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Marktbericht KW 20 / 2022
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Der scharfe Auftrieb der Pariser Rapsnotierungen hat auch die Kassapreise beflügelt. Allerdings stehen kaum Umsätze hinter den Preisen, denn die Marktteilnehmer sind stark verunsichert. Auslöser ist die Ankündigung der Regierung, die Beimischungsquote für Biodiesel bereits 2023 auf 2,5 % zu senken und bis 2030 gänzlich verschwinden zu lassen.

Argumentiert wird mit der Nahrungsmittelknappheit aufgrund des Ukraine-Krieges, was bei Marktteilnehmern nur Kopfschütteln hervorruft. Zum einen betrifft diese Maßnahme überhaupt nicht Sonnenblumenöl, daraus wird nämlich gar kein Biodiesel hergestellt, zum anderen ist der deutsche und auch der europäische Rapsölmarkt mehr als reichlich versorgt. Die administrative Beschneidung der Biodieselverwendung wird voraussichtlich nicht zu mehr Angebot für den Speisesektor führen, sondern zu einer Verringerung der Rapsverarbeitung. Abgesehen von den wirtschaftlichen Konsequenzen für den gesamten Sektor, bedeutet dies aber vor allem den Wegfall von GVO-freiem Rapsschrot in der Tierfütterung. Damit erhöht eine grüne Politikerin den Verbrauch fossiler Kraftstoffe und die Importabhängigkeit von Sojaschrot. Eine wenig verständliche Entwicklung, die den Markt derzeit lähmt.

Ohne Entscheidung über die tatsächliche Beimischungsquote für 2023 ordern Biodieselhersteller keinen Rohstoff und infolgedessen Ölmühlen keinen Raps. Zusätzlich umsatzhemmend sind die erneut starken Bewegungen am Terminmarkt. Kaufinteresse ist vorhanden, aber die großen Preissprüngen verhindern einen Abschluss. So haben auf Großhandelsebene die Preise für Raps zur Lieferung im Juli 22 innerhalb weniger Tage um 36 auf 881 EUR/t zugelegt. Die Erzeugerpreise für alterntige Partien, weisen in der 20. KW nach unten gerichteter Tendenz auf. Mit knapp 927 (870-1.000) EUR/t wird ein Euro weniger genannt als in der Vorwoche. Der Fokus liegt auf Raps der Ernte 22, der allerdings aufgrund der ungünstigen Vegetationsbedingungen derzeit auch kaum verkauft wird. Im Zuge fester Terminkurse bewegen sich die Gebote des Erfassungshandels fast 18,50 EUR/t gegenüber Vorwoche nach oben, so dass im Bundesdurchschnitt 831 (800-857) EUR/t genannt werden. Das sind so 100 EUR/t weniger als für alterntige Partien.

Am Rapsschrotmarkt drehten die Preise zuletzt für alterntige Ware erneut ins Plus. Jüngst wurden allerdings 494 EUR/t gefordert, gegenüber Vorwoche entspricht das trotz alledem einem Minus von rund 12 EUR/t. Seit Ende der Vorwoche tendieren die Preise durchweg fest. Das sorgt für gelähmte Nachfrage. Bei dem hohen Preisniveau halten sich Abnehmer mit Käufen äußerst zurück, obwohl das Angebot als mehr als ausreichend beschrieben wird. Auch die Forderungen für Sojaschrot legten in den vorangegangenen Handelstagen kräftig zu und befinden sich damit wieder auf dem Niveau von vor zwei Wochen. Prompte Partien, sowohl 44er als auch 48er Ware, verteuern sich gegenüber Vorwoche um rund 17 auf 488 bzw. 514 EUR/t. Auch GVO-freie Partien liegen mit jüngst geforderten 754 EUR/t rund 18 EUR/t über Vorwochenlinie. Das Angebot ist mehr als ausreichend, bei dem hohen Preisniveau bleibt allerdings auch am Sojaschrotmarkt das Kaufinteresse aus. Für GVO-freie Partien rechnen Marktteilnehmer zum Ende des Monats hin mit aufkeimender Nachfrage.

Die Rapsölpreise am Kassamarkt ändern in der laufenden Handelswoche die Richtung und geben nach. So werden fob deutscher Mühle am 17.05.2022 rund 2.060 EUR/t für prompte Partien aufgerufen. Auf Wochensicht entspricht das einem Rückgang von 40 EUR/t auf den tiefsten Stand seit Anfang April 22. Das äußerst knappe Angebot alterntiger Partien spiegelt sich dabei in Aufschlägen für Rapsölraffinat von bis zu 400 EUR/t wider. Auch die Forderungen für Rapsöl fob Niederlande geben nach. Mit den aktuell genannten 2.080 EUR/t verzeichnen prompte Partien im Vorwochenvergleich ein Minus von 10 EUR/t. Damit folgen die Rapsölpreise nicht der jüngsten Entwicklung an den Terminmärkten, nachdem die Rapsnotierungen in Paris zuletzt binnen einer Woche knapp 25 EUR/t zulegten. Die Umsätze am Kassamarkt bleiben auch in der laufenden Handelswoche gering. Der Lebensmitteleinzelhandel scheint nach dem massiven Nachfrageanstieg Anfang März weitgehend gedeckt zu sein. Auch von den Biodieselherstellern kommt kaum Kaufinteresse. Auslöser dafür bleibt das anhaltend hohe Preisniveau für Rapsöl, aber vor allem die Diskussion um eine reduzierte Beimischungsquote von Biodiesel, was den Rohstoffbedarf bereits 2023 merklich drücken dürfte.