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Winter-Ackerbohnen in der Legehennenfütterung
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Ackerbohnen werden als proteinreiche Leguminosen in Deutschland auf einer Fläche von 55.300 ha angebaut. Die im Vergleich zum Raps (1,2 Mio. ha) geringe Anbaufläche ist u.a. auf das Vorkommen antinutritiver Sameninhaltsstoffe, wie Tannine, Vicin, Convicin, zurückzuführen. Um diese Nachteile bei der Verwendung der Ackerbohne als Futtermittel zu minimieren, wurde ein Projekt von der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE 2015) ins Leben gerufen, um erstmals eine Winterackerbohne zu züchten, deren Einsatz auch bei sensiblen Tierarten, wie Geflügel, besser möglich ist. Ingrid Halle vom Institut für Tierernährung (FLI) in Braunschweig stellt nun im aktuellen Fachbeitrag eine Untersuchung zu Legehennen vor, um den Einfluss eines steigenden Anteils an Winter-Ackerbohnen in der Futtermischung auf Legeleistungsmerkmale und Eiqualität von Legehybriden zu untersuchen.

Vorgehensweise

In dem vom Institut für Tierernährung (Friedrich-Löffler-Institut, Braunschweig) durchgeführten Versuch wurden 400 Hennen (Lohmann Brown) auf 5 Gruppen mit jeweils 4 Abteilen aufgeteilt. Die Versuchsdauer betrug 6 Legemonate und begann mit der 22. Lebenswoche der Hennen. Im Kontrollfutter wurde Sojaextraktionsschrot (SES) als Proteinquelle verwendet. In den Versuchsmischungen wurden 15 % bzw. 30 % Ackerbohnen eingemischt, und dazu der Anteil an SES verringert. Der Einfluss der neugezüchteten Vicin/Convicin (0,059 % TS) (V/C) armen Ackerbohne wurde verglichen mit einer Ackerbohne, die reich an V/C (0,50 % TS) war (Tab. 1).

Während der Prüfperiode erfolgte eine tägliche Eidokumentation und wöchentliche Futterrückwaage. Das Gewicht der einzelnen Eier wurde in 2 Wochen jeder Vierwochenperiode an 4 Tagen ermittelt. Zur Ermittlung der Eiqualität erfolgte die Sammlung aller Eier an drei Tagen in der 30., 38., und 46. Lebenswoche.

Am Versuchsende wurde jeweils eine Henne aus jedem Abteil geschlachtet und die Zusammensetzung des Schlachtkörpers ermittelt. Alle Daten wurden mittels einer einfachen Varianzanalyse (ANOVA) berechnet. Für die statistische Analyse stand das Programmpaket SAS (Version 9.4) zur Verfügung.

Ergebnisse

Da der Legebeginn der Hennen im 1. Legemonat zögerlich war, mit einer Legeleistung von 22–30 %, einer täglichen Futteraufnahme von 97–105 g Futter und einem Eigewicht von 52–56 g wurden in Tabelle 2 die Ergebnisse des 2.–6. Legemonats zusammengefasst ausgewertet.

Die niedrigste tägliche Futteraufnahme (117,3 g/Henne) während der fünf Legemonate wies die Gruppe 3 mit 30 % V/C-reiche Ackerbohnen im Futter auf. Resultierend durch die geringere Nährstoffaufnahme lag die Legeleistung (83,5 %) etwa 4 % unter der Leistung der anderen Gruppen und das Gewicht der Eier war ebenfalls um 3 g pro Ei (60,9 g) reduziert. Im Gegensatz dazu waren die Futteraufnahme, die Legeleistung, das Eigewicht, die Eimasseproduktion und die Futterverwertung der Hennen der Gruppe 5 mit 30 % V/C-armer Ackerbohne im Futter im Vergleich zur Kontrolle nicht negativ verändert.

Die ermittelten Bestandteile der Eier im 6. Legemonat und die Parameter zur Bruchfestigkeit sind aus der Tabelle 3 abzulesen. Die Eier der Hennengruppe 3 mit 30 % V/C-reichen Ackerbohnen im Futter wiesen das niedrigste Eigewicht (63,2 g/Ei) auf, bei einem hohen Dotteranteil (25,8 %), keinen veränderten Anteil an Eischale (11,7 %), aber einer reduzierten Bruchfestigkeit (46,8 Newton) der Eier im Vergleich zur Gruppe 5 mit 30 % V/C-armen Ackerbohnen.

Die Ergebnisse zur Lebendmasse der Hennen zum Versuchsbeginn und zum Abschluss sowie zur Ausschlachtung sind aus Tabelle 4 abzulesen. Weder zum Versuchsbeginn noch zum Versuchsende war die Lebendmasse der Hennen zwischen den Gruppen statistisch gesichert unterschiedlich. Die Ausschlachtung der Hennen ergab einen höheren prozentualen Brustmuskelanteil bei beiden V/C-niedrig Gruppen. Die Anteile an Schenkel, Muskelmagen und Abdominalfett unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht.

FAZIT

Die Ergebnisse zeigten, dass bei einem teilweisen Austausch von Sojaextraktionsschrot als Hauptproteinträger im Futter durch den Zusatz von 15 % oder 30 % Ackerbohnen, die Vicin/Convicin – reich sind, insbesondere die tägliche Futteraufnahme der Hennen reduziert wurde. Die geringere Nährstoffaufnahme reduzierte die Anzahl an gelegten Eiern, verringerte das Eigewicht sowie die tägliche Eimasseproduktion und verschlechterte, daraus resultierend, die Futterverwertung. Ein teilweiser Austausch von SES gegen eine V/C-arme Winter-Ackerbohne hatte dagegen keinen negativen Einfluss auf die tägliche Futteraufnahme der Hennen sowie das Eigewicht.

DER DIREKTE DRAHT

Ingrid Halle,
Institut für Tierernährung (FLI),
Braunschweig

Tel-Nr.: +49 531 58044 141

Stand: 4.2020

Literatur

BLE, 2015: „Abo-Vici“, FKZ:2815EPS063, Projektleiter: Prof. Link,
Abteilung Zuchtmethodik der Pflanze, Georg-August-Universität Göttingen.

UFOP, 2018: Geschäftsbericht 2017/18,
Hrsg.: Union zur Förderung der Öl- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), Berlin.