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Stickstoffreduzierung im Versuch
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Eine starke stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung ist notwendig, um erfolgreich Schweine auch unter den Vorgaben der Düngeverordnung mästen zu können. Die Stickstoffabsenkung lässt sich dabei durch die Reduzierung von Eiweißfuttermitteln wie zum Beispiel Sojaextraktionsschrot und die Zulage von Aminosäuren realisieren.

In der Fütterung ist eine Reihe von Aminosäuren bereits zugelassen, weitere stehen vor der Zulassung. In einem Versuch wurde deshalb untersucht, wie weit klassische Eiweißfuttermittel wie zum Beispiel Sojaextraktionsschrot in Schweinerationen durch Aminosäuren ersetzt werden können.

Freie Aminosäuren ersetzen immer mehr klassische Eiweißfutter in der Schweinefütterung

Versuchsdurchführung

Der Fütterungsversuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 96 weibliche und männlich kastrierte Mastläufer ausgewählt und gleichmäßig auf vier Behandlungsgruppen aufgeteilt.

Versuchsgruppen

  • Kontrolle (stark stickstoffreduziert): 16,5, 13,5 und 12,0 Prozent Sojaextraktionsschrot in Anfangs-, Mittel- und Endmast plus Zulage von bis zu 4 Aminosäuren
  • Reduzierungsstufe I (sehr stark stickstoffreduziert): 14,0, 10,3 und 8,0 Prozent Sojaextraktionsschrot in Anfangs-, Mittel- und Endmast plus erhöhte Zulage von bis 4 Aminosäuren
  • Reduzierungsstufe II (extrem stickstoffreduziert): 12,0, 9,0 und 3,5 Prozent Sojaextraktionsschrot in Anfangs-, Mittel- und Endmast plus Zulage von bis zu 5 Aminosäuren
  • Reduzierungsstufe III (maximal stickstoffreduziert): 10,0, 7,0 und 0,0 Prozent Sojaextraktionsschrot in Anfangs-, Mittel- und Endmast plus Zulage von bis zu 7 Aminosäuren

Ergebnisse

Durch die Reduzierung von Eiweißfuttermitteln wie Sojaextraktionsschrot und Zulage von essentiellen Aminosäuren in Rationen für Mastschweine ließen sich die Stickstoff- und auch die Phosphorausscheidungen reduzieren. Die bezahlungsrelevanten Schlachtkörpermerkmale wie der Muskelfleischanteil wurden nicht beziehungsweise nur geringfügig durch die Rohproteinreduzierung beeinflusst. Noch Forschungsbedarf besteht bezüglich der Mastleistungen. Hier schnitten die Tiere mit extremer und maximaler Stickstoffreduzierung trotz Zulage von bis zu sieben Aminosäuren ungünstiger ab.

Die Mastleistungen mit extremen und maximalen N-Reduzierungen waren geringer

In nachfolgender Tabelle sind die wichtigsten Ergebnisse des Versuchs zusammengestellt:

Diskussion

Wie in weiteren aktuellen Untersuchungen (Weber und Müller, 2015, 2016; Preißinger et al., 2016) ließen sich auch in vorliegendem Versuch durch die Reduzierung des Rohproteinanteils in der Ration geringere Stickstoff- und durch den damit einhergehenden Austausch von Sojaextraktionsschrot durch Getreide auch geringere Phosphorausscheidungen realisieren. Das Ziel der Stickstoff- und Phosphorreduzierung konnte somit umgesetzt werden.

Im Gegensatz zu den Untersuchungen von Weber und Müller (2015, 2016) wurde in vorliegender Untersuchung ein Einfluss auf die täglichen Zunahmen beobachtet. So waren diese in den Gruppen mit extremer und maximaler N-Reduzierung signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Signifikante Unterschiede gegenüber der Kontrollgruppe traten dabei in der Anfangsmast bei den Gruppen mit sehr starker und extremer N-Reduzierung und in der Mittelmast bei der Gruppe mit maximaler N-Reduzierung auf. Gerade noch statistisch absicherbare geringere tägliche Zunahmen bei rohproteinreduzierten Rationen zeigten sich in einer vorher durchgeführten Untersuchung (Preißinger et al., 2016). Auch Schedle et al. (2015) stellten bei rohproteinreduzierten Mastrationen und niedriger Tryptophanversorgung signifikant verminderte tägliche Zunahmen fest (809 g gegenüber 869 g). Bei erhöhter Tryptophanversorgung lagen diese mit 840 g numerisch noch unter denen der Kontrollgruppe.

Zu diskutieren ist, ob in vorliegender Untersuchung in den Gruppen mit extremer bzw. maximaler N-Reduzierung die weniger limitierenden essenziellen Aminosäuren bzw. die als semiessenziell bezeichneten Aminosäuren Arginin, Glutaminsäure und Prolin in den Mangel gekommen sein könnten. Letztere besitzen einen unentbehrlichen Charakter und müssen in gewissen Mengen mit der Nahrung zugeführt werden (Roth et al., 1994).

Im Versuch konnten N- und P-Ausscheidungen um bis zu 20% reduziert werden

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Dienstort Schwarzenau
Stadtschwarzacher Str. 18
D-97359 Schwarzach a. Main

E-mail: Wolfgang.Preissinger[at]LfL.bayern.de

Weitere Ergebnisse können dem Versuchsbericht entnommen werden. Diesen finden Sie hier.