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Stroh- oder Pelletautomaten für Ferkel und Mastschweine?
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Organisches Beschäftigungsmaterial erlangt in der Praxis eine immer größere Bedeutung. Die dritte Ausschreibung zu ITW bestätigt dies. Um an der ITW teilzunehmen, ist die Vorlage von organischem Beschäftigungsmaterial jetzt eine Pflichtvoraussetzung!

An möglichen Materialien steht eine Vielzahl zur Verfügung.

Strukturierte Materialien wie Stroh, Heu oder Luzerne fördern beim Schwein beinahe alle Verhaltensweisen, die mit der Nahrungssuche zusammenhängen. Dabei lassen einige Untersuchungen zu verschiedenen Einstreumaterialien darauf schließen, dass eine gute Struktur der Materialen ausschlaggebend dafür ist, inwieweit sie von den Tieren als Beschäftigungsmaterial angenommen werden. Zu beachten sind beim Einsatz strukturierter Materialien jedoch eine eventuell erhöhte Staubbelastung im Stall sowie ein Befall der Materialien mit Mykotoxinen, welche die Gesundheit sowie die Futteraufnahme negativ beeinflussen können.

Organisches Beschäftigungsmaterial kann direkt auf dem Boden über Raufen, Körbe oder Automaten angeboten werden, dabei bietet sich eine vielfältige Möglichkeit der Beschäftigung und mehrere Tiere können dabei gleichzeitig aktiv sein. Unter einer Raufe oder Behälter sollte immer eine planbefestigte Oberfläche, im Idealfall mit Rand, angebracht sein, um dafür zu sorgen, dass weniger Material in die Gülle gelangt!

Stroh und Heu lässt sich gut in Raufen anbieten

Strukturierte Materialien können auch in Form von Presslingen oder Presswürfeln mittels spezieller Automaten angeboten werden, die meist mit Wandhalterungen in der Bucht befestigt werden. Sie unterstützen das Verhalten des Benagens und des Hebens durch die Tiere und lassen gleichzeitig eine Nahrungsaufnahme in sehr geringen Mengen zu.

Diese Materialien sind grundsätzlich kaubar, untersuchbar, bewegbar und fressbar, wodurch sie das Erkundungsverhalten der Tiere stärker anregen.

Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der Gülle

Damit es bei der Gabe von organischem Material nicht zu Problemen bei der Flüssiggülle kommt, sollte man unbedingt planbefestige Platten oder Matten mit Rand unter der Raufe oder dem Automaten anbringen. Kommen Dosierautomaten zum Einsatz, dann sollte eine Schale oder ein Trog mit Abstand zum Boden von 7 – 10 cm unter der Raufe oder dem Automaten angebracht sein. Die Tiere können dann auch ausgiebig dem Wühlbedürfnis nachkommen. Eigene Verhaltensbeobachtungen haben gezeigt, dass Schweine bei Automaten oder Raufen etwa ein Drittel der Zeit an der Raufe aktiv sind aber sich 2/3 der Zeit mit dem herausgearbeiteten Material auf dem Boden beschäftigen.

Unter Raufen oder Automaten sollten sich immer geschlossene Flächen befinden

Vorlagemöglichkeiten

Das Einbringen von Beschäftigungsmaterial in die Bucht geschieht in der Praxis meist noch manuell von Hand, hierbei ist aber der enorme Zeitaufwand mit zu berücksichtigen, der streng genommen ja auch mit Arbeitszeitkosten verbunden ist. Bei einem 1000er Maststall mit beispielsweise 25 Tieren je Bucht sind es 40 Buchten die mindestens einmal täglich neu beschickt werden müssen. Selbst bei etwas mehr als einer Minute pro Bucht kommt schnell eine Stunde und mehr Arbeitszeit pro Tag zusammen.

