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Rapsextraktionsschrot und Erbsen in Aufzucht und Mast von Schweinen
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In der aktuellen Diskussion um eine GVO-freie Fütterung rücken Rapsprodukte, insbesondere Rapsextraktionsschrot und großkörnige Körnerleguminosen wie Erbsen, wieder in den Fokus der Schweinefütterung. Dr. Wolfgang Preißinger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, untersucht im folgenden Beitrag den Einsatz der angeführten heimischen Eiweißfuttermittel anhand einer Versuchsreihe, angefangen beim abgesetzten Ferkel bis hin zum Schlachthaken. 

In der aktuellen Diskussion um eine GVO-freie Fütterung rücken Rapsprodukte, insbesondere Rapsextraktionsschrot und großkörnige Körnerleguminosen wie Erbsen, wieder in den Fokus der Schweinefütterung. Rapsextraktionsschrot hat bereits in der Vergangenheit immer mehr Einzug in die Schweinefütterung gefunden. In den letzten Jahren wurden dazu in der Ferkelaufzucht und Schweinemast mehrere Stations- und Praxisversuche durchgeführt und Einsatzempfehlungen daraus abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass beim Ferkel bis zu 10 % und in der Mast bis zu 15 % Rapsextraktionsschrot eingesetzt werden können.

Begrenzend für eine stark stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung wirkt sich leider der hohe Phosphorgehalt von Rapsextraktionsschrot aus. Andererseits bietet sich aufgrund des hohen Gehaltes an Methionin von Rapsextraktionsschrot eine Kombination mit Erbsen an, die wiederum relativ arm an Methionin sind. In einer Versuchsreihe, angefangen beim abgesetzten Ferkel bis hin zum Schlachthaken, soll der Einsatz der angeführten heimischen Eiweißfuttermittel geprüft werden.

Versuchsdurchführung

Zum Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel wurden eine Versuchsreihe mit Ferkel und Mastschweinen am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum in Schwarzenau angelegt. Für den Versuch wurden jeweils 192 Tiere ausgewählt und auf 2 Behandlungsgruppen in der Ferkelaufzucht aufgeteilt. Nach der Aufzucht wurden die Versuchstiere ins analog aufgebaute Mastabteil umgestallt und der Versuch in der Mastphase fortgesetzt.
Die Tiere wurden sowohl in der Ferkelaufzucht als auch in der Mast in 16 Buchten zu je 12 Tieren auf Kunststoff- beziehungsweise Betonspalten ohne Einstreu gehalten.

  • Ferkelaufzucht:
    • Kontrolle, Sojaextraktionsschrot als alleiniges Eiweißfutter
    • Testgruppe: Soja- und Rapsextraktionsschrot als Eiweißfutter
  • Schweinemast:
    • Kontrolle, Sojaextraktionsschrot als alleiniges Eiweißfutter
    • Testgruppe: Rapsextraktionsschrot und Erbsen als Eiweißfutter, bis 60 Kilogramm Lebendmasse zusätzlich Sojaextraktionsschrot

Eingesetzte Versuchsrationen

Die Zusammensetzungen der eingesetzten Ferkelaufzucht- und Mastfutter sind in nachfolgenden Tabellen dargestellt.

Ergebnisse

Futteranalysen

Die nachfolgenden Tabellen zeigen die analysierten Inhaltsstoffe der eingesetzten Ferkelaufzucht- und Mastfutter

Aufzucht-, Mast- und Schlachtleistungen

Aufzuchtleistungen
Mit täglichen Zunahmen von 510 Gramm in der Kontrolle und 478 Gramm in der Testgruppe erreichten die Ferkel ein passendes Zunahmeniveau. Die Unterschiede konnten statistisch abgesichert werden. Der Futterverbrauch in der Testgruppe war mit durchschnittlich 857 Gramm pro Tier und Tag unwesentlich geringer als in der Kontrollgruppe mit 876 Gramm. Der Unterschied im Futteraufwand von 1,73 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs in der Kontrollgruppe und 1,80 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs in der Testgruppe war statistisch abzusichern.

Mastleistungen
Durch das um 1,4 Kilogramm höhere Endgewicht in der Ferkelaufzucht starteten die Tiere der Kontrollgruppe bereits mit einem statistisch signifikanten Unterschied in die Mast. Während der gesamten Mast schnitt die Kontrollgruppe mit 819 Gramm täglichen Zunahmen signifikant besser ab als die Testgruppe mit 789 Gramm. Der Futterverbrauch pro Tag in der Mast war in der Kontrollgruppe mit 2,2 gegenüber 2,3 Kilogramm nur wesentlich niedriger. Im Futteraufwand zeigten sich jedoch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Kontrollgruppe schnitt mit 2,7 Kilogramm Futter je Kilogramm Zuwachs signifikant günstiger ab als die Testgruppe mit 3,0 Kilogramm.

Schlachtleistungen
Bedingt durch geringere tägliche Zunahmen der Testgruppe während der Mast ergaben sich Unterschiede im Schlachtgewicht. Die Rückenmuskel- und Fettfläche war in der Sojagruppe signifikant höher, Ursache dafür war das höhere Schlachtgewicht. Das bezahlungsrelevante Merkmal Muskelfleischanteil war als hoch einzuschätzen, hier unterschieden sich die Behandlungsgruppen jedoch nicht.

Nachfolgend sind die Aufzucht-, Mast- und Schlachtleistungen tabellarisch dargestellt.

Nährstoffausscheidungen

Die kalkulierten Ausscheidungen an Stickstoff und Phosphor in den Kontrollgruppen lagen für Ferkelaufzucht und Mast in der Summe beim Stickstoff unterhalb der Vorgaben einer stickstoffreduzierten und für Phosphor unterhalb der Vorgaben einer stark phosphorreduzierten Fütterung gemäß den DLG-Vorgaben für tägliche Zunahmen von 500 Gramm in Ferkelaufzucht und 850 Gramm in der Mast. Trotz einer höheren Phosphorausscheidung bei der Raps- und Erbsenfütterung wurden die Vorgaben einer stark phosphorreduzierten Fütterung in Ferkelaufzucht und Mast noch eingehalten. Beim Stickstoff ergab sich insbesondere durch den hohen Futterverbrauch in der Endmast eine Steigerung der Ausscheidung um 16 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe, so dass Vorgaben einer stickstoffreduzierten Fütterung nicht mehr einzuhalten waren. Durch eine durchgängige Mineralfuttergabe von 3 Prozent und die Erhöhung der Aminosäuregehalte im Mineralfutter zum Beispiel beim Lysin auf 12 bis 14 Prozent kann hier gegengesteuert werden.

FAZIT

Durch den Einsatz der heimischen Eiweißfuttermittel Rapsextraktionsschrot und Erbsen ließ sich in Ferkelaufzucht und Mast nicht das Leistungsniveau einer durchgängigen Fütterung mit Sojaextraktionsschrot realisieren. Bei annähernd gleichem Futterverbrauch ergab sich in der Gruppe mit Rapsextraktionsschrot in der Ferkelaufzucht beziehungsweise in der Gruppe mit Rapsextraktionsschrot und Erbsen in der Mast ein höherer Futteraufwand. Trotz geringerer Kosten pro Dezitonne Futter ergaben sich pro erzeugtes Mastschwein rund 2 Euro höhere Kosten, verursacht durch einen höheren Futteraufwand gegen Mastende. 

Werden die Mehrkosten durch entsprechende Programme zum Beispiel eine GVO-freie Fütterung honoriert, stellt eine Fütterung mit Rapsextraktionsschrot und Leguminosen gegenüber dem Einsatz von ausschließlich Non-GMO-Sojaextraktionsschrot eine preislich interessante Alternative dar. Zu beachten ist aber der höhere Phosphorgehalt im Raps. Durch Einsatz eines Mineralfutters ohne beziehungsweise mit niedrigen Gehalten an mineralischem Phosphor und Phytase lassen sich die Phosphorausscheidungen in den Griff bekommen. Enthält das Mineralfutter mehr Lysin, lässt sich obendrein die Einsatzmenge an Rapsextraktionsschrot verringern und somit auch die Phosphor- und Stickstoffausscheidungen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Tel.: 09324 9728-26

E-Mail: tierernaehrung(at)LfL.bayern(dot)de

Stand: Januar 2020