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Marktbericht KW 23 / 2022
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Am deutschen Rapsmarkt ist es sehr, sehr still. Die großen Sprünge der Terminbörse über die Pfingstfeiertage, aus denen viele direkt in die Ferien entfleucht sind, hat das letzte Fünkchen Umsatzbereitschaft gelöscht. Minus 21, plus 28,75, minus 21,75, das sind die Schlusskursdifferenzen in Paris in EUR/t in den drei Tagen über Pfingsten – das macht am Kassamarkt keiner mit. Derzeit verarbeiten deutsche Ölmühlen australische Ware, die das Kaufinteresse an den Restmengen deutschen Rapses minimieren. So taucht ganz vereinzelt mal eine Anfrage für Partien im Juni auf, sind aber logistisch nicht mehr unterzubringen. Demgegenüber werden Offerten mit Juli-Lieferungen hartnäckig ignoriert. Und dann kommt die neue Ernte: einige spekulieren auf Lieferungen aus der Ukraine und haben Kaufkontrakte abgeschlossen, andere finden das zu voreilig und gehen auf die vereinzelten Offerten nicht ein. Selbst wenn der Raps da wäre – wie sieht es mit den Transportwegen in einem Monat aus? Das politische Tauziehen um sichere Schifflieferungen aus der Ukraine über das Schwarze Meer hat in den vergangenen Tagen Millionen von US-Dollar bzw. Euro bewegt, aber letztendlich geändert an der Situation hat sich überhaupt nichts. Die Vorkontraktpreise sind nun ebenfalls eingebrochen und verzeichnen zum Bundesdurchschnitt von 793,20 EUR/t der Vorwoche ein Minus von knapp 24 EUR/t auf 769,50 EUR/t. Die Meldungen aus den meisten Bundesländern rangieren in einer Spanne von 740-820 EUR/t, wobei die 820 EUR/t wohl eher franko als frei Erfasserlager darstellen.

Die Rapsschrotpreise tendieren schwächer. Zuletzt wurden sie bei 381 EUR/t im Bundesdurchschnitt fest-gestellt, was einem Rückgang von 27 EUR/t zur Vorwoche entspricht. Jetzt gibt es nur noch örtlich erkennbare Preisunterschiede zwischen „alter“ und „neuer Ernte“. Promptes Rapsschrot wird in Deutschland mit 348-430 EUR/t offeriert, Lieferungen August/Oktober mit 345-364 EUR/t. Zudem gibt es nur sehr geringe Nachfrage, die mit den Pfingstfeiertagen und den nachfolgenden Ferien zusätzlich geschmälert wurde. Mischfutterhersteller ordern so lange keine Rohstoffe, wie sie kein nennenswertes Mischfuttergeschäft abschließen. Und die schließt derzeit keiner ab, weil alle auf das große Preiswunder hoffen - den Absturz der Ölschrot-, Getreide- und letztendlich der Mischfutterpreise. Wie sich beim Rapsschrot zeigt, scheint diese Taktik aufzugehen, aber die Sojaschrotpreise tendieren vorerst alles andere als schwach. Hier dauert es ja auch noch zwei Monate länger, bis die Ernte beginnt. Die US-Bohnen werden gesät und somit ist der Sojaschrotmarkt fest in der Hand der Wettermärkte bis endlich gedroschen wird. Da warten die Mischfutterhersteller lieber ab, zumal der Euro aktuell etwas schwächelt und damit Importe verteuert. Für Sojaschrot mit 49 % ProFett wurden zuletzt fob Hamburg 519 EUR/t veranschlagt, für 44er Ware 492 EUR/t und damit bei beiden 6 EUR/t weniger als in der Vorwoche. GVO-freie Ware mit 45,5 % ProFett ist erst ab Juli 22 fob Brake lieferbar und kostete mit 710 EUR/t allerdings nur 2 EUR/t mehr als zuvor.  

Die Preise für Rapsöl änderten in der laufenden Handelswoche erneut die Richtung und legten zu. So werden fob deutscher Mühle für Partien zur Lieferung ab Juni aktuell 2.100 EUR/t verlangt und damit 35 EUR/t mehr als noch in der Woche zuvor. Angetrieben werden die Forderungen dabei von der äußerst knappen Verfügbarkeit prompter Ware. Demgegenüber werden für Partien zur Lieferung ab August 22 mit den aktuell genannten 1.750 EUR/t fob deutscher Mühle rund 70 EUR/t weniger aufgerufen als zuvor. Angesichts der Pfingstfeiertage bleiben die Umsätze gering. Auch Partien der kommenden Saison werden kaum gesucht, nachdem die anhaltende Diskussion um die Einsatzmengen von Agrarrohstoffe in der Biodieselherstellung weiterhin verunsichert. Das Kaufinteresse der Biodieselhersteller tendiert daher gegen Null.