Mittlerweile gibt es von mehreren Firmen Techniken wie das organische Material automatisch befördert werden kann. Zur Wahl stehen hier Pressluft als Transportmittel oder unterschiedliche Varianten von Seil- oder Kettenförderern. Das Material dafür muss ausreichend zerkleinert und möglichst staubfrei sein. Entweder wird das Material direkt in die Bucht auf den Boden, in einen Behälter bzw. eine Raufe befördert oder in einem Zwischenbehälter gelagert und dann für alle Tiere gleichzeitig, beispielweise über einen Seilzug, freigegeben.

Der große Vorteil des mechanisierten Transports in die Bucht zu den Tieren ist die mögliche Dosierung von mehrfachen kleinen Mengen, welche durch die Tiere nahezu komplett gefressen werden. Das Interesse an von jeweils neu in die Bucht eingebrachtem Material ist viel höher für die Tiere, als ein nur einmal am Tag befüllter Vorratsbehälter. Durch die Wahl des Zeitpunktes kann gezielt während der Aktivitätsphase der Tiere das organische Material vorgelegt werden, um die Tiere zu beschäftigen. Bei Fütterungssystemen mit vorgegebenen Futterzeiten, bei denen nicht jedes Tier einen Fressplatz hat, kann auch sehr gut zur Ablenkung und Beschäftigung eine Gabe während der Fütterung erfolgen. Tiere, die nicht am Fressplatz zum Zuge kommen, können dann abgelenkt werden und es können so Aggressionen und der damit verbundene Stress bei der Fütterung reduziert werden. Wie häufig und wie oft organisches Material vorgelegt werden soll, dazu gibt es aktuell noch sehr großen Forschungsbedarf!

Automatischen Befüllsysteme für Strohautomaten sparen enorm viel Zeit

Versuch

In einem vergleichenden Versuch wurden in Gruppen mit je 24 Tieren entweder Strohraufen, Strohautomaten oder Pelletautomaten installiert. Es gab je drei Versuchsgruppen in der Ferkelaufzucht und der Mast. Mithilfe von Kameras wurde über 12 Stunden zwischen 9 und 21 Uhr erfasst, wie häufig und wie lange sich die Tiere mit den angebotenen Varianten beschäftigen.

Beim Strohautomaten lassen sich über verschiebbare Sterne ein paar Strohhalme ergattern

Beim Strohautomaten konnten die Tiere durch Verschieben von zwei drehbaren Sternen mit der Schnauze ein paar Strohhalme aus dem Behälter herausdrehen. Beim Pelletautomaten mussten sie einen Hebel zur Seite schieben, um einzelen Pellets in die Trogschale zu dosieren. Die Pellets bestanden u. a. aus Luzerne, Trockenschnitzen und Kleie.

Ergebnisse. In der Mast wurde die Strohraufe am häufigsten genutzt (Grafik 1). Allerdings war die Zeit, die das einzelne Schwein durchschnittlich mit dem angebotenen System verbrachte, mit 17 Minuten in 12 Stunden beim Pelletautomaten deutlich höher als bei der Strohraufe und dem Strohautomaten (8 bzw. 10 Minuten).

Grafik 1: Mast – Pellets beschäftigen am längsten

In der Ferkelaufzucht ergab sich ein anderes Bild: Die höchste Nutzungsfrequenz hatte der Strohautomat mit 72 Besuchen in 12 Stunden (Grafik 2). Auch die Nutzungsdauer pro Aufzuchtferkel lag beim Stohautomaten mit 35 Minuten deutlich höher als bei der Raufe oder dem Pelletautomaten (6 bzw. 7 Minuten).

Der Pelletautomat sollte 5-10 cm über dem Boden angebracht sein

Grafik 2: Ferkel bevorzugen Strohautomaten

Die Ergebnisse zeigen, dass die Art der Vorlage die Attraktivität desselben Materials – in diesem Fall Stroh – beeinflussen kann. Auch konnte beobachtet werden, dass die Vorlieben der Schweine vom Alter der Tiere abhängig ist.

DER DIREKTE DRAHT

Prof. Dr. agr. habil. Martin Ziron
Fachhochschule Südwestfalen

E-Mail: Ziron.Martin(at)FH-SWF.de