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Stallklima – gute Luft ist machbar auch im geschlossenen Stall! Teil 2
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Im zweiten Teil der Stallklimabetrachtungen stehen die Zuluftsysteme im Vordergrund, die häufig Grund für auftretende Probleme bei den Stalllüftungen sind. Eckpunkte für die gängigen Zuluftsysteme werden genannt.

Eckpunkte für Zuluftsysteme

Die mehr oder weniger gekühlte, oder im Winterbetrieb aufgewärmte, Luft muss dann im Abteil so verteilt werden, dass den Schweinen optimale Luft mit wenig Schadstoffen und angemessener Temperatur zur Verfügung steht. Bei bestimmten Haltungssystemen werden in der Bucht teilweise auch mehrere Klimazonen gefordert. In den letzten Jahren haben sich in geschlossenen Schweineställen vier unterschiedliche Zuluftsysteme durchgesetzt. Neben dem System Rieselkanal/Rieseldecke sind dies die diffuse Decke, die Türganglüftung und die Strahllüftung. Weiterentwicklungen der Systeme wie Nasenlüftung und Schlitzlüftung runden das Spektrum ab. Im Folgenden sind die wichtigsten Eckpunkte der einzelnen Systeme beschrieben:

Rieselkanal/Rieseldecke

  • Die Kanäle sollten so dimensioniert werden, dass die Luftgeschwindigkeit im Kanal 2,5 m/s nicht überschreitet. Darüber hinaus sollte der maximale Luftdurchlass der Rieselfläche 300 m³/m² und h nicht überschreiten. 
  • Der Kanalquerschnitt errechnet sich aus der erforderlichen Sommerluftrate und einer maximalen Luftgeschwindigkeit von 2,5 m/s im Kanal.
  • für eine funktionierende Zulufteinspeisung im Winter kann die Lochfläche verkleinert werden, oder mit Pendelklappen am Lufteinlass gearbeitet werden.  Pendelklappen bewirken gleichmäßige Luftströme u. Drücke im Kanal
  • Maximale Kanallänge bei einseitiger Einspeisung: 13 – 15 m
  • Bei zusätzlichen Einspeisungspunkten unbegrenzte Länge
  • Der Abstand zur Abteilwand mindestens 0,5 – 1 m. Zusätzlich sollten die ersten 50 bis 100 cm nicht perforiert sein. => Koandaeffekt
  • Regelmäßige Reinigung der Zuluftöffnungen ist notwendig, daher auf Reinigungseignung achten
  • Bei der Dimensionierung auf die max. Durchlässigkeit der unterschiedlichen Lochplatten achten

Diffuse Decke

  • Zuluftdecke sollte an den Seiten mindestens 50 – 100 cm geschlossen sein
  • Dämmauflagen müssen regelmäßig auf Verschmutzungen überprüft und gewechselt werden ( mindestens alle 5 – 7 Jahre auswechseln)
  • Etwa 20 – 30 % der Sommerluftrate sollte durch geregelte Deckenventile geleistet werden, auch um ausreichend  Luftbewegung zu garantieren
  • Ein Fließ als Auflage (direkt oder auf die Dämmmatten) kann Zusetzen der Poren verhindern (regelmäßig wechseln)
  • Erhöhter Energiebedarf durch hohen Unterdruck
  • Wenn Türen nur noch schwer zu öffnen sind, weitere geregelte Deckenventile einbauen
  • Regelmäßig Raumdurchströmung durch Nebelproben überprüfen

Türganglüftung

  • Die Luftgeschwindigkeit im Gang sollte niemals 2,5 m/s überschreiten. 
  • Der Fußboden im Futtergang muss auf jeden Fall geschlossen sein. 
  • Die Trennwände zu den Buchten sollten bis auf Höhe der Öffnung in der Tür geschlossen sein. 
  • Gerade in der Mast ist wichtig, dass die Trennwände zwischen den Buchten nur halbhoch geschlossen sind, damit die Buchten auch ausreichend durchspült werden können 
  • Bei einer einseitigen Einspeisung der Luft sollte eine Ganglänge von 12 – 15 m nicht überschritten werden. 
  • Der Abluftpunkt ist auf der Lufteintrittsseite anzubringen, um gerade im Sommer eine Luftwalze zu erzeugen. Buchtentiefen von mehr als 5 m sind zu vermeiden.
  • Für ca. 100 Mastschweine wird 1m² Lufteinlassfläche benötigt
  • Warmluft sollte direkt in den Luftstrom eingebracht werden

Schlitzlüftung

Die Schlitzganglüftung funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Türganglüftung. Die Zuluft kommt allerdings aus Schlitzen in der Decke, die dann auf den geschlossenen Futtergang fällt und sich über die geschlossenen Buchtenwände verteilt.

  • Der Dachraum muss isoliert werden, da Zuluft direkt aus Dachraum eingesogen wird
  • Zuluftelemente sollten über Lüftungssteuerung geregelt werden können (Seilzüge mit Stellklappen)
  • Buchtentiefe max. 4 – 5 m
  • Höhe der Ventile ca. 2,80 – 3 m, dann der Futtergang ca. 1 m und die Buchtenabtrennungen auch ca. 1 m hoch
  • Achtung im Winter Zugluft für Betreuungspersonal
  • Abteillänge nicht begrenzt
  • Anzahl der Schlitze je nach Abteilgröße individuell zu berechnen
  • Auf Luftführung im Schacht wg. gerichteter Ausströmung achten, einseitige Klappenführung vermeiden

Strahllüftung

  • Zentralverstellbare Zuluftelemente sind zu bevorzugen, da sie sicher und automatisch an die wechselnden Bedingungen angepasst werden.
  • Die maximale Einströmgeschwindigkeit beträgt 4 m/s im Sommer
  • Im Winter muss die Zuluft mit mindestens 1m/s ins Abteil geführt werden. Ist aber oft schwer umzusetzen. Ggf. durch Verschließen einzelner Zuluftklappen
  • Die Zuluftelemente müssen in der Nähe der Stalldecke installiert werden.
  • Um eine Durchlüftung des gesamten Raumes gewährleisten zu können, darf ein Verhältnis von 1:4 von Raumhöhe zu Raumbreite nicht überschritten werden.
  • Öffnungswinkel der Elemente müssen regelmäßig kontrolliert werden (Nachstellen der Zugseile nötig)
  • Montage der Zuluftventile direkt unter die Decke (Coanda-Effekt nutzen)
  • Keine Hindernisse an der Decke in den Luftstrom bringen (z. B. Lampen immer in Luftrichtung anbauen)

Nasenlüftung

Bei der Nasenlüftung wird die Luft sehr zielgerichtet zum Kopf der Sau geführt. Dieses Zuluftsystem trifft man häufig in Kombination mit dem Rieselkanal, wobei im Winter die Nasenlüftung inaktiviert wird.

  • Das übliche KG-Rohr wird etwa 30 – 50 cm aus dem Zuluftkanal geführt.
  • Es ist über dem Trog anzuordnen, damit die Luft im Falle einer vollperforierten Bucht nicht in den Güllekanal abgeleitet
  • Um die Luftgeschwindigkeit etwas zu drosseln, können Netze vorgeschaltet werden
  • Im Winter sollten die Rohre geschlossen werden (falls in Kombination mit Rieselkanal)
  • Die Zuluft sollte möglichst nicht aus dem Dachboden, sondern von der Stallnordseite eingesogen werden

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt
E-Mail: manfred.weber[at]llg.mule.sachsen-anhalt.de
Tel.: 039-3906283