Duroc-Schweine schon ab 65 kg rationiert füttern?
Duroc-Mastschweine sind bekannt für ihre hohe Futteraufnahme. Ob eine Sattfütterung oder eine Rationierung in der Endmast sinnvoller ist, hat die LWK Niedersachsen bereits in zwei Versuchen getestet. Dabei erfolgte die Rationierung ab 90 kg Lebendmasse. Weil in der Praxis auch schon in der Mittelmast rationiert wird, wurde diese Fütterungsstrategie in einem weiteren Versuch geprüft.
Fütterungsversuch in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Duroc-Kreuzungsferkel (Top Duroc x Danbred-Hybrid Sau) nach Gewicht und Geschlecht (weibliche Tiere und Kastraten) auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Alle Tiere wurden dreiphasig gefüttert. Die Kontrollgruppe erhielt das Trockenfutter ad libitum, die Versuchsgruppe wurde ab 65 kg Lebendmasse rationiert gefüttert, indem die Tagesgabe ab 65 kg LM auf etwa 37 MJ ME/Tag und ab 90 kg LM auf 40 MJ begrenzt wurde. Es war ein Gewichtsbereich von 28 bis 125 kg LM geplant. Die zusätzliche Gabe von Strohpellets diente nicht nur zur Beschäftigung, sondern sollte auch die Fresslust etwas dämpfen. Die Schweine wurden ab etwa 55 kg LM 14tägig gewogen.
Die Futteranalysen bestätigten die Planungswerte bis auf den Rohprotein- und Phosphorgehalt des Mittelmastfutters.
Mehr als 1200 g Tageszunahmen
Die Leistungen lagen im Mittel mit 1214 g Tageszunahmen und einem Futteraufwand je kg
Zuwachs von 2,24 kg auf einem sehr hohen Niveau. Die durchgehend ad libitum gefütterten Kontrolltiere erzielten 1257 g Tageszunahmen und die Versuchstiere mit Rationierung ab 65 kg LM 1172 g. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,28 bzw. 2,21 kg. Die Tiere in den Zweiergruppen nahmen täglich 2,86 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,59 kg Futter (Versuchsgruppe) auf. Diese Unterschiede konnten statistisch abgesichert werden. Bis zum Rationierungsbeginn waren die Leistungen beider Gruppen identisch.
In der Mittelmast nahmen die satt gefütterten Schweine knapp 1400 g pro Tag zu und benötigten 2,33 kg Futter je kg Zuwachs. Die rationiert gefütterten Tiere erreichten 270 g Tageszunahmen weniger, während ihr Futteraufwand bei 2,50 kg lag. In der Endmast erzielte die Kontrollgruppe noch 70 g höhere Tageszunahmen als die Versuchsgruppe, allerdings verschlechterte sich der Futteraufwand (2,71 vs. 2,42 kg). In dieser Phase fraßen die ad libitum gefütterten Schweine mit 3,9 kg täglich 600 g mehr als die Tiere mit Rationierung. In der Mittelmast nahm die Versuchsgruppe mit knapp 36 MJ ME/Tag 14 % weniger Energie auf als die ad lib. gefütterten.
Die Tiere wurden nach AutoFOM klassifiziert und wiesen Indexpunkte (IXP) je kg Schlachtkörpergewicht (SG) von 0,985 (Kontrollgruppe) und 0,991 (Versuchsgruppe) auf. Bei gleicher Schlachtausbeute war das Schlachtkörpergewicht der Kontrolltiere bedingt durch das höhere Lebendgewicht signifikant höher als das der Versuchstiere. Alle anderen Schlachtkörpermerkmale unterschieden sich nicht. In erster Linie trugen die ad lib. gefütterten Kastraten zu den sehr hohen Mastendgewichten bei. Dies liegt u.a. darin begründet, dass die Schlachtschweine nur einmal wöchentlich ausgestallt werden. Das enorme Wachstum auch am Mastende erschwert eine exakte Festlegung des voraussichtlichen Ausstallungstermins.
Geringere Futterkosten durch Rationierung
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum (März bis Juni 2024). Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 68,73 € und in der Versuchsgruppe bei 66,78 € – eine Differenz von 1,95 €. Je nach Abrechnungsmodalität ergibt sich ein unterschiedlicher Überschuss über die Futterkosten.
Werden die Schweine nach IXP abgerechnet, erzielt die Versuchsgruppe einen leicht höheren Überschuss über Futterkosten von 0,29 € je Tier. Erfolgt die Abrechnung über Muskelfleischanteil, haben die satt gefütterten Schweine mit 0,60 € die Nase vorn. Für beide Futtergruppen ist die Abrechnung nach Muskelfleischanteil lukrativer.
Weniger Erlös durch neue Abrechnungsmaske
Seit dem 1.7.2024 rechnet der Schlachthof Tönnies die Schweine nach einer neuen MFA-Maske ab. Die Preisbasis steigt um 1 % auf 60 % MFA, Abschläge für Übergewichte gibt es erst ab 107 kg Schlachtkörpergewicht. Eine weitere Änderung betrifft das Schinkengewicht: Statt 18 kg sind jetzt 19 kg erforderlich, um höhere MFA bezahlt zu bekommen.
Im Vergleich zur alten Abrechnungsmaske erlösten die Schweine nach der neuen MFA-Maske im Mittel 1,18 € je Tier weniger. Die Werte streuten insgesamt von 0 bis -3,96 € je Tier. Es gab bei 30 % der Schweine keinen Unterschied in den Erlösen nach alter und neuer Abrechnung. Diese Tiere hatten fast alle ein Schinkengewicht von unter 18 kg und mehr als 60 % MFA. Während es bei rationierter Fütterung keinen Erlösunterschied zwischen den Geschlechtern gab, wurden die ad libitum gefütterten Kastraten am härtesten bestraft. Der Mindererlös betrug 1,58 €. Die neue MFA-Preismaske ist trotz der geringeren Schlachterlöse für die Tiere dieses Versuchs günstiger als die Abrechnung nach IXP.
Wachstumsverlauf
Ab etwa 55 kg LM wurden die Schweine 14-tägig gewogen. Die Leistungen in den einzelnen Mastabschnitten sind in Tabelle 6 aufgeführt. Am 5. Wiegetermin waren bereits die ersten Tiere geschlachtet, so dass auf eine Darstellung der Ergebnisse ab dieser Phase verzichtet wird.
Nährstoffausscheidungen
Die Nährstoffausscheidungen errechnen sich aus der Nährstoffzufuhr über das Futter abzüglich
der Nährstoffmenge im Zuwachs. Dabei wurden die deklarierten Nährstoffgehalte der Mischfutter unterstellt, wenn sie durch Analysen bestätigt wurden, ansonsten wurde mit den Analysenwerten kalkuliert.
Die ab der Mittelmast rationiert gefütterten Schweine schieden rund 6 % weniger Nährstoffe aus.
Kontrollgruppe: 2,78 kg N und 1,18 kg P2O5
Versuchsgruppe: 2,61 kg N und 1,10 kg P2O5
FAZIT
Duroc-Endprodukte wurden entweder durchgehend ad libitum oder ab 65 kg rationiert gefüttert.
Die ad libitum gefütterten Kontrolltiere erzielten 1257 g und die Versuchstiere 1172 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,28 bzw. 2,21 kg, der tägliche Futterverbrauch betrug 2,86 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,59 kg (Versuchsgruppe). Alle Unterschiede waren signifikant. In der Mittelmast führte die Sattfütterung zu 270 g höheren Tageszunahmen und zu einem geringeren Futteraufwand je kg Zuwachs von 170 g. In der Endmast ab 90 kg verringerte sich der Vorsprung in den Zunahmen auf 70 g, allerdings lag der Futteraufwand um rund 300 g höher als in der rationierten Gruppe.
Die höheren Endgewichte der Kontrollgruppe führten zu einem signifikant höheren Schlachtkörpergewicht. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht unterschieden sich nicht. Die Rationierung führte bei Abrechnung nach IXP zu einem höheren Überschuss über Futterkosten von 0,29 € je Schwein. Bei Abrechnung nach Muskelfleischanteil lagen die ad libitum gefütterten Tiere mit 0,60 € vorn. Wird nach neuer MFA-Maske abgerechnet, sind die Mindererlöse zwischen den Gruppen gleich. Die Rationierung verursachte 6 % geringere Nährstoffausscheidungen. Die Sattfütterung beeinträchtigt die Schlachtkörperbewertung nicht.
DER DIREKTE DRAHT
Dipl.-Ing. agr. Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Tel: 0511 3665-4479
Email: andrea.meyer@lwk-niedersachsen.de
Dipl.-Ing. agr. Wolfgang Vogt
Leiter LPA Quakenbrück, Koordination Versuche Schwein
Tel: 05431 90309-12
Email: wolfgang.vogt@lwk-niedersachsen.de