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Die Klauen tragen eine große Last: Einfluss der Körperkondition auf die Klauengesundheit
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Leistungsstarke Kühe mit guter Fruchtbarkeit und möglichst langer Lebensdauer – dieser Wunsch kann nur dann Realität werden, wenn dafür im wahrsten Sinne des Wortes ein stabiles Fundament besteht. Leider aber zählen Klauenerkrankungen zu den gesundheitlichen Problemen, die bereits seit einigen Jahren in unseren Milchkuhherden massiv zugenommen haben und daher auch international als eine der wichtigsten aktuellen Herausforderungen angesehen werden (Huxley, 2012).

So wird z. B. nach Cook (2003) oder Espejo et al. (2006) die Prävalenz von Lahmheit in intensiv bewirtschafteten Milchkuhbeständen mit etwa 20 % angegeben, andere Studien gehen eher von 30 % und mehr aus. Nach Archer et al. (2010a) lag eine Schätzung der Inzidenz bei etwa 50 Fällen je 100 Kühen pro Jahr vor.

Auch wenn bei solchen Einschätzungen zu berücksichtigen ist, dass verschiedene Versuchsansteller und Autoren Lahmheitsgrade nicht immer absolut identisch beurteilen, so ist bekannt, dass die Inzidenz in der Praxis deutlich höher ist als angenommen. Ein Grund hierfür ist sicher auch in der Qualität der Dokumentation von Klauenbehandlungen zu suchen.
 

Unterkonditionierte Kühe tragen ein größeres Risiko für eine nachfolgende Lahmheit in sich.

Einflussfaktoren

Mehrere Faktoren werden mit einer erhöhten Inzidenz von Lahmheit in Verbindung gebracht, allen voran die hohen Milchleistungen. Mehrere Autoren berichten darüber, dass leistungsstärkere Kühe eher lahm wurden, gleichzeitig aber eine höhere gesamte Laktationsleistung als Kühe aufwiesen, die nie lahm waren, obwohl eine Lahmheit zu mittleren Milchleistungseinbußen um 350 kg führte (Green et al., 2002; Bicalho et al., 2008; Archer et al., 2010b).

Lahmheiten haben umfangreiche Auswirkungen auf die Bestandsleistung, beeinträchtigen die Fortpflanzungsfähigkeit (Garbarino et al., 2004) und führen zu erhöhten Abgängen (Booth et al., 2004). Damit sind einerseits massive finanzielle Auswirkungen für die Landwirte verbunden. Andererseits geht es aber auch, und das immer stärker, um die Bedeutung einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion und ein nachhaltiges Wohlergehen unserer Tiere. Deshalb ist es von großer Bedeutung, den hauptsächlichsten Ursachen der Klauenleiden auf die Spur zu kommen und das möglichst früh. Lahmheiten von Milchkühen sind immer multifaktoriell, d.h. es spielen zahlreiche Risikofaktoren hierbei eine Rolle, die mitunter in komplexen Wechselwirkungen zueinanderstehen. Neben der Fütterung, die diesbezüglich einen sehr großen direkten und indirekten Einfluss hat, bestimmen die Haltung/äußere Umgebung (z. B. Bodenbeläge, Liege- und Stehdauer) und der Umgang des Menschen mit den Tieren maßgeblich über deren Klauengesundheit.

Klauenerkrankungen treten primär zwischen dem 50. und 100. Laktationstag, also während der Hochlaktation der Milchkühe auf, nämlich kurze Zeit nach der Phase der stärksten Stoffwechselbeanspruchung der Kuh (Frühlaktation). Insofern sind bzgl. der Fütterung die Trockenstehphase und der Laktationsbeginn am bedeutungsvollsten. Gleiches gilt genauso für die Haltungsbedingungen.

Phase der negativen Energiebilanz

Bekannt ist, dass bei Kühen, die in den ersten Laktationswochen sehr schnell und große Körperfettreserven mobilisieren, eine größere Rehegefahr besteht. Die bei der Lipolyse frei werdenden Fettsäuren gelangen in die Blutbahn. Es folgt eine massive Auffüllung der Leberzellen mit Fett. Eine verfettete Leber kann ihrer Hauptfunktion als Entgiftungsorgan nicht mehr voll gerecht werden. Endotoxine werden schlechter abgebaut (Klauenrehe!), körpereigene Abwehrkräfte nehmen ab und Bakterien können auch in die Klaue leichter eindringen.

Erst seit kurzer Zeit ist der Zusammenhang eines verstärkten Abbaus von Fettgewebe nach der Kalbung mit Entzündungsprozessen stärker diskutiert worden. So wurde in einer Studie von Newman et al. (2019) die Anzahl der Makrophagen im subkutanen Fettgewebe von Milchkühen im Zeitraum um die Kalbung bestimmt. Dabei zeigte sich bei Kühen, die in den ersten Laktationswochen einen stärkeren Rückgang ihrer Körperkondition aufwiesen, der  größte Anstieg an Makrophagen im Fettgewebe. Das deutet darauf hin, dass ein größerer Grad an Fettgewebemobilisation während der Zeit des größten Nährstoffdefizits mit einer höheren Entzündungsreaktion einhergehen kann.

Auch im Humanbereich ist der Zusammenhang von Fettgewebe und gewebeschädigenden Entzündungsreaktionen bekannt, häufig ausgelöst durch die Gefahrensignale von „überforderten“ Makrophagen im Fettgewebe.

Da sich die Körperkondition von Kühen als ein wichtiger Risikofaktor für eine Lahmheit herausgestellt hat, ist eine regelmäßige Beurteilung dieser nach dem BCS-System zu empfehlen.

Veränderungen des Ballenfettpolsters

Weiterhin werden unter dem hormonellen Einfluss der Geburt die kollagenen und elastischen Fasern des bindegewebigen Teils des Klauenbeinträgers gelockert. Das führt zu einer erhöhten Instabilität des Klauenbeins innerhalb der Hornkapsel. Die Sohlen- und Ballenlederhaut wird in diesem Bereich zwar durch das Ballenfettpolster vor unphysiologischen Druckbelastungen geschützt. Wenn die Kuh dann ggf. zu Beginn der Laktation aufgrund einer ketotischen Stoffwechselsituation massiv Körperfettreserven abbaut, so wird dadurch auch dieses Ballenfettpolster angegriffen. Das wiederum bewirkt eine eingeschränkte Polsterwirkung und damit eine stärkere Kompression der Ballenlederhaut.

Gerade in jüngerer Zeit durchgeführte und publizierte Studien belegen den Zusammenhang zwischen der ­Körperkondition und der Stärke des Fettpolsters zwischen der tiefen Beugesehne und dem Ballenhorn, insbesondere der Körperfettmobilisation und dem abnehmenden Ballenfettpolster mit der Folge eines erhöhten Lahmheitsrisikos. Eine groß angelegte Studie von Green et al. (2014) mit insgesamt 1510 Lahmheitsbehandlungen (die meisten davon wegen Sohlengeschwüren) offenbarte, dass die nicht-infektiösen Klauenerkrankungen, wie Sohlengeschwüre und Weiße-Linien-Defekte – beides pathologische Veränderungen des Klauenhorns – mit einer vorherigen niedrigen Körperkondition in Verbindung gebracht werden müssen. Digitale Dermatitis hingegen, eine infektiöse Klauenerkrankung, war nicht mit einem früheren niedrigen Körperzustand verbunden.

Eine regelmäßige Beurteilung und Dokumentation des Laufverhaltens der Kühe mittels Locomotion Scoring schärft die Wahrnehmung für potentiell lahmheitsgefährdete Kühe.

Zusammenhang mit der Körperkondition

Die von Green et al. (2014) publizierte Studie belegte erstmals, dass ein niedriger BCS ein Risiko für die wichtigsten nicht-infektiösen Klauenerkrankungen darstellt, möglicherweise aufgrund eines reduzierten Ballenfettpolsters, der nach Bicalho et al. (2009) mit einem niedrigen BCS korreliert ist und mit einer reduzierten Schutzfunktion einherzugehen scheint.

Unter der Leitung der Universität in Nottingham wurde die Studie von Green et al. (2014) in der Milchkuhherde der Crichton Royal-Forschungsfarm des schottischen Rural College in Dumfries, Schottland, weiter fortgeführt, so dass letztlich detaillierte Aufzeichnungen von insgesamt 724 HF-Kühen über einen Zeitraum von 8 Jahren (2003 bis 2011) zur Verfügung standen, die den Zusammenhang zwischen Lahmheiten und Körperkondition erhärteten (Randall et al., 2015).

Lahmheit ist definiert als die klinische Darstellung einer gestörten Fortbewegung. Der Schweregrad hängt von der Art und dem Ort der Verletzung ab. Mögliche Folgen der Verletzung sind steife oder asymmetrische Gliedmaßenbewegungen. Daher hat es sich bewährt, anhand der Beurteilung des Fortbewegungsverhaltens der Kühe auf deren Klauengesundheit zu schließen. So wurden auch in dieser Studie wöchentlich von den Tieren entsprechend des 5stufigen Locomotion Score-Systems (LS-System, nach Manson und Leaver, 1988) Fortbewegungsdaten erhoben. Gleiches galt auch für die Beurteilung der Körperkondition der Kühe. Dieses erfolgte durch geschultes Personal und nach Standardprotokollen. Diese Beurteiler wechselten sich jede Woche ab, um eine Voreingenommenheit auszuschließen. Während des gesamten Studienzeitraums wurde aber eine regelmäßige Schulung mit demselben Tierarzt durchgeführt.

Kühe mit einem Locomotion Score (LS) von 1 und 2 wurden hierbei als nicht lahm klassifiziert, Kühe mit einem LS 3 als leicht lahm und Kühe mit einem Score 4 und 5 als stark lahm. Kühe, die als lahm galten (LS 4 oder 5 bei einer einzigen Beurteilung oder LS 3 bei 2 aufeinanderfolgenden Bewertungen), wurden vor 2006 wöchentlich und in den Jahren danach alle 2 Wochen tierärztlich untersucht und behandelt. Ein professioneller Klauenpfleger schnitt zweimal im Jahr alle Kühe (alle Hinterklauen und bei Bedarf auch die Vorderklauen). Akut lahme Kühe wurden von geschultem Betriebspersonal innerhalb von 24 Stunden behandelt.

Die Körperkonditionsbeurteilung erfolgte nach einer 6stufigen Skala (Note 0 bis Note 5 mit dazwischenliegenden Viertelnoten) (Mulvany, 1977). Die Körpergewichte der dreimal täglich gemolkenen Kühe wurden mittels automatischem Wägesystem aufgezeichnet. Die Dokumentation aller Gesundheits-, Produktions- und Managementdaten erfolgte in einer Datenbank.

Ergebnisse der 8-jährigen Studie

Es stellten sich für die 724 ausgewerteten Kühe 17.114 Lahmheitsereignisse heraus, in 8.799 Fällen eine leichte Lahmheit (LS 3) und in 8.315 Fällen eine starke Lahmheit (LS 4 und 5). Insgesamt wurden 79.543 BCS-Daten und 62.643 Wochendurchschnittsgewichte verrechnet. Es ergab sich eine mittlere Körperkondition der Kühe anhand der 6stufigen Scala (von 0 bis 5) von 2,25 (Median), mit einer Spannweite von 0,75 bis 4,25. Das mittlere Körpergewicht und das Erstkalbsalter betrugen 620 kg (von 356 bis 956 kg) bzw. 25,8 Monate (von 20,5 bis 37,8 Monate). Bei einer durchschnittlichen Laktationsnummer von 2,1 waren 38 % der ausgewerteten Kühe in der 1. Laktation, 28 % in der 2., 21 % in der 3. und 13 % in der 4. oder höheren Laktation. Der Anteil stärker und stark lahmender Kühe (LS 4 und 5) nahm mit zunehmender Laktationsnummer zu.

Zudem zeigten sich signifikant mehr Lahmheiten bei Kühen, die zu verschiedenen Zeitpunkten zuvor (16, 12, 8 und 3 Wochen) einen sehr niedrigen BCS < 2 aufwiesen (Abbildung).

Abbildung: Anteil lahmer Kühe (leichte und schwere Lahmheiten) in der Crichton Royal Versuchsherde im Studienzeitraum 2003 bis 2011 in Abhängigkeit von ihrer zu verschiedenen Zeitpunkten zuvor erhobenen Körperkondition (Randall et al., 2015)

Weiterhin zeigte sich, dass Kühe, die in den ersten 4 Wochen nach dem Abkalben sehr stark an Körperkondition verloren, ein deutlich höheres Risiko für zukünftige Lahmheiten hatten als Kühe, die nur moderat Körperfettreserven abbauten.

Eine andere Studie von O'Connor et al. (2019), bei der Daten von insgesamt 6.927 Kühen aus 52 weidebasierten Milchkuhherden erhoben wurden, kommt zu den gleichen Aussagen:

  • eine niedrige Körperkondition (BCS < 3,0) war mit einem erhöhten Risiko für eine Lahmheit verbunden,
  • ein höheres Alter war mit einem erhöhten Risiko für eine Lahmheit verbunden.

Auch diese Ergebnisse bestätigen einen Zusammenhang zwischen Klauenerkrankungen, der Körperkondition, dem Alter bzw. der Laktationsnummer der Kühe und dem Laufverhalten.

Angewandte Regressionsmodelle belegten  eine Korrelation zwischen einer  Lahmheit in der ersten Laktation mit einem höheren Risiko einer Lahmheit dieser Kühe auch in der 2. und folgenden Laktation (Randall et al., 2015).

Langzeitstudie in 2 englischen Herden

Dieselben Forscher der bereits erwähnten Studie in der 200er Versuchskuhherde im schottischen Dumfries haben darüber hinaus noch in einer weiteren Herde des Milchkuhbetriebes in Somerset, England, mit mehr als 1.000 HF-Kühen über 44 Monate (2008 bis 2011) sämtliche Klauenbehandlungen bei klinischen Fällen ausgewertet. Die Herdendurchschnittsleistung betrug 10.000 kg pro Kuh und Jahr. Monatlich fand eine professionelle Klauenpflege bei den Kühen am Laktationsende und ansonsten bei allen anderen auffälligen Kühen statt. Darüber hinaus wurden akute Klauenerkrankungen innerhalb von 2 bis 3 Tagen tierärztlich behandelt. Die Körperkonditionsbeurteilung erfolgte alle 2 Monate nach demselben 6stufigen System (Note 0 bis Note 5), allerdings in 0,5er Schritten, durch dieselbe Person. Letztlich lagen in dieser 2. Herde insgesamt Daten von 1.040 Kühen, bei denen eine Klauenbehandlung stattfand, zur Identifizierung von Lahmheitsereignissen vor (Randall et al., 2018).

Der Hauptunterschied zwischen beiden Herden bestand in der Definition von Lahmheitsereignissen. Bei der 1. Herde basierte dieses auf dem wöchentlichen Locomotion Scoring, also der Erfassung des Laufverhaltens. Bei der 2. Herde basierte dieses hingegen auf der Behandlung von Lahmheiten, die der Landwirt dokumentiert hatte.

Es ergab sich eine jährliche Inzidenzrate für den Studienzeitraum von 1,4 Fällen pro Kuh und Jahr. Insgesamt wurden 647 Kühe wegen Lahmheit behandelt. Das entsprach einem Anteil von 62 % aller Kühe in der Herde. Zwischen 9 und 21 % der Lahmheitsereignisse wurden auf frühere Lahmheiten zurückgeführt, die mehr als 16 Wochen vor einer Risikoperiode aufgetreten waren.

Ein wesentlicher Schlüssel zur Verringerung immer wieder auftretender und chronischer Klauenerkrankungen ist die frühzeitige und wirksame Lahmheitsbehandlung.

„Einmal lahm – immer wieder lahm“?

Die hier aufgezeigten Ergebnisse der Langzeitstudien von Randall et al. (2015 und 2018) und anderer Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen BCS und einer Lahmheit hin, der kausal sein könnte. Zudem wurde auch ein größeres Risiko für weitere Lahmheiten in den Folgelaktationen aufgezeigt.

Eine Hypothese für diesen Zusammenhang wäre nach Angaben der Autoren, dass die zugrunde liegende Pathologie von einer Laktation zur nächsten übertragen wird, was zukünftige Klauenerkrankungen wahrscheinlicher macht. Eine weitere Ursache für den Zusammenhang zwischen früherer und zukünftiger Lahmheit und erhöhtem Lahmheitsrisiko mit zunehmender Laktationsnummer könnte darin liegen, dass eine gewisse Hypersensitivität und Verringerung der Schmerzgrenze für eine Druckbelastung als Folge von langfristigen Schmerzen im Zusammenhang mit Lahmheiten entstehen könnte. Hierfür führen u. a. die Autoren Nielsen und Henriksson (2007) sowie Woolf (2011) medizinische Literatur an, nach der Krankheiten zu langfristigen Veränderungen im Nervensystem führen können, die wiederum die Reaktionen auf Schmerzen verändern lassen (im Sinne von verstärken und den Schmerzzustand verlängern).

Weitere Erklärungen dafür werden z. B. darin gesehen, dass möglicherweise Behandlungen nicht wirksam bzw. nicht dauerhaft wirksam sind.

Während der Frühlaktation bauen Kühe Fett aus allen Fettgeweben ab, einschließlich des Ballenfettpolsters. Dieses aber dient als Stoßdämpfer für den Knochen, der den größten Teil des Gewichts der Kuh trägt (Green et al., 2014). Wird nun im Zuge einer massiven Körperkonditionsabnahme dieses Fettpolster zu dünn, kann es zu erhöhten Blutergüssen führen, weil die „Stoßdämpferwirkung“ verringert ist oder gar ausbleibt. Es kann aber auch zu einer erhöhten Bewegung innerhalb der Klauenhornkapsel kommen (Tarlton et al., 2002), die eine Drucknekrose und Geschwürbildung über der Sohle oder der weißen Linie verursacht und die Klauenhornproduktion in diesen Bereichen stört (Lischer et al., 2002).

Dieses kann durch keine Klauenbehandlung direkt behoben werden. Zudem könnte nach Aussagen von Knott et al. (2007) wiederum eine Lahmheit zu Schäden an der Klaue bzw. den Klauen führen, welche die Struktur oder Funktion dieser verändert und dadurch die Anfälligkeit für eine zukünftige Lahmheit erhöht.

Somit liegt ein wesentlicher Schlüssel zur Verringerung immer wieder auftretender und chronischer Klauenerkrankungen in der frühzeitigen und wirksamen Lahmheitsbehandlung (Thomas et al., 2015).

FAZIT

Niedrige BCS-Noten und eine vorherige Lahmheit sind beides Risikofaktoren für erneute Lahmheiten. Es ist wichtig, dass zum einen die Kühe nicht in den letzten Wochen vor der Kalbung bereits anfangen, Körpersubstanz abzubauen. Zum anderen muss ein zu starker Körperkonditionsverlust in der Frühlaktation unbedingt vermieden werden, da sich hiermit auch das Risiko einer Lahmheit deutlich reduzieren lässt.

Da sich die Körperkondition von Kühen als ein wichtiger Risikofaktor für eine Lahmheit herausgestellt hat, ist auch eine regelmäßige Beurteilung dieser nach dem BCS-System anzuraten. Magere Trockensteher sollten dann früher in die Vorbereitergruppe und damit energiereicher gefüttert werden. Zu fette Kühe hingegen müssen besser dokumentiert werden, um bereits für Kalbeprobleme ausreichend sensibilisiert zu sein und entsprechend reagieren zu können, damit in den ersten Laktationswochen einem rasanten Körpersubstanzverlust entgegengewirkt werden kann. 

Diese Studien unterstreichen die Bedeutung früherer Lahmheitsereignisse als Risikofaktor für weitere Lahmheiten und daher die dringende Notwendigkeit, anhand einer regelmäßigen Beurteilung z. B. des Laufverhaltens der Kühe (mittels Locomotion Scoring) deren Klauengesundheitszustand engmaschig zu überprüfen und im Bedarfsfall sofort zu therapieren.

DER DIREKTE DRAHT

Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge
Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft
Tel.: 04331/845138

Email: katrin.mahlkow-nerge[at]fh-kiel.de

Fotos (Katrin Mahlkow-Nerge)