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Marktbericht KW 23 / 2020
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Am deutschen Rapsmarkt bleiben die Geschäftsaktivitäten verhalten. Alterntige Ware spielt keine Rolle mehr, weder gibt es Angebot noch Nachfrage. Das Handelsinteresse hat sich schon vor Wochen auf Termine ex Ernte 2020 umgestellt. Doch von lebhaftem Kontraktgeschäft kann auch keine Rede sein, da sich Rapserzeuger angesichts besorgniserregender Trockenheit und unerfüllter Preisvorstellungen momentan mit Geschäftsabschlüssen sehr zurückhalten. In manchen Regionen weisen die Rapsfeldbestände sehr heterogene Entwicklung auf. Viele setzen auf die, zum Wochenende angekündigten, Regenfälle und hoffen, dass Nachzügler Entwicklungsrückstände dadurch aufholen können. Die Rapserzeugerpreise liegen aktuell bei 356 EUR/t im Bundesdurchschnitt, was einem Rückgang von 0,50 EUR/t zur Vorwoche entspricht. Ex Ernte 2020 werden 360 EUR/t veranschlagt, die das Vorwochenniveau um 1,30 EUR/t verfehlen.

Am deutschen Ölschrotmarkt geht es in der 23. Kalenderwoche ausgesprochen ruhig zu. Es mangelt an Kaufinteresse der Mischfutterhersteller, die sich im März und April 2020, als sich Covid-19 auch in Deutschland ausbreitete, ergiebig mit Mischfutterkomponenten bevorratet hatten. Der Nachfragemangel zieht vor allem die Rapsschrotpreise nach unten, zuletzt wurden 218 EUR/t im Bundesdurchschnitt festgestellt, was einem Rückgang von 9 EUR/t zur Vorwoche entspricht. Aktuelle pessimistische Prognosen für die EU-Rapserzeugung 2020, die grundsätzlich Preisauftrieb bringen, verfehlen ihre Wirkung am Rapsschrotmarkt. Im Vergleich zum Rapsschrot fallen die Preisrückgänge beim Sojaschrot geringer aus. Für Ware mit einem ProFett-Gehalt von 49 % werden aktuell 329 EUR/t im Bundesdurchschnitt gefordert, was einem Rückgang von 4 EUR/t zur Vorwoche entspricht. 44er Ware kommt auf 298 EUR/t und kostet damit 9 EUR/t weniger als zuvor. Neben schwacher Nachfrage erzeugen das reichliche Sojaangebot aus Südamerika und die hohen US-Ernteerwartungen Preisdruck.

Rapsöl kostete zuletzt 746 EUR/t fob Hamburg und damit 6 EUR/t mehr als vor einer Woche. Marktteilnehmer begründen dies mit der zuletzt leicht festeren Tendenz der Rapsterminkurse in Paris, die es wieder über die Marke von 370 EUR/t schafften, denn schwächere EU-Rapsernteschätzung bringt Unterstützung. Sowohl das französische Beratungsunternehmen Strategie Grains als auch die EU-Kommission haben ihre Erwartungen aufgrund der fortgesetzten Trockenheit und teilweise kritische Bodenwassergehalte in bestimmten Regionen weiter zurückgenommen. Kleine Rapsernten stellen eine knappe Rohstoffversorgung in Aussicht und bringen so auch den Nachprodukten grundsätzlich Unterstützung. Ein weiterer Grund für die Befestigung der Rapsölpreise dürfte dich Lockerung der Corona-Maßnahmen sein. Das öffentliche Leben beginnt sich zu normalisieren, was sich auch im Verkehrsaufkommen zeigt. Es wird wieder mehr Kraftstoff verbraucht und entsprechend auch mehr Biokraftstoff zur Beimischung eingesetzt. Die Nachfrage nach Pflanzenölen zur Biodieselproduktion steigt. Auf diese Weise kommen die Corona-Lockerungen auch den anderen Pflanzenölpreisen zugute, nur Sojaöl zieht nicht mit. Zu stark ist offenbar der Druck eines großen südamerikanischen Rohstoffangebots, positiver US-Ernteaussichten und neuer Handelsspannungen zwischen China und den USA. Die US-Notierungen für Sojabohnen geben nach und ziehen die Kassapreise hierzulande mit nach unten: Sojaöl fob Hamburg hat sich zur Vorwoche um 5 auf 635 EUR/t vergünstigt.