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EU-Höchsternten an Soja und Sonnenblumen prognostiziert
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In der EU-27 dürften 2021 erneut mehr Ölsaaten geerntet werden. Ausschlaggebend ist die Aussicht auf Rekordernten für Sojabohnen und Sonnenblumenkerne. Auch die Rapsernte legt zu.

Die Ölsaatenernte in der EU-27 könnte größer ausfallen als in den beiden Jahren zuvor. Die EU-Kommission schätzt die Erzeugung 2021 aktuell auf 30,6 Mio. t. Dies wären knapp 11 % mehr als im überaus schwachen Vorjahr. Das langjährige Mittel wird dennoch um etwa 1 % verfehlt.

Besonders deutlich fällt das Prognoseplus für Sonnenblumenkerne aus. Ausschlaggebend ist vor allem die Erwartung überdurchschnittlicher Erträge, denn die Anbaufläche wurde gegenüber Vorjahr nur marginal verändert. Die jüngst avisierten 10,8 Mio. t wären nicht nur knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr, sondern ebenso ein Rekordvolumen. Sonnenblumenkerne sind mengenmäßig die zweitwichtigste Ölsaat in der EU-27. Den größten Anteil an der Produktion nimmt traditionell Raps ein. Mit einer Anbauflächenausdehnung von 3 % wurden schon frühzeitig die Weichen für eine größere Ernte gestellt. Aber die Erträge werden aufgrund der ungünstigen Vegetationsbedingungen den Erwartungen nicht gerecht. In ihrer jüngsten Schätzung hat die EU-Kommission die Ertragsaussichten um 1,5 % auf 31,8 dt/ha reduziert, was aber immer noch 2 % mehr als im Vorjahr und 4 % über dem langjährigen Durchschnitt wäre. So könnten 2021 EU-weit 16,9 Mio. t Raps zusammenkommen, 4 % mehr als im Vorjahr.

Die Dritte im Bunde ist die Sojabohne. Mit einer 3 % größeren Anbaufläche und geschätztem Ertragsplus von 8 %, was dem von 2019 sehr nahekäme, könnte laut Brüssel einen EU-Sojaernte von 2,9 Mio. t gedroschen werden, 11 % mehr als im Vorjahr und so viel wie noch nie in der EU-27.

Angesichts dieser Ertragserwartungen und der aktuell sehr positiven Preisentwicklungen bei Pflanzenöl und Ölschroten unterstreicht die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) die verbesserte Wirtschaftlichkeit und die Bedeutung dieser Kulturarten im Hinblick auf die zukünftig erforderliche Anpassung klimaresilienter Fruchtfolgen und als Blühpflanzen für die Biodiversität. In Deutschland bestehe noch erhebliches Entwicklungs- bzw. Anbaupotenzial zur Optimierung der mit der Stickstofffixierung von Körnerleguminosen verbundenen Klimaschutz- und Ökosystemleistung, betont die Förderunion mit Blick auf die zukünftige Ausgestaltung der Ackerbaustrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Rapsschrotexporte erreichen Rekordvolumen

Der Rapsschrotexport Deutschlands erreicht Rekordniveau. Von Juli 2020 bis Mai 2021 wurden 17 % mehr ausgeführt als im Vorjahr und damit so viel wie noch nie. Die größten Mengen erhielten traditionell die Niederlande und Spanien für die Milcherzeugung.

Deutschland hat von Juli 2020 bis Mai 2021 knapp 2 Mio. t Rapsschrot exportiert. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 17 % mehr als im Vorjahreszeitraum und die größte Menge seit Aufzeichnung. Das meiste davon, knapp 1,9 Mio. t, blieb in der europäischen Gemeinschaft. Größter Abnehmer waren die Niederlande mit rund 950.000 t und einem Zuwachs von 25 % sowie Spanien mit rund 282.000 t (+29 %). Finnland hielt, trotz Rückgang von 12 % auf 141.000 t, Platz 3. Der Export nach Frankreich vergrößerte sich marginal auf 139.000 t. Die Schweiz war erneut wichtigster Abnehmer außerhalb der Europäischen Gemeinschaft mit nahezu unveränderten 38.500 t. Neu hinzugekommen ist der alte EU-Partner Großbritannien. Das Königreich verdoppelte im genannten Zeitraum mit knapp 45.000 t seine Importmenge. Laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (mbH), kehrte sich der Export von Ölschroten seit 2015/16 erstmals wieder zu Gunsten von Rapsschrot in Höhe von 12% um.  

Gemessen an der Verarbeitungskapazität von ca. 9 Mio. t Rapssaat, ist Deutschland der wichtigste Verarbeitungsstandort und Lieferant der EU 27 von gentechnikfreiem Rapsschrot, stellt die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) fest. Die in der Produktpalette stetig zunehmende Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Die Förderunion sieht zwar die Kennzeichnung als im Markt für die Verbraucher angekommen an, jedoch noch erhebliches Potenzial in der Bewerbung der Herkunft der Proteinfuttermittel als ein Element für mehr Transparenz und Regionalbindung. Hier denke die Politik die vernetzte Bioökonomie bislang nicht zu Ende, kritisiert die UFOP mit Nachdruck und Hinweis auf die „Farm-to-Fork“-Strategie der EU-Kommission

Hitze in Kanada verringert Rapsangebot

Die Aussicht auf ein knappes Rapsangebot beim größten Rapsexporteur der Welt treibt auch die Preise in der EU nach oben, einem wichtigen Abnehmer kanadischer Ware.

In Winnipeg erreichte der Juli-Kontrakt am 13.07.21 die Marke von umgerechnet knapp 661 EUR/t und damit einen neuen Höchststand. Bereits in den Tagen zuvor war ein überdurchschnittliches Plus verzeichnet worden, zumal mit Limit-Up der größtmögliche Tagesgewinn verzeichnet worden war. Damit hat Raps in Kanada innerhalb von einer Woche um rund 100 EUR/t zugelegt.

Auslöser sind die erwarteten hitzebedingten Ernteausfälle beim weltgrößten Exporteur Kanada. Die anhaltend hohen Temperaturen und die Trockenheit in den Prärien haben die Pflanzenentwicklung massiv beeinträchtigt. Das wird das Ertragspotenzial limitieren. Das USDA hat die Ertragsprognose in seiner jüngsten Schätzung auf Basis von Meldungen aus Kanada auf 22,4 dt/ha gesenkt und damit unter das langjährige Mittel. Damit reduziert sich auch die potenzielle Erntemenge. Die Schätzung wurde gegenüber dem Vormonat um 0,3 auf 20,2 Mio. t zurückgenommen. Bereits in den Wochen zuvor hat das äußerst knappe Angebot an kanadischem Raps zu einem starken Preisauftrieb geführt, der die Nachfrage allerdings kaum dämpfen wird. Allein die EU wird aufgrund der eigenen unzureichenden Versorgung 0,15 Mio. t mehr Raps aus dem Ausland benötigen.

Während Kanada im Vorjahr auf Vorräte in Höhe von gut 3 Mio. t aus 2019/20 zurückgreifen konnte, sind die Läger vor der Ernte 2021 mit 1,2 Mio. t nahezu leergefegt. Selbst wenn die Ernte mit schätzungsweise gut 20 Mio. t im Jahresvergleich 1 Mio. t umfangreicher ausfallen sollte, rutscht das Gesamtangebot voraussichtlich um 740.000 t unter Vorjahreslinie und 1,5 Mio. t unter den Fünfjahresdurchschnitt. Das wird das Rapsangebot weltweit limitieren und die Erzeugerpreise auf dem aktuell attraktiven Niveau stabilisieren.