der Druck zu gering. Die Verarbeiter sitzen in Preisverhandlungen, wie schon seit Wochen, tendenziell am längeren Hebel. Möglicherweise werden die Geschäfte erst mit dem Beginn der Rapsernte 2020 und der Verfügbarkeit neuerntiger Ware am Markt ins Rollen kommen. 

Nicht nur am Rapsmarkt richtet sich mittlerweile alle Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Ernte, auch am Rapsschrotmarkt ist das der Fall. „Alterntige Ware“ wird nur noch in Kleinstmengen offeriert, im Mittelpunkt des Geschehens steht die Aushandlung von Rahmenverträgen für die kommende Saison. Rapsschrot zur Lieferung im Juli kostete zuletzt 221 EUR/t im Bundesdurchschnitt und damit 0,50 EUR/t weniger als vor einer Woche. Der Markt ist auf niedrigem Mengenniveau ausgeglichen, melden Marktbeobachter. Derweil hat sich am Sojaschrotmarkt etwas Preisdruck aufgebaut. Schwächere US-Notierungen für Sojabohnen und Nachprodukte geben den Ausschlag. Sie stehen unter dem Druck günstiger Witterungsbedingungen in US-Sojaanbaugebieten. Entsprechend optimistisch fallen die Ernteprognosen aus und unterstützen die Erwartung einer globalen Rekordsojaerzeugung 2020/21. Rekordhoch fallen deshalb auch die Einschätzungen des US-Agrarministeriums zur globalen Sojaschrotproduktion aus.  
Sojaöl hat sich in dieser Berichtswoche ebenfalls kräftig um 25 auf 630 EUR/t vergünstigt. Dies ist vor allem auf den starken Kursrückgang der Sojaöl- und Sojabohnenkurse in Chicago zurückzuführen. Während die Sojabohnennotierungen auf Wochensicht rund 2 % an Wert eingebüßt haben, verlor Sojaöl sogar 3 %. Druck kommt von den günstigen Witterungsbedingungen in den USA, die eine große Ernte und damit auch ein großes Angebot an Nachprodukten in Aussicht stellen. Laut den jüngsten Zahlen des USDA dürfte im kommenden Wirtschaftsjahr weltweit eine Rekordmenge an Sojaöl hergestellt werden. Damit dürften die Exporte den höchsten Stand seit fünf Jahren erreichen.

Auch am Sojaölmarkt verunsichern Wirtschaftssorgen, die im Zusammenhang mit einer möglichen zweiten Corona-Infektionswelle stehen. Am Rapsölmarkt ist das Kaufinteresse, das durch die Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Krise Anfang Mai wieder aufgeflammt war, wieder etwas abgeebbt. Das erzeugt Druck auf die Preise. Ware zur Lieferung im August bis Oktober hat sich in den vergangenen sieben Tagen um 23 auf 762 EUR/t vergünstigt. Gebremst wird der Preisrückgang von der Aussicht auf eine kleine EU-Rapsernte 2020, die nach jüngsten Schätzungen sogar ein 14-Jahrestief erreichen dürften. 

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