Das Management hat somit einen großen Einfluss auf den Kuhkomfort. Wie wichtig es ist, Stall und Management so zu führen, dass der Zeitplan der Kuh eingehalten werden kann, zeigen verschiedene Versuche. Wenn die Tiere 6 statt 3 Stunden innerhalb von 24 h „unterwegs“ im Stall sind zum Melken (und zu Behandlungen), sinkt die Liege-/Ruhezeit um knapp 3 Stunden, was in einem Milchleistungsverlust von über 2 kg enden kann. Bei Färsen ist der Effekt sogar noch größer, man geht von einer Minderleistung von ca. 3,5 kg aus.
Wenn Färsen mit Mehrkalbskühen gemeinsam gehalten werden, ist selbst eine Belegdichte von 100 % schon ein Problem für die jungen Tiere, welches sie in Studien mit einer noch niedrigeren Trockenmasseaufnahme, 20 % weniger Liege-/Ruhezeiten, einem größeren Gewichtsverlust, geringerer Milchleistung und einer schlechteren Futtereffizienz belegten.
Ähnlich kritisch wie die Färsen sind auch die Transitkühe. Eine Überbelegung am Futtertisch, die für die Fachleute hier schon bei 80 – 90 % Belegdichte beginnt, bedeutet eine reduzierte Futteraufnahme, einen Anstieg der Labmagenverlagerungen und eine reduzierte Milchleistung.
Des Weiteren zeigten Studien, dass mehr als zwei Gruppenwechsel in der Transitphase das Risiko einer Labmagenverlagerung verdoppelten. Eine Überbelegung am Fressplatz führte zum sogenannten ‚slug feeding‘.
Eine generelle Überbelegung im Stall (> 100 %) bewirkt Verhaltensänderungen:
- mehr Aggressionsverhalten und Verdrängungen am Futtertisch,
- slug feeding,
- reduzierte Ruhe-/Liegezeiten,
- mehr im Gang stehen
- weniger wiederkauen.
Hiervon sind besonders rangniedere und lahme Kühe betroffen. Auf diese Effekte reagieren die Kühe vielfältig:
- eine niedrigere Milchleistung,
- geringere Inhaltsstoffe,
- höhere Zellzahlen,
- generell ein höheres Krankheitsniveau (akut und subklinisch),
- mehr Lahmheiten und
- weniger Trächtigkeiten.
Es sprechen also viele Gründe dafür, das Management im Stall so auszurichten, dass die Tiere ihren „Arbeitsalltag“ ungestört abarbeiten können und Überbelegung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein ernstes Problem für die Tiere. Besonders Färsen leiden doppelt darunter. Jede Managementmaßnahme, die die Liegezeit negativ beeinträchtigt, reduziert auch das Wiederkäuen und Fressen